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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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abgesehen breiteten seine Wasser sich seicht aus und gleißten silbrig über kiesige Sandbänke. Ein böiger, kalter Wind kam auf und blies landeinwärts, bauschte das Segel und trieb sie stromaufwärts an steilen, dicht bewaldeten Hängen vorbei. Die letzten Strahlen der Sonne tünchten die Wipfel, deren Schatten auf die Wasseroberfläche fielen, in Gold. In der Luft hing der zarte Duft von Blättern, Gras und Blumen. Sie hörten die Laute von Vögeln, die sich auf ihre Hockplätze niederließen, außerdem vereinzelt das Gezänk von Enten. Nachdem die Sonne untergegangen war und ein abnehmender Mond den Himmel erklommen hatte, liefen sie einen steinernen Bootssteg an, der von einen kleinen, um eine Art natürliche Lagune errichteten Hafen umgeben war, gerade groß genug für ein halbes Dutzend Boote.
    Owan vertäute die Weiße Eule, und alle drei verließen sie das Boot, wobei Maerad die Reling zum Abschied tätschelte, als sie über die Laufplanke ging. Ihr war klar, dass sie nie so etwas wie eine Matrosin werden würde, dennoch fühlte sie sich dem Schiff innig verbunden; es hatte allen Unbilden der See, des Windes und des Ungeheuers standgehalten und sie wohlbehalten zurück ans Ufer befördert.
    Schweigend gingen sie einen schmalen, blätterübersäten Pfad entlang, der die Uferböschung hinaufführte und schließlich durch die Bäume in offene Felder mündete. Maerad sah eine Schar von Lichtern durch die Dunkelheit blitzen. Bald darauf gelangten sie zu einem Weiler aus etwa einem Dutzend Gebäuden. Owan blieb auf der Straße stehen, schaute nach links und nach rechts und führte sie letztlich zum größten Haus. Es handelte sich um ein zweigeschossiges Bauwerk aus Holz und Verputz, bemalt mit kunstfertigen Bildnissen, die Barden und Dorfbewohner bei der Arbeit zeigten.
    »Das ist das Landhaus des Obersten Barden von Gant«, erklärte Owan lächelnd, als sie die Eingangstür erreichten und er den silbernen Klopfer betätigte. »Ich war erst ein paar Mal hier, aber ich kann euch sagen, dass es berühmt für seine Gastfreundschaft ist.«
    Die Tür öffnete sich. Zum Vorschein kam ein großer, dunkelhaariger Mann. Er streckte zur Begrüßung die Arme aus und scheuchte sie ins Haus. »Cadvan! Owan! Kommt herein, meine Freunde. Es ist zu lange her, seit wir uns zuletzt gesehen haben. Und du bist Maerad von Pellinor? Mein Name ist Gahal, Gahal von Gant. Kommt herein, kommt herein. Stellt eure Bündel hier ab, und warte, lass mich diesen Mantel nehmen. Zuerst etwas zu essen und zu trinken, ja? Ich glaube, nichts macht so hungrig wie Segeln. Nein, keine Sorge, ich zeige euch bald eure Zimmer. So, da sind wir.«
    Verdutzt erkannte Maerad, dass er den ganzen Weg durch den Flur ohne Unterlass geredet hatte.
    Als sie das Wohnzimmer betraten, sog sie hörbar die Luft ein. Mittlerweile hatte sie sich an prächtige Räume gewöhnt, doch dieser war etwas ganz Besonderes. Bodenlange Vorhänge aus bestickter Seide aus Thorold, die in einem üppigen Goldton glänzten, verhüllten die hohen Fensterflügel, und die niedrigen Sofas waren mit demselben Stoff überzogen. Aber es waren die Wände und die Decke, die Maerad vor Erstaunen innehalten ließen. Die Wände waren mit hellem Zedernholz getäfelt. Jede herrlich geschnitzte Täfelung umrahmte das Bildnis eines anderen Vogels. Die Decke war mit einer Vielzahl von fliegenden Vögeln bemalt, die alle in einer Spirale auf die Mitte des Raumes zuhielten. Vorübergehend zeigte Maerad sich sprachlos und nahm unwillkürlich das Glas Wein an, das ihr in die Hand gedrückt wurde. Sie fühlte sich viel zu schmutzig, um sich in einem solchen Zimmer niederzusetzen, aber Gahal drückte sie beinahe auf ein Sofa, ehe er, ständig gesellig plaudernd, Leckereien und Getränke herumreichte. Maerad begnügte sich damit, den Raum zu betrachten, und verrenkte sich den Hals, um das Gemälde an der Decke zu sehen. Die Vögel entstammten Dutzenden verschiedener Arten, allesamt sorgfältig in allen Einzelheiten an einem azurblauen Himmel dargestellt, über den rosige Wolken trieben. Zu den Fensterflügeln hin verdunkelte das Firmament sich zu Abendfarben, und dort funkelte zwischen den Wolken ein einzelner Stern. Maerad war überzeugt davon, dass es sich um Ilion handelte. »Gefallen dir meine Vögel?«, fragte Gahal und schreckte sie damit aus ihrer Träumerei hoch.
    »O ja«, antwortete Maerad. »Ich glaube, ich habe noch nie ein so wunderschönes Zimmer gesehen.«
    Gahal wirkte erfreut. »Ich habe

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