Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
Leute hatten in der Nähe gestanden und zugehört.
    Das könnte wichtig sein, meinte er, als er die Schriftrolle in Hems Hände fallen ließ. Hem betrachtete das Pergament eingehend, konnte es jedoch nicht lesen. Zuerst sah der Text wie eine Bardenschrift aus, und er glaubte, einige Wörter zu erkennen, doch etwas an den Buchstaben wirkte sonderbar. Letztlich zuckte er mit den Schultern, rollte das Pergament sorgfältig zusammen und verstaute es in seinem Bündel.
    Er dachte nicht darüber nach, was aus Zelika oder Nisrah geworden sein mochte. Ebenso wenig gestattete er sich Gedanken an Saliman, Soron oder Maerad. Außer über die Notwendigkeiten seiner Reise dachte er an überhaupt nichts. Er stapfte nur wie betäubt vor sich hin und ließ Irc den Kurs bestimmen. Hem hatte das Gefühl, eine schreckliche Wunde erlitten zu haben, die erst zu schmerzen beginnen würde, wenn er sie ansähe. Er musste binnen sechs Tagen zurück nach Sjug’hakar Im, um Hared zu treffen: Das war alles, was zählte.
    Nach fünf Tagen anstrengenden Marsches, während derer sie beobachtet hatten, wie der Mond abnahm, erreichten sie die Glandugir-Hügel. Irc sagte trotz seiner Furcht vor den Bäumen, dass er Hem in den Wald begleiten würde, um dafür zu sorgen, dass er in keine Schwierigkeiten geriete. Sie beschlossen, geradewegs hindurchzuwandern; auf diese Weise würden sie vielleicht vermeiden, angegriffen zu werden. Die Bluthunde hatten drei Tage gebraucht, um die Hügel zu überwinden, allerdings waren sie auf dem schmalen Pfad nur langsam vorangekommen und hatten nachts gelagert. Vielleicht würde es Hem und Irc in einem Tag gelingen. Hem musste an den Elidhu denken; sie waren zurück in Nyanars Heim, vielleicht würde er sie vor dem Grauen der Bäume beschützen können. Hem fürchtete, dass Hared nicht auf sie warten würde, wenn sie zu spät kämen. Ihr Treffen zu verpassen wäre zu viel des Pechs.
    Es war Mondfinsternis, und die Nächte waren lang und kalt. Hem zog es vor, die Hügel nachts zu durchwandern, wenngleich er sich mehr Licht wünschte. Die Bluthunde waren zwar immer nachts angegriffen worden, aber es war stets erfolgt, wenn sie anhielten, deshalb hoffte er, vielleicht nicht bemerkt zu werden, wenn er und Irc in Bewegung blieben. Mittlerweile trieb ihn nur noch blanker Wille an; er war längst über seine Belastungsgrenzen hinaus, dennoch lief er weiter. Und inzwischen kam die Übelkeit wieder auf, jenes zerknirschende Gefühl, das durch seine Füße aus dem kranken Land aufstieg.
    Selbst nachdem Hem geschlafen hatte, war er zu müde, um sich zu fürchten. Ersetzte sich, bereitete sich aus seinen spärlichen Vorräten eine karge Mahlzeit zu. Nachdem er gegessen hatte, überprüfte Hem seine Glimmerschleier und brach in die Hügel auf. Irc kauerte abwechselnd auf seiner Schulter und flatterte ein kurzes Stück den Pfad entlang voraus. Es war so dunkel, dass Hem trotz seiner Angst davor, Aufmerksamkeit zu erregen, gezwungen war, ein kleines magisches Licht zu entfachen, damit er nicht vom Weg abkäme und in den pfadlosen Wald gerieteoder versehentlich auf eine der Fangranken träte, die ihn hilflos zwischen die Bäume ziehen würde.
    Später konnte Hem sich an die Reise kaum noch erinnern. Es schien, als hätte er einen dunklen, endlosen Tunnel betreten. Er wusste nicht, wie sie hindurchgelangt waren. Wie geplant hielten sie nicht an, und sie wurden nicht angegriffen, obwohl sie etliche seltsame und Furcht erregende Geräusche in der Dunkelheit hörten. Am Tag vor dem Mittwinter stolperte Hem mehr tot als lebendig aus den Bäumen hervor und stand endlich auf den mit Buschwerk bewachsenen Hängen, die zum verlassenen Lager Sjug’hakar Im hinabführten.
    Nun, da sie eingetroffen waren, fragte Hem sich, wie er Hared finden sollte. So wie Hem würde er sich mit einem Zauber verborgen haben, und er wusste nicht, wo er sein Lager aufschlagen würde. Missmutig sah er sich um. Eine fahle Sonne warf sanftes Licht über die Nazar-Ebenen und verwandelte den auf dem Gras schmelzenden Raureif in glitzernde Juwelen. Einen Augenblick lang sah die Umgebung fast wie Nyanars Land aus… Irc hob von seiner Schulter ab, flog den Hang hinab und verschwand. Hem widersetzte sich dem überwältigenden Drang, einfach stehen zu bleiben, und stapfte stattdessen weiter hinab in Richtung Sjug’hakar Im.
    Das Lager besaß das trostlose Aussehen aller aufgegebenen Wohnstätten: Die Tore schwangen im Wind hin und her, gaben ein wehmütiges Stöhnen von

Weitere Kostenlose Bücher