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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Spitze des Ehernen Turms frei, die hochmütig über die Zinnen der Zitadelle aufragte. Der Anblick dieser Festung innerhalb einer Festung ließ ihn zaudern: Das Bauwerk erschien ihm wie eine grausame, gewaltige Klinge, deren Bestehen den Himmel verletzte. Die unteren Ebenen des Turmes stützten gewaltige wulstige Eisenschultern, die lange Rostspuren zogen, und die unzähligen Höfe, Bergfriede, Brustwehren und kleineren Türme bauten darauf und ineinander auf, schwarze Reihen aus Fels, die wie Reißzähne aussahen.
    Widerwillig, gelenkt von einer gebannten Abscheu, wanderte Hems Blick über die schartigen Höhen zum scharfen Gipfel empor, wo eine lange, weiße Klinge die Wolken aufschlitzte. Ein verirrter Sonnenstrahl fing sich im Stahl und gleißte, blendete Hems Augen mit einer böswilligen Grellheit. Er blinzelte, wodurch er den Bann brach, und kippte beinah um. Hem war derart benommen, dass er den Tritt und den Fluch kaum bemerkte, die er sich durch sein Stolpern von dem neben ihm marschierenden Bluthund einhandelte.
    Wie betäubt stapfte er mit den Bluthunden auf das gewaltige Eisentor zu. Als sie es erreichten, hob es sich mit einem schauderhaften Ächzen von Metall, öffnete sich langsam wie ein riesiges Maul. Einige der Bluthunde brachen in Jubel aus, doch ihre Stimmen wurden von der schweren Luft gedämpft und rasch verschluckt. Hem schloss die Augen, als er unter dem Schlussstein hindurchging, dessen Schatten er wie eine ihn zermahlende Last spürte. Ihm war so schwindelig, dass er kaum sehen konnte. Mit einem dumpfen, mächtigen Knall fiel das Tor hinter ihnen zu.

 
Der eherne Turm
    Hem stolperte vor sich hin und versuchte, auf wackeligen Beinen mit den Bluthunden Schritt zu halten. Stumm blickte er von einer Seite zur anderen, jeder Gedanke daran, zu handeln, von blankem Grauen ertränkt. Sie marschierten eine breite Prachtstraße düsterer Erhabenheit entlang. Es war eine der Hauptstraßen, die strahlenförmig vom Ehernen Turm ausgingen. Entlang ihrer Mitte und Seiten verliefen Reihen schmuckloser Säulen aus poliertem Stein oder Metall, so hoch, dass sich ihre Gipfel in den giftigen Nebelschwaden verloren, die rings um die Zitadelle die Luft verpesteten. Die Gebäude zu beiden Seiten waren hoch und fensterlos, lotrechte Flächen polierten Felses, die blind über sie hinwegstarrten, mit Türen aus Bronze, Kupfer oder Messing. Nach einer kurzen Weile bogen sie auf wesentlich kleinere und schäbigere Straßen ab, von denen schmale, dunkle, übel riechende Gassen abzweigten. Anschwellender metallischer Lärm drang ihnen entgegen und wurde bald so laut, dass Hem sich halb ertaubt die Ohren zuhielt. Sie befanden sich in der Straße der Waffenschmiede. Schwefelige Feuerdämpfe versengten ihm das Gesicht, als sie an riesigen Essen vorbeigingen, wo Hunderte Hämmer auf Hunderten Ambossen klirrten und gewaltige, von Gruppen halb nackter Männer betätigte Blasebalge die Feuer weiß vor Hitze bliesen und Funkenwirbel in die tiefe Dunkelheit aufstieben ließen. Winzige Gestalten, die in der Hitze vor Schweiß glänzten, schmiedeten todbringende Kanten auf die Waffen für die unersättlichen Arsenale der Finsternis. Hem sah Schwerter und Kurzschwerter, Speere, Hellebarden, Piken und Wurfspieße, Keulen, Kriegshämmer und Äxte, Kettenhemden und Brustharnische, Helme, Bein- und Armschienen, Rüstungen aus Ketten, Schuppen und Platten, die sich zu Hunderten an den Mauern stapelten.
    Dies war das Herz der Kriegsschmiede des Namenlosen. Seine Sklaven schufteten in den Minen fern im Süden, schürften funkelndes Erz aus geheimen Orten hervor und schleppten es in schweren Wagen zu den Schmieden von Dagra. Kurzzeitig verschlug Hem das Ausmaß der Betriebsamkeit die Sprache. Er dachte zurück an die Waffenschmieden, die er in Turbansk gesehen hatte: Auch sie waren Orte der Flammen und des Eisens gewesen, an denen Werkzeuge des Todes geschaffen worden waren. Allerdings hatten sie ihn nicht mit Grauen erfüllt. Warum eigentlich nicht?, fragte er sich, während er entsetzt durch die Türen der Schmieden von Dagra spähte. Warum nicht?
    Sie ließen die Gießereien hinter sich und bahnten sich einen Weg durchandere Viertel: Straßen mit Gerbern, Webern und Schustern, Bäckereien und Töpfereien, Wagenbauern und Stellmachern, Messerschleifern und Wäschereien, Stallungen mit Ochsen, Pferden und den metallgepanzerten Irzuk. Auch all das benötigte der Namenlose, und die Vorbereitungen beschäftigten Tausende Sklaven.
    Auf den

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