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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Bluthunde waren so früh aus den Betten geholt worden, dass sie keine Zeit gehabt hatten, sich in die Arme zu schneiden und ihre Male auf die Stirnen zu schmieren. Verwirrt und ein wenig verängstigt standen sie im wässrigen Wintersonnenlicht.
    »Sie suchen nach dem Spitzel, das tun sie«, flüsterte ein kleines Mädchen. Verächtlich schaute sie über den Platz zu den anderen Blöcken und schnaubte. »Tja, im Blut-Block werden sie ihn nicht finden, so viel ist sicher.«
    Hem war sogar zu müde, um sich zu fürchten. Er stand einfach da und beobachtete das Geschehen mit hohlem Blick.
    »Wahrscheinlich ist es Schwertschwinger«, sagte Plünderer und stieß Hem den Ellbogen in die Rippen. »Na, Lust auf den Stachel, Schwertschwinger? Der Kötertod bekäme dir auch gut, so viel steht fest.« Angewidert spuckte er aus.
    »Ja, wahrscheinlich ist es Schwertschwinger. Ich gehe und sage es sofort der Spinne. Es gibt eine ordentliche Belohnung, hat er gesagt.« Ein Bluthund, den Hem besonders wenig leiden konnte, ein wieselartiger Junge mit Schielaugen, lachte gemein. »Komm schon, Schwertschwinger, wir liefern dich aus.«
    Diesmal hatte Hem wirklich Angst; er wollte nicht im Mittelpunkt dieser Aufmerksamkeit stehen, während die Spinne so nahe war. »Nein, Zahn, nein, ich würde niemals für jemanden spitzeln!«, begehrte er auf, als Zahn und einige seiner Spießgesellen sich grinsend um ihn scharten. »Sag so was nicht! Ich bin pflichtbewusst, nicht wahr, Plünderer? Nicht wahr?«
    Hem spielte die Zielscheibe des Scherzes, wie er es in den vergangenen Tagen so oft getan hatte, und betete, dass die Bluthunde des Spiels bald überdrüssig würden. Plünderer kicherte nur, und die anderen verloren das Interesse; eine Befehlshaberindes Lagers hatte die Augen auf sie gerichtet, und wenngleich sie keine Untote war, beunruhigten die Blicke die Bluthunde. So blickten sie finster drein und scharrten mit den Füßen im Dreck.
    Es schien sehr lange zu dauern, bis die Spinne mit den übrigen Untoten herauskam, der Befehlshaberin zunickte und zu Blut-Block Drei weiterging. Erleichterung durchströmte Hem und ließ ihn kribbelig und leicht benommen zurück. Offenbar hatte man nichts gefunden.
    Später hörte er, dass man im Lager ein geheimes Päckchen entdeckt hatte, das mächtige Zauber enthielt. Wilde Gerüchte fegten durch Sjug’hakar Im. Angeblich handelte es sich bei den Zaubern um Flüche, die ihr Mark in heißes Blei verwandeln würden, während sie schliefen, oder die auf ein Wort des Spitzels hin (der mittlerweile ein mächtiger Hexer war) zu unsichtbaren Spinnen würden, die ihnen in die Ohren kröchen und ihre Gehirne fräßen. Andere behaupteten, man hätte verzauberte Waffen im Gemüsegarten vergraben gefunden. Hem legte die geflüsterten Gerüchte so aus, dass die Spinne seine Päckchen mit Morralin entdeckt hatte. Wenn die Neuigkeiten stimmten, hatte er allen Grund sich zu fürchten: Er hatte die Bündel mit einem starken Glimmerschleier versehen und sie dadurch in Sicherheit gewähnt. Hem wurde klar, dass sein einziger wahrer Schutz die Unscheinbarkeit unter den Hunderten Bluthunden war: Er hielt es für höchst unwahrscheinlich, dass die Spinne jeden Einzelnen überprüfen würde.
    Hem fragte sich, wie lange es dauern würde, bis jemand seine ungewöhnliche Ankunft in Sjug’hakar Im mit dem Spitzel in Verbindung bringen würde. Vielleicht galt er als unbedeutend genug, um dem Augenmerk der Meister der Untoten zu entgehen; der Untote, der ihn bei seinem Eintreffen befragt hatte, war, wie er mittlerweile erkannt hatte, äußerst niedrigen Ranges.
    Die Durchsuchung der Blöcke endete zu Mittag, und die Bluthunde wurden aufgerufen, sich auf dem Ausbildungsgelände zu versammeln. Ein Zählappell wurde vorgenommen, der sehr lange dauerte. Danach wandte die Spinne sich an die Bluthunde, doch die Rede war kurz und wenig aufschlussreich. Gesagt wurde nur, dass die Bluthunde am nächsten Tag nach Dagra marschieren würden. In jener Nacht hatten Hem und Irc ihren ersten richtigen Streit. Irc war entsetzt, dass Hem vorhatte, mit den Bluthunden nach Dagra aufzubrechen, und wütend, dass Hem ihm auftrug, zu Hared zu fliegen und auf seine Rückkehr zu warten.
    Wir marschieren durch die Glandugir-Hügel, Irc, sagte Hem. Dorthin willst du mir bestimmt nicht folgen. Das ist viel zu gefährlich.
    Dorthin will ich nie zurück, erwiderte Irc. Bei ihrer Gedankenberührung sah Hem verschwommene Bilder von Dingen, die Irc verängstigt

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