Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe
aus dem Ehernen Turm mitgebracht hatte.
»Hat Irc dir erzählt, dass er in Dagra etwas gestohlen hat?«
Salimans Augen funkelten. »Hat er«, gab er zurück. »Er ist deswegen recht ungeduldig. Jetzt, da ihr beide in Sicherheit seid, will er es zurück. Aber ich kann es selbst kaum erwarten, es zu sehen, wenngleich aus ganz anderen Gründen.«
»Ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, sagte Hem. »Es ist nicht einmal wertvoll, besteht nur aus Messing.« Er zog sich die Kette über den Kopf und reichte sie Saliman. »Es muss Imank oder Sharma gehört haben.«
Saliman ergriff die Kette und wog sie in der Hand.
»Das ist eine kleine Stimmgabel«, erklärte er, während er den Gegenstand äußerst aufmerksam begutachtete. »Der Art, wie man sie für eine Harfe verwendet. Und es sind Runen darauf eingraviert.« Der Barde schwieg eine lange Weile, während er eingehend jedes der Zeichen betrachtete. »Hem, erkennst du diese Runen überhaupt?« »Nein, ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen.« »Doch, hast du.« Er bedachte die Stimmgabel mit einem letzten, prüfenden Blick, dann gab er sie Hem zurück. »Diese Runen ähneln sehr stark jenen auf Maerads Leier.«
Erstaunt klappte Hem der Mund auf. »Bist du sicher?«
»Ziemlich sicher. Sie sind unverwechselbar. Ich frage mich …« Gedankenverloren starrte Saliman in ungewisse Ferne.
»Ich frage mich schon seit Monaten, ob das Baumlied etwas mit diesen Runen zu tun haben könnte. Und warum auch nicht? Schließlich ist Maerads Leier Dhyllisches Gewerk und wurde vor sehr langer Zeit hergestellt, als das Baumlied vermutlich noch nicht so in Vergessenheit geraten war wie heute.«
»Aber Maerad ist den ganzen Weg nach Norden gereist, um es zu finden«, warf Hem verdutzt ein.
»Ja, das ist sie … Aber hier haben wir ein Rätsel, Hem. Niemand weiß, was diese Runen bedeuten - sie könnten alles Mögliche sein. Nur scheint es mir mehr als ein Zufall, dass dieselben Runen sich auf diesem Ding befinden, das aus dem Ehernen Turm gestohlen wurde, und auf der Leier der Auserwählten. Vielleicht gehören sie zusammen.«
Abwesend dachte Hem nach. Einerseits ergab das Sinn, andererseits gestaltete es die Dinge auch äußerst verworren. Wenn sie wüssten, was das Baumlied war, könnten sie es sich vielleicht zusammenreimen, so jedoch schien das Ganze ein völliges Rätsel. »Erinnerst du dich noch, was der Elidhu zu dir gesagt hat?«, fragte Saliman nachdenklich. »Zwei sind vorhergesagt, ein Bruder und eine Schwester. Zum einen für den Gesang, zum anderen für die Musik. Und nun hast du eine Stimmgabel gefunden. Tja, ich verstehe es zwar nicht, aber ich habe schon immer vermutet, dass du bei alldem eine Rolle spielst, die genauso bedeutsam wie jene Maerads ist. Jedenfalls, was immer es bedeuten mag, mir scheint mehr als klar, dass wir Maerad und ihre Leier finden müssen. Und je früher, desto besser.«
Beim Gedanken an Maerad vollführte Hems Herz einen Satz; gleichzeitig jedoch wurde ihm mit einer zerknirschenden Trostlosigkeit klar, dass die Suche nach Maerad bedeutete, er müsste endgültig jede Hoffnung aufgeben, Zelika zu finden. Die Erkenntnis brachte ein überwältigendes Gefühl des Versagens mit sich.
»Aber dann muss ich Zelika zurücklassen«, murmelte er mit leiser Stimme. »Und werde nie erfahren, was ihr widerfahren ist.«
Saliman schaute jäh auf. Kurz zögerte er, dann ging er zu Hem und legte dem Jungen den Arm um die Schulter.
»Hem«, setzte er mit sehr sanfter Stimme an. »Zelika ist tot.«
Hem erbleichte und biss sich heftig auf die Lippe. »Nein«, stieß er hervor. »Woher weißt du das? Sie könnte entkommen sein. Ich habe sie im Lager nicht gefunden …« »Sie ist tot, Hem. Ich habe gestern ihren Leichnam entdeckt, als ich die Bäume rings um das Lager ausgekundschaftet habe. Es war eindeutig Zelika. Ich glaube nicht, dass sie es je nach Sjug’hakar Im geschafft hat.«
Hem schwieg. Mit verbissenem Kiefer starrte er geradeaus.
»Du weißt doch, wie sie war«, fuhr Saliman mitfühlend fort. »Sie hatte vor nichts Angst. Offenbar hat sie versucht zu fliehen, nachdem sie gefangen genommen wurde, und dabei wurde sie wohl getötet. Sie lag in einem mit Zweigen verdeckten Grab aufder gegenüberliegenden Seite von Sjug’hakar Im, zusammen mit den Leichnamen zweier anderer Kinder. Das Schwert hatte man ihr abgenommen, aber sie trug immer noch ihre Rüstung. Ich habe sie unweit von hier anständig beerdigt.«
Hems Unterkiefer begann zu
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