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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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der langwierigen Aufgabe, ihr Haar zu entwirren. Vielleicht sollte sie es in Zöpfen tragen wie Sirkana, dachte sie; das wäre praktischer. Ein Teil war beinahe so verfilzt wie ein Fell. Dennoch gelang es ihr letztlich mit viel Geduld, die meisten Knoten herauszuarbeiten.
    Zara kehrte mit einem Paar Halbschuhen aus Schafsleder für Maerads Füße zurück, außerdem mit einem Tablett, auf dem sich eine Schale mit heißem Eintopf befand, sowie einem Stück ungesäuerten Brotes mit einer Art schwarzen Körner, noch warm vom Ofen. Maerad lief sofort das Wasser im Mund zusammen. Sie empfand es als Erleichterung, dass sie alleine essen würde. Kurz dankte sie Zara, dann stellte sie das Tablett auf die Truhe, die hoch genug war, um sie als Tisch zu verwenden. Zara zog sich zurück, und Maerad verschlang ihr spätes Frühstück oder frühes Mittagessen mit ungehöriger Hast. Mit einem Schlag hatte sie das Gefühl, seit Tagen nichts mehr gegessen zu haben. Der Eintopf schmeckte würzig wie nach Ziegenfleisch und war mit Sauerrahm und Fenchel abgeschmeckt. Darüber war ein Entenei geschlagen, eine Mischung, die Maerad zwar als ungewöhnlich, aber als überraschend köstlich empfand. Zum Schluss tunkte sie mit dem Brot selbst die letzte Neige aus der Schüssel.
    Durch die Mahlzeit und das warme Zimmer wurde sie äußerst müde. Mit der Absicht, sich nur kurz auszuruhen, während sie darauf wartete, gerufen zu werden, legte sie sich aufs Bett. Sie fragte sich, woher Sirkana gewusst haben konnte, dass sie die Ausersehene war, und was das in den Überlieferungen der Pilanel eigentlich bedeuten mochte; noch unbehaglicher grübelte sie darüber nach, was noch über sie bekannt sein konnte. Eigentlich hatte sie gedacht, sobald sie sich im Norden befand, würde es einfach sein zu verbergen, wer sie wirklich war, aber dem war offensichtlich nicht so. Und wenn sie tatsächlich so einfach zu durchschauen war, wie es den Anschein hatte, schwebte sie zweifellos in Gefahr… Während sie sich verschwommen über derlei Gedanken sorgte, glitt sie in einen tiefen Schlaf.
    Ruckartig erwachte sie und setzte sich auf, sofort hellwach. In der Kammer war es wesentlich dunkler; sie musste stundenlang geschlafen haben. Verunsichert entsandte sie ihr Gehör, um herauszufinden, was vor sich ging. Durch das Haus bewegten sich Menschen, die Pilanel sprachen; irgendwo in der Ferne, vielleicht draußen, sang jemand, und sie vernahm die Laute von Tieren und Kindern. Seufzend rieb sie sich die Augen. Nun, sie konnte nur abwarten. Sie wollte nicht durch das Haus schleichen wie eine Diebin. Obendrein fühlte sie sich vorläufig rundum zufrieden damit zu bleiben, wo sie war.
    Wenig später steckte Zara den Kopf zur Tür herein. Maerad lächelte und nickte. Zara kam herein und begutachtete sie, indem sie ihr Kinn in die Hand nahm und ihr den Kopf von Seite zu Seite drehte, als wollte sie sich vergewissern, dass Maerad ordentlich sauber war. Wie eine Mutter bei einem Kind strich sie Maerads Gewand glatt, dann gab sie mit der Zunge schnalzende Geräusche von sich, bis Maerad in die Halbschuhe schlüpfte. Schließlich ergriff sie ihren Arm und führte sie zurück hinunter in die Halle.
    Diesmal erwartete Sirkana sie nicht alleine. Drei weitere Personen waren bei ihr: zwei Männer, einer davon Dorn, und eine Frau. Die beiden Pilanel, die Maerad nicht kannte, starrten sie an, als sie auf sie zuging. Dabei gaben sie sich keine Mühe, ihre Neugier zu verbergen.
    »Willkommen«, begrüßte Sirkana sie auf Annaren. »Du hast uns als deinen Namen Mara genannt.« Maerad errötete, weil sie sich für ihre Lüge schämte, und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Sirkana hob die Hand, um ihr Einhalt zu gebieten. »Ich glaube, das ist nicht dein üblicher Name, aber vorerst wird er reichen«, sagte sie. »In diesen dunklen Tagen gibt es gute Gründe für Vorsicht. Lass mich dir meine Freunde vorstellen, denen ich mein Leben anvertrauen würde. Es sind Tilla ä Minatar« - die Frau, fast so groß wie Sirkana, nickte an dieser Stelle - »und Vul ä Taqar. Dorn ä Hadaruk hast du ja bereits kennen gelernt.«
    Maerad verneigte sich vor den einzelnen Pilanel, dann schob ihr Zara, die Maerad als ihre persönliche Verantwortung zu betrachten schien, einen Stuhl zu und bedeutete ihr, dass sie sich setzen sollte. Maerad folgte ihrer Aufforderung, schaute fragend zu Sirkana, überlegte, ob sie als Nächste das Wort ergreifen und was sie sagen sollte. Eine kurze, etwas verlegene

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