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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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schwach, um die Kiefer kräftig genug zusammenzupressen, und als das Wasser in ihren Mund träufelte, schluckte sie unwillkürlich. Sie versuchte, den nächsten Schwall auszuspucken, doch auch das konnte sie nicht. Sie warf den Kopf hin und her, aber jemand hielt ihn fest, sodass ihr selbst jenes Aufbegehren verwehrt wurde. Als man ihr warme Suppe einflößte, erstickte sie fast daran, bevor sie schluckte. So könnte ich mich töten, dachte sie, und als der nächste Mund voll kam, erwartete sie ihn begierig und versuchte, den Mund so sehr zu füllen, dass sie nicht mehr atmen konnte, damit die Suppe in ihre Lungen gelangen und sie ertränken würde; doch trotz aller Bemühungen schluckte sie unwillkürlich. Dasselbe wiederholte sich mehrmals, bis sie die Schale geleert hatte.
    Danach ließ man sie in Ruhe. Sie lag auf dem ruckenden Schlitten, während ihr letztlich doch noch Tränen aus den Augen traten. Selbst ihr Körper verriet sie. Die Zeit hatte alle Bedeutung verloren. Das Leben glich einer unendlichen Folter, ging in eine endlose Nacht über, in der sich schlimme Träume und noch schlimmeres Erwachen abwechselten. Die Jussacks wollten nicht, dass sie starb; sie nahmen gehörige Mühen auf sich, um zu gewährleisten, dass sie am Leben blieb. Sie wurde gefüttert und sauber gehalten, was unter den unwirtlichen Bedingungen alles andere als eine einfache Aufgabe darstellte. Die Fesseln waren eigentlich kaum nötig; Maerad fühlte sich so schwach, dass sie nicht einmal die Arme zu heben vermochte. Manchmal heulte der Wind, und Schneeflocken rieselten ihr ins Gesicht; bis es jemand bemerkte und sie zudeckte, erwies sich ihre Unfähigkeit, den Schnee wegzuwischen, als schlimmere Folter als fast alles andere.
    Wenn sie überhaupt noch etwas empfand, dann Hass. Er glich einem kalten Gift in ihrer Seele. Sie lernte, jeglichem Ungemach ihres Körpers keine Beachtung zu schenken, außer wenn die Schmerzen so überwältigend wurden, dass sie ihren gesamten Geist ausfüllten und sie glaubte, wahnsinnig zu werden, wenn sie es nicht schon längst war. Fieber und Schüttelfrost suchten sie mit so heftigen Krämpfen heim, dass sie beinahe ausreichten, um ihre Fesseln zu lösen. Doch trotz allem begann ihr Körper zu heilen. Nach einer Weile blieben die Krämpfe aus, und nur noch die Kälte quälte sie. Die Jussacks bedeckten sie mit genug Fellen, um sie vor dem Erfrieren zu bewahren, jedoch mit zu wenigen, um sie warm zu halten. Sie träumte, dass ihr linker Arm abgefroren und wie ein Eisklumpen von ihr abgefallen war. Als sie erwachte, war sie überrascht, dass er noch da war.
    Sie stank nach Blut. Dharins Blut hatte ihren Pelzmantel durchtränkt, und obwohl das Gröbste davon gesäubert worden war, fühlte sich der Pelzsaum am Kragen steif davon an, zudem spürte sie die geronnenen Klümpchen in ihrem Haar. Es stammte von Dharin, war das Letzte, was sie von ihm hatte, und so beklagte sie sich nicht. Dann setzte ihre Monatsblutung ein. Sie fühlte sich, als weinte ihr gesamter Körper Blut; nach dem Schlafen erwachte sie in dessen säuerlichem Moder.
    Anscheinend hatte man einen Mann mit der Aufgabe betraut, sie am Leben zu erhalten. Anfangs sah er für Maerad wie all die anderen Jussacks aus: Sie waren alle so hellhäutig wie Maerad, besaßen langes, blondes Haar, lange, geflochtene Barte und fahlblaue Augen, umgeben von blauen Tätowierungen. Maerad gab sich keine Mühe, sie voneinander zu unterscheiden: Für sie verkörperten sie allesamt namenlose Wilde.
    Dieser Jussack allerdings erwies sich als nicht ganz so groß wie die anderen, und ungeachtet der Tätowierungen hätte Maerad sein Gesicht unter anderen Umständen als nett empfunden. Wenn er sie sauber machen musste, was er mit einem in klares Fett oder Öl getränkten Tuch tat, zeigte er sich stets respektvoll, fast zaghaft. Auch wenn er sie fütterte, ging er zwar zielstrebig und entschlossen, jedoch keineswegs grob zu Werke. Wider Willen fielen Maerad diese Dinge auf. Mittlerweile spuckte sie ihm zwar nicht mehr ins Gesicht, aber sie verwehrte sich seinen Versuchen, sich mit ihr zu verständigen, obwohl manchmal unverkennbar war, dass er ihr seinen Namen mitteilen wollte und sich nach dem ihren erkundigte. Sie tat einfach so, als verstünde sie ihn nicht.
    Kurz, nachdem sich Träume und Wirklichkeit wieder voneinander gelöst hatten, wurde sie von dem Hexer untersucht, welcher den Anführer der kleinen Truppe bildete. Er begutachtete sie, als wäre sie eine Ware,

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