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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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fliehen, sich mit Irc treffen und das Weite suchen.
    Zelika war nicht im Blinden Haus. Wo steckte sie? Irc hatte offenbar Recht gehabt: Sie musste einem der anderen Blöcke zugewiesen worden sein. Einen schrecklichen Augenblick schwankte Hem. Jeder Teil seines Wesens brüllte danach, vor dem Grauen von Sjug’hakar Im zu fliehen. Aber er konnte nicht ohne Zelika verschwinden. Er musste bleiben.
    Hem erinnerte sich später nicht mehr an seine Rückkehr zu Blut-Block Zwei. In völliger Schwärze huschte er mit angehaltenem Atem an Untoten vorbei, so stark abgeschirmt, dass er sich kaum noch bewegen konnte und wie in einem Albtraum durch zähe Luft watete. Eine lange Weile lauschte er vor der Hütte, ehe er sie zu betreten wagte, da er kaum glauben konnte, dass der Tumult draußen die Bluthunde nicht aus ihrem Drogenschlummer geweckt hatte. Doch alles, was er hörte, war das Säuseln des Schlafes. Schließlich nahm er allen Mut zusammen, schob sich am Wachbann vorbei durch die Tür und kroch in sein Bett. Unter seinem Schild zerlegte er so rasch wie möglich sein Ebenbild und andere Zauber, wobei er sich dazu zwang, planvoll vorzugehen und keinen Fehler zu machen. Angetrieben wurde er von einem hartnäckigen Überlebensinstinkt, denn klar denken konnte er nicht. Zuckungen und Übelkeit suchten seinen gesamten Körper heim, seine Muskeln verkrampften sich vor Erschöpfung, und sein Schädel dröhnte vor Schmerzen. Aber am schlimmsten von allem war das Wissen, dass er dabei versagt hatte, Zelika zu retten; das Elend hatte sich so erstickend in ihm ausgebreitet, dass er kaum atmen konnte.
    Schließlich lag Hemauf seiner Pritsche, hatte seine Magie tief in sich verborgen und starrte in die Dunkelheit empor. Trotz seiner Erschöpfung glaubte er, nie wieder schlafen zu können; sein gesamter Körper schien zu kribbeln. Nur wenige Augenblicke später spürte er, wie der Wachbann sich regte, dann wurde die Tür zu Blut-Block Zwei aufgerissen.Eine dunkle Gestalt in einem Mantel trat ein.
    Es war ein Untoter, aber nicht ihr üblicher Hauptmann. Hem leerte seine Gedanken, als er fühlte, wie die Augen des Untoten durch den Raum wanderten und er nach Zeichen des Spitzels Ausschau hielt, der in das Blinde Haus eingedrungen war. Über Hem strich er kurz hinweg, dann fokussierte sich sein Blick in der Nähe und heftete sich ein paar Lidschläge lang auf ein Mädchen, das im Schlaf stöhnte und sich herumrollte. Dann machte der Untote auf dem Absatz kehrt und schlug die Tür hinter sich zu. Einer der anderen Bluthunde schrie auf und wand sich in einem Albtraum, dann kehrte Totenstille in die Hütte ein.

 
Spitzel
    Die Auswirkungen von Hems Einbruch in das Blinde Haus zeigten sich sofort und erwiesen sich als heftig. Am nächsten Tag wurde die Ausbildung ausgesetzt, weil sämtliche Blöcke gründlich durchsucht wurden. Gefunden wurde jedoch nichts: Hem hatte damit gerechnet und sich entsprechend dagegen geschützt. Nachdem der Untote in der vorigen Nacht den Blut-Block verlassen hatte, war Hem gedanklich seine Habseligkeiten durchgegangen, um zu überprüfen, ob ihn etwas davon verraten könnte. Das Einzige, was Argwohn hätte erregen können, waren die Stoffbündel mit dem aus der Küche gestohlenen Morralin, doch er war zu vorsichtig gewesen, um sie in der Hütte zu verstecken. Stattdessen hatte er sie unter einem Glimmerschleier in der Nähe der Gemüsegärten vergraben. Langsam und schmerzlich hatte er seine Pritsche von jeglichen erdenklichen Anzeichen seiner Magie gereinigt; es war nicht genug gewesen, um aus einem Schritt Entfernung gespürt zu werden, aber im Fall einer eingehenden Überprüfung hätte ein Untoter leichte Schwingungen wahrnehmen können, die Hem verraten hätten. Danach hatte er kurz geschlafen, zu ausgelaugt und verängstigt, um auch nur an den Versuch zu denken, mit Irc zu sprechen.
    Er war froh über seine Vorsichtsmaßnahmen, so schwierig sie sich zu jenem Zeitpunkt gestaltet hatten. Die Spinne leitete die Durchsuchungen, und Hem zitterte bei dem Gedanken, der Untote könnte seine Aufmerksamkeit unmittelbar auf ihn richten. Die Fähigkeiten der Spinne waren dergestalt, dass sie Schranken und Schilde zu spüren vermochte, und es schien durchaus möglich, dass sie seine zerbrechliche Tarnung durchdringen könnte.
    Was dies für Folgen hätte, wagte er nicht, sich auszumalen. Er stand mit all den anderen Bluthunden von Blut-Block Zwei draußen, während die Spinne ihre Hütte peinlich genau durchkämmte. Die

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