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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Boden wieder. Saliman sprang vorwärts, hob ihn auf und bemerkte dabei die kleine Verletzung am Hals, wo ihn eine der Totenkrähen getroffen hatte.
    »Hem, was ist das für eine Wunde?«
    »Das ist gar nichts, bloß ein Kratzer«, erwiderte Hem und versuchte kraftlos, Saliman von sich zu stoßen. Sein Blick verschwamm; er sah alles doppelt. »Tut überhaupt nicht weh.«
    »Er wurde von einer der Krähen getroffen, als wir geflüchtet sind«, erklärte Zelika. »Hem hat es Euch noch gar nicht erzählt: Wir wurden vom Angriff der Vögel auf der Straße überrascht, aber Soron hat uns gerettet.«
    Saliman fluchte, legte Hem auf ein Sofa, sah ihm besorgt ins Gesicht und fühlte seinen Puls. »Zelika, kannst du Hems Habseligkeiten in einem Bündel verstauen? Es ist nicht viel, nur das, was er in der Truhe in seiner Kammer hat. Wir müssen uns beeilen. Ich werde ihn in den Ernan tragen müssen. Beten wir, dass uns das Licht sicheres Geleit beschert…«
    Noch bevor er den Satz zu Ende sprach, verließ Zelika das Zimmer, und Saliman legte Hem die Hand auf die Stirn. Sie fühlte sich kalt und klamm vor Schweiß an.

 
Die Schlacht der Vögel
    Der Nachmittag verstrich langsam und ging in den Abend über. Weitere Reihen der Schwarzen Armee strömten die Oststraße entlang in den Gau von Turbansk. Wo sie marschierten, zeichneten sich Linien sich bewegender Fackeln ab, wo sie lagerten, flackerten Feuerpunkte, und sie hatten bereits lange Gräben ausgehoben, in denen matt rötliche Flammen schimmerten. Innerhalb der Stadtmauern waren die Läden sämtlicher Fenster geschlossen: Die Stadt glich einer dunklen Insel inmitten eines Meeres aus Feuer. In jener Nacht erhellten keine Lampen die Häuser, und keine Musiker spielten in duftenden Gärten. Hoch über der Stadt erstreckte sich der mondlose Himmel wie ein riesiges schwarzes Zelt, gesprenkelt mit fiebrig funkelnden Sternen.
    Hem hatte keine Ahnung, wo er sich befand. Saliman hatte ihn an jenem Nachmittag in den Ernan getragen und in eine Kammer nahe der Westmauer des Palastes gelegt. Wie jeder Raum im Ernan war auch dieser kunstvoll verziert. Die kühlen blauen Wände schmückten Fresken mit tanzenden Gestalten, die sich durch ein üppiges Bild bewegten - mit Trauben pralle Ranken wanden sich um ihre Füße, und Orangenbäume neigten ihre Aste tief hinab und boten den Feiernden die Last ihrer Früchte dar. Doch als Hem ins Bett gelegt wurde, nahm er ihre Schönheit nicht mehr wahr: Er war bereits in die Bewusstlosigkeit eines tobenden Fiebers versunken. Sein ganzer Körper schlotterte heftig, und Schweißperlen rollten von seinem Gesicht auf die Bettlaken. Eine sanfte Brise schlich sich durch das Fenstergitter und liebkoste seine Stirn, und Hem schauderte, als wäre er mit Eis berührt worden.
    Irc, der sich weigerte, von seiner Seite zu weichen, kauerte auf der Rückenlehne eines Stuhls am Kopfende des Bettes, verzichtete jedoch auf sein übliches Geschnatter. Zelika hatte Angst: Hems Krankheit war so plötzlich über ihn gekommen. Es sah aus, als verbrenne er von innen heraus. Zum ersten Mal wurde ihr klar, dass sie Hem als einen Freund betrachtete, ihren einzigen Freund; sie wollte nicht, dass er starb. Saliman, der als berühmter Heiler galt, hatte den Palastbarden mit vor Sorge gerunzelter Stirn weggeschickt.
    »Wird er überleben?«, flüsterte Zelika, der gestattet worden war zu bleiben, als sie darum gebeten hatte, bei Hems Pflege helfen zu dürfen. ,
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Saliman. Zelikas Herz schrumpfte vor jäher Angst. »Ich fürchte, dass es bis zum Morgengrauen vielen so wie Hem ergehen wird. Und dies ist eine Krankheit, die ich nicht kenne. Aber ich schwöre dir, junge Zelika: Wenn ich ihn retten kann, dann werde ich es tun. Er ist mir teuer, so wie du es bist.« Darob lächelte er, undZelika verstand allmählich, weshalb Hem Saliman liebte. Doch der Gedanke rüttelte auch schmerzliche Empfindungen wach. Sie rang die drohenden Tränen zurück, wischte sich das Haar aus dem Gesicht und machte sich bereit zu tun, was immer ihr an Arbeiten im Krankenzimmer aufgetragen wurden.
    Saliman ergriff Hems Hand. Zelika beobachtete voll Erstaunen - zumal sie in Baladh nicht viel Umgang mit Barden gehab hatte - wie er mit dem Licht der Magie zu schimmern begann, anfangs so sanft wie Sternenschein. Langsam schwoll das Licht an, bis Zelika die Augen abschatten musste und Saliman einer Gestalt aus geschmolzenem Silber glich, neben der alles trüb und farblos wirkte.

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