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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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überhaupt nicht bündeln, obwohl sie mittlerweile über genügend Gespür dafür verfügte, ob sie darauf Zugriff oder nicht. Es war eine knifflige, heikle und bisweilen recht enttäuschende Arbeit. Maerad fand, dass es ein wenig dem Versuch ähnelte, mit den Ohren zu wackeln: Zuerst musste man diese unverwendeten Muskeln bewusst aufspüren und dann erlernen, wie man sie kontrollierte.
    Bardenkräfte waren vernunftbegründet, wurden durch Vorstellungskraft unterstützt und mittels Willen und der Hohen Sprache gelenkt. Mit den Elementarkräften verhielt es sich völlig anders. Sie waren schneller als ein Gedanke und schienen vorwiegend auf Eingebung zu beruhen. Obwohl auch sie sich durch Willenskraft leiten ließen, strömten sie aus Maerads Gefühl heraus. Bald fanden sie heraus, dass ihre Kräfte für die Kunst des Trugs nutzlos waren; nach einigen erfolglosen Versuchen mutmaßte Cadvan, dass die Elidhu, wenn sie Trugbanne schufen, eher mit festen Stoffen als mit Täuschungen des Auges arbeiteten.
    »Du meinst, dass Ardina sich tatsächlich völlig verändert hat?«, fragte Maerad neugierig. »Als sie beispielsweise in der Ratshalle verschwand?« »Ja, das glaube ich«, bestätigte Cadvan nachdenklich. »Probieren wir es einfach aus.« Er vollführte die Trugbanngeste und sah sich um, bis er sich für einen in der Nähe aus dem Boden ragenden Stein entschied. »Also, ich kann diesen Stein wie einen Löwen aussehen lassen.« Plötzlich regte sich der Stein, und da war ein Berglöwe, der verschlafen in der Sonne blinzelte. Er gähnte, wodurch er lange gelbliche Fänge entblößte, dann verwandelte er sich wieder in den Stein. »Aber das ändert nichts am Stein selbst, nur daran, wie du ihn siehst. Undjetzt lass uns versuchen, ob du den Stein selbst verändern kannst, ohne einen Trugbann zu verwenden.«
    Maerad schloss die Augen, um die Gedanken besser bündeln zu können, suchte in ihrem Geist nach dem Ort, an dem die Elementarkräfte schlummerten, und zwang dem Stein ihren Willen auf, um ihn in einen Löwen zu verwandeln. Nach einer Weile schlug sie die Augen auf, doch nichts war geschehen. »Versuch’s noch mal«, forderte Cadvan sie ermutigend auf.
    »Ich glaube nicht, dass es klappen wird«, meinte sie. »Vielleicht geht so etwas überhaupt nicht.«
    Cadvan zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich nicht«, räumte er ein, »aber versuch es trotzdem noch einmal.«
    Seufzend schloss Maerad erneut die Augen. Verärgert durch ihr Versagen gestaltete sie ihren Befehlswillen diesmal noch nachdrücklicher. Sie dachte an den Berglöwen, den sie einst in Annar gesehen hatte, seine Hitze, sein zottiges Fell, seinen Katzengestank, seine gewaltige Größe. Dabei bündelte sie die Gedanken, bis ihr Verstand zu knistern begann.
    Plötzlich ertönte das ohrenbetäubende Knirschen von splitterndem Stein. Erschrocken schlug sie die Augen auf. An der Stelle, an der sich der Stein befunden hatte, stand ein mächtiger Löwe, das Maul zum Brüllen geöffnet, während der Schwanz hin und her schwenkte. Die Augen loderten rot vor Zorn, als hätte er den Arger aufgesogen und verstärkt, den Maerad empfunden hatte, als sie auf ihre Kräfte Zugriff.
    »Beim Licht!« Cadvan sprang auf und wich vorsichtig, mit vor sich ausgestreckten Händen zurück. »Hader, andhaseä«, sagte er beschwichtigend, und das rote Leuchten in den Augen des Löwen ließ nach. Das Tier gähnte. »Hader. Hader.« Nach und nach erschlaffte der Löwe, als überkäme ihn eine gewaltige Erschöpfung, dann rollte er sich recht unverhofft wie eine Hauskatze mit dem Schwanz an der Schnauze zusammen und schlief ein. Maerad saß mit offenem Mund da.
    »Tja, ich schätze, das beweist etwas«, meinte Cadvan, sah Maerad an und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Allerdings habe ich keine Ahnung, warum ich ausgerechnet einen Löwen vorgeschlagen habe. Erschaff nächstes Mal besser ein Kaninchen. Ich denke, du solltest ihn jetzt in einen Stein zurückverwandeln.« »Ich weiß aber nicht wie«, entgegnete Maerad. »Was soll das heißen? Du hast gerade einen Stein in einen Löwen verwandelt, also musst du es doch auch umgekehrt können.«
    Maerad mühte sich damit ab auszudrücken, was sie meinte. »Ich glaube, etwas in das zurückzuverwandeln, was es war, ist etwas anderes. Dafür muss ich etwas anderes tun«, erklärte sie. »Es ist nicht dasselbe einfach umgekehrt.« »Naja, irgendetwas müssen wir unternehmen«, erwiderte Cadvan. »Ich glaube kaum, dass Ankil eine

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