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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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anderem. Unsere Hoffnung ruht auf etwas so Ungreifbarem, dass wir noch nicht einmal wissen, was es ist. Schiere Narretei, oder? Der Namenlose würde sicher so denken … Nichtsdestotrotz ist es eine Hoffnung, und zwar eine Hoffnung, an die ich mich klammere. Denn ich sage dir, Hem: Wären Maerad und Cadvan nicht, gäbe es mittlerweile gar keine Hoffnung mehr für uns.«
    An jenem Nachmittag, nachdem sie ins Bardenhaus zurückgekehrt waren und Saliman sich zum Ernan begeben hatte, wollte Zelika von Hem wissen, wer Maerad und Cadvan seien. »Was hat Saliman vorher im Turm gemeint?«, fragte sie ungewöhnlich zurückhaltend. Dabei sprach sie Annaren, ein besonderes Zugeständnis an Hem, das sie ihm häufig verweigerte und aus dem Hem folgerte, dass sie es unbedingt erfahren wollte. Eine Zeit lang antwortete er nicht und überlegte, ob er seine Schwester mit diesem seltsamen, leidenschaftlichen und lästigen Mädchen teilen wollte. »Dann sag es mir eben nicht, wenn du mir nicht vertraust«, brummte Zelika schließlich und zuckte mit den Schultern. »Ist mir doch egal.«
    Hem verspürte einen Anflug von Reue; ihm entging nicht, dass sie sich unter der scheinbaren Gleichgültigkeit verletzt fühlte.
    »Daran liegt es nicht«, entgegnete er. »Maerad ist meine Schwester, und Cadvan ist ihr Freund und wohl auch Lehrmeister. Er ist ein großer, in Annar berühmter Barde, und er und Saliman sind alte Freunde. Ich bin nicht sicher, ob ich verraten darf, was die beiden tun …«
    »Deine Schwester?« Zelikas Blick wirkte milder, und sie betrachtete Hem mit frischer Neugier. »Ich wusste nicht, dass du eine Schwester hast.«
    »Ich wusste es lange Zeit selbst nicht«, erwiderte Hem. Plötzlich wurde ihm klar, dass Zelika noch weniger über ihn wusste als er über sie. »Weißt du, ich …« Unverhofft stockte er verdutzt. Er hatte keine Ahnung, wie er Zelika die Geschichte seines Lebens erzählen sollte: das Gemetzel an seiner Familie bei der Plünderung Pellinors, die langen, erbärmlichen Jahre im Waisenhaus, seine Zeit bei den Untoten und seine Rettung durch Maerad und Cadvan. Sie musterte ihn fragend, und Hem, der sich eigenartig widerwillig fühlte, begann mit seiner Geschichte. Er hatte sie bisher wenigen Menschen mitgeteilt, und noch niemandem in Turbansk, da ihn hier noch nie jemand danach gefragt hatte. Schmerzliche Gefühle, die er lieber in sich schlummern gelassen hätte, wurden wachgerüttelt; aber Zelika lauschte aufmerksam, ohne ihn zu unterbrechen.
    »Ich verstehe: Du hast eine Familie verloren, so wie ich«, meinte Zelika, als er seine Schilderung stammelnd beendete. »Vielleicht liegt es daran, dass …« »Dass was?«
    »Dass - Als du damals auf der Straße auf mich gesprungen bist und mir klar wurde,dass du mir nichts tun würdest… da dachte ich…«
    Hem wartete geduldig; Zelika starrte auf ihre Hände und schlang die Finger ineinander. »Es ist schwierig, wenn einem die Worte fehlen!«, sagte sie und schaute auf. »Ich meine, das Erste, was ich dachte, war, dass wir etwas gemeinsam hätten. Und das erschien mir ein sehr seltsamer Gedanke, als du wie ein Sack Süßkartoffeln auf meiner Brust gekauert hast.« Zögernd lächelte sie und bedachte Hem mit einem scheuen Lächeln, das er unerwartet bewegt erwiderte.
    »Und was hast du mit… dem Baumlied gemeint? So hieß es doch, oder?« »Das ist der Teil, bei dem ich nicht sicher bin, ob ich davon erzählen sollte«, erwiderte Hem. »Maerad und Cadvan sind nach Norden gereist, um nach dem Baumlied zu suchen. Niemand weiß, was es ist. Aber Maerad ist die Ausersehene, und die Prophezeiungen besagen, dass sie den Namenlosen bei seinem nächsten und schlimmsten Aufschwung zur Macht - also jetzt - niederwerfen wird.«
    Zelikas Augen weiteten sich ungläubig, dann begann sie zu lachen. »Deine Schwester! Den Namenlosen niederwerfen!«
    Verletzt starrte Hem mit finsterer Miene zu Boden. Schlagartig bereute er, Zelika davon erzählt zu haben. »Saliman sagt das«, brummte er. »Und er sagt, es ist unsere einzige Hoffnung. Das ist es, was er im Turm gemeint hat.«
    Mit wieder ernsten Zügen starrte Zelika ihn an. »Tut mir leid«, entschuldigte sie sich. »Mir scheint nur äußerst eigenartig, dass ein Mädchen in der Lage sein soll, das zu vollbringen, was ganz Turbansk und Baladh nicht vermögen. Ich bin nicht sicher, ob ich das glauben kann.«
    Hem zuckte mit den Schultern. »Musst du auch nicht. Es ist trotzdem die Wahrheit. Warum würde Saliman es glauben, wenn

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