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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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und versuchte, etwas Wärme in sie zurückzumassieren. Schließlich regte er sich und ergriff das Wort.
    »Ich bin nicht daran gewöhnt, mit deinesgleichen zu sprechen. Ich möchte nicht, dass du dich fürchtest, und auch deinen Zorn will ich nicht. Deinen Kummer bedauere ich.«
    »Und dennoch hat mich alles, was du getan hast, mit Kummer, Furcht und Zorn erfüllt«, gab Maerad zurück. »Sollte ich dir all das jetzt verzeihen?«
    »Deinen Kummer kann ich nicht nachvollziehen«, erwiderte Arkan. »Er ist hochmütig und voller Wut gegen den Tod. All jene, von denen du sagst, sie wären tot, befinden sich lediglich an einem anderen Ort. Es gibt einen anderen Kummer, den Kummer der Unsterblichkeit, den Menschen nicht verstehen.« »Außer dem Namenlosen«, schränkte Maerad ein.
    »Außer Sharma. Aber er versteht ihn nicht so wie wir Elidhu. Für ihn ist endloses Leben gleichbedeutend mit endlosen Qualen. Bei uns verhält sich das anders.«
    Eine weitere Pause entstand, während der Maerad ihre Gedanken zu ordnen versuchte. Sie besann sich ihres Gelübdes zu fliehen, der Notwendigkeit herauszufinden, was Arkan wusste.
    »Du willst ein Lied, das ich nicht verstehe und nicht lesen kann. Du weißt, dass es auf meine Leier geschrieben ist, aber du sagst, es nützt dir nichts. Du behauptest, mehr über mich zu wissen als ich selbst, aber du willst mir nicht verraten, was du weißt. Wenn es keinen Zweck erfüllt, das ich hier bin, und du mich nicht töten willst, warum lässt du mich dann nicht einfach gehen?« »Es gibt etwas, das ich nicht weiß«, gestand Arkan.
    »Und das ich weiß?« Fragend sah Maerad ihn an. »Was weiß ich schon? Ich weiß gar nichts.«
    »Wissen und Sein sind gar nicht so verschieden.« Arkan bannte Maerad mit einem durchdringenden Starren. »Begreifst du denn nicht, dass du ein Teil des Rätsels bist?«
    »Ein Teil welchen Rätsels?«, wiederholte Maerad verwirrt. »Ich dachte, das Baumlied sei das Rätsel.«
    »Ja«, bestätigte der Winterkönig. »Und du bist ein Teil des Baumlieds. Es kann nicht befreit werden, es sei denn durch deine Hände.«
    Ungläubig schaute Maerad zu Arkan auf. »Was soll das heißen? Ich muss das Lied spielen?«
    »Es muss befreit werden, um zurückgegeben zu werden. Du bist die Spielerin, die Sängerin und die Sucherin. Hast du das nicht gewusst?«
    Maerad hob die verstümmelte Hand und hielt sie Arkan vors Gesicht. »Ich kann gar nichts mehr spielen«, gab sie leidenschaftlich zurück. »Erst recht kein Lied, das ich nicht verstehe. Ich bin verkrüppelt, verstehst du das? Und ich kann nicht so lesen wie Barden. Mein ganzes Leben lang war ich eine Sklavin. Doch selbst wenn nicht, selbst wenn ich weise wäre, könnte ich es nicht lesen. Nicht einmal die gelehrtesten Barden vermögen jene Schrift zu entziffern.«
    Heftig atmend setzte Maerad ab und starrte Arkan verbittert an. »Ich habe versagt. Ich habe alle enttäuscht, die ich liebe und die mich geliebt haben. Ich bin weder meinem Namen noch den Prophezeiungen gerecht geworden. Und jetzt enttäusche ich sogar dich. Warum lässt du mich nicht einfach gehen?« »Weshalb möchtest du von hier weg? Es ist doch behaglich, oder? Aber vielleicht genügt dir das nicht. Sag, was du begehrst, und ich will tun, was in meiner Macht steht, um es dir zu bieten.«
    Stumm überlegte Maerad. Sie begehrte ihre Freiheit, doch das war etwas, das Arkan ihr eindeutig nicht zu gewähren gedachte. »Es gefällt mir nicht, in meiner Kammer gefangen zu sein«, sagte sie mit leiserer Stimme. »Ich möchte mich im Palast umsehen. Ich möchte nach draußen gehen.«
    »Du kannst hier nicht fort, Elednor von Edil-Amarandh. Du tätest gut daran, dir das vor Augen zu halten, statt Zeit mit vergeblichen Fluchtversuchen zu vergeuden.« Als Arkan ihren Namen aussprach, fühlte Maerad sich, als risse er an einer engen Leine, die ihren Geist umfing, wodurch er sie an die Macht erinnerte, die er über sie besaß: Allerdings spürte sie diesmal noch etwas anderes, eine Schwäche. Vielleicht war seine Herrschaft über sie nicht so vollkommen, wie er gedacht hatte.
    »Und wie lange hast du vor, mich hier festzuhalten?«
    »Du wirst bleiben, so lange ich dich brauche. Während du hier bist, kann Sharma dir nichts anhaben: Er besitzt nicht die Macht, mich in meinem eigenen Herrschaftsgebiet herauszufordern. Du hast ja keine Ahnung, wie sehr er dich finden will oder wie glücklich du dich wähnen kannst, dass ich dich zuerst entdeckt habe. Sharmas Spitzeln und

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