Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe
Außerdem teilte er Saliman seine Vermutungen darüber mit, wo sie eingesetzt werden sollten. Schließlich holte er das Pergament hervor, das Irc auf dem Rückweg aus einem Dorf gestohlen hatte. »Was Irc und ich nicht herausfinden konnten, ist, wer gewonnen hat«, sagte er. »Imank oder Sharma? Wir dachten, diese Schriftrolle könnte uns einen Hinweis darauf geben, es ist eine Art Ankündigung; aber ich kann sie nicht lesen.«
Saliman ergriff das Pergament mit unergründlicher Miene und sah Hem an. Der Junge hockte mit untergeschlagenen Beinen neben ihm und wirkte nach seiner Tortur äußerst mager und blass. Unter seinen Augen prangten dicke Ringe, und in seinen Zügen stand ein Kummer, der, so glaubte Saliman, nie gänzlich verschwinden würde. Seine Augen hingegen leuchteten klar und aufmerksam, und er sprach in ernstem Tonfall - ein Barde, der bedeutsame Dinge mit einem anderen Barden besprach. Allerdings sah er in seinen Lumpen und mit den aufgeschundenen Knien, die durch Risse in der Hose hervorlugten, sehr jung und verletzlich aus.
»Es ist in der Sprache von Den Ravenverfasst«, erklärte Saliman, während er das Pergament betrachtete. »Dort verwendet man die Nelsor-Schrift, aber mit einigen zusätzlichen Buchstaben - ah, ja. Nun, Hem, ich denke, du gehst Recht in der Annahme, dass der Namenlose nicht getötet wurde. Hier steht, dass der Aufstand gegen die Oberherrschaft von Den Raven niedergeschlagen wurde und alle Aufrührer gehetzt und bestraft werden. Danach folgt eine Aufzählung der Strafen, die werde ich nicht übersetzen.«
»Also glaubst du, dass Imank vernichtet wurde?«
»Der eine oder andere muss vernichtet worden sein«, erwiderte Saliman. »Keiner konnte dulden, dass der andere überlebt. So oder so, Imank muss sich seiner Sache sehr sicher gewesen sein, dass er Sharma unverhohlen herausgefordert hat; ich vermute, jenes Schwert war Kinharek, eine berühmte Waffe mit einem bösen Ruf, von der bekannt ist, dass Imank sie besitzt. Er muss sie mit einer neuen Hexerei versehen haben, wenn er auch nur dachte, dass sie Sharma zerstören könnte. Aber nach allem, was du sagst, scheint es so, dass der Namenlose die Shika gerufen hat; und nicht einmalImanks Hexerei wäre in der Lage, ihnen zu widerstehen.«
»Die Shika?«, fragte Hem nach.
»Diese geflügelten Kreaturen, die dir solche Angst eingejagt haben, Hem. Ich bin sicher, das waren Shika. Der Namenlose muss in der Tat verzweifelt gewesen sein. Du hast sie dir nicht eingebildet, und du hast dich zu Recht vor ihnen gefürchtet. Die Shika sind Streitkräfte aus dem Abgrund; die vielleicht tödlichsten dort gefangenen Unkreaturen. Ich bezweifle, dass selbst Sharma sie völlig zu beherrschen vermag.« Hem schauderte, als er sich an das unbegründete Grauen erinnerte, das ihn beim Anblick der Shika erfasst hatte. »Ich hatte oft Angst, dass ich sterben könnte«, sagte er schließlich. »Aber das Gefühl, als ich sie gesehen habe, war noch schlimmer als das.« »Sie ernähren sich von Seelen«, erklärte Saliman leise. »Nicht einmal der Tod ist eine Flucht vor den Shika.«
Hem starrte mit düsterer Miene zu Boden, dann sammelte er sich. »Aber Imank muss gedacht haben, dass der Namenlose getötet werden könnte«, meinte er und schaute fragend zu Saliman auf.
»Der Namenlose kann nicht getötet werden.« »Untote aber schon.«
»Ja, man kann Untote töten: Allerdings nur mit Magie oder Hexerei. Weder Alter noch Krankheit oder gewöhnliche Wunden vermögen, ihr Leben zu beenden. Aber der Namenlose, Hem, ist kein Untoter. Ihn bindet ein anderer, mächtiger Bann an diese Welt., Und mir scheint, dass dieser Bann etwas mit den Elementaren zu tunhat. Jedenfalls entspringt er keiner Bardenmagie.«
»Glaubst du, er hat etwas mit dem Baumlied zu tun? Und dass Maerad es deshalb finden muss?«
»Das scheint mir sehr wahrscheinlich. Nur bin ich nicht sicher, wie. Der Elidhu Nyanar denkt offenbar, dass es eine Frage ist, die dich genauso sehr betrifft wie Maerad. Er sagte, das Lied sei angekettet, was mich vermuten lässt, dass der Namenlose es für seine eigenen Zwecke verwendet.«
Hem dachte an Nyanar und die seltsame, wilde Musik, die in ihn eingedrungen war und ihn verändert hatte, an die Hilfe, die der Elidhu ihm gewährt hatte. Er bezweifelte, dass er die Bluthunde ohne ihn überlebt hätte. Endlich kommst du aus der Vorzeit, hatte Nyanar gesagt. Um das Baumlied zu entketten …
Seltsamerweise erinnerte ihn der Gedanke an den Anhänger, den Irc
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