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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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sie mit Klauen aus Eisen. Der Untote glaubt, dass unsere Absicht darin besteht, seine Armee zu vertreiben; und da die Tore nun offen stehen, können die Bannhürden durchbrochen werden. Das war Zauberfeuer, das gegen die Mauern geschleudert wurde. Imank bringt nun die großen Waffen ins Spiel.«
    »Was, wenn die Tore fallen?«, wollte Zelika wissen. Als wäre ein Schild von ihr abgefallen, waren all ihr Stolz und ihre Wut verpufft. Und sie stellte fest, dass sie sich fürchtete, entsetzlich fürchtete, was sie zuvor nicht getan hatte. Sie erinnerte sich an die Hundsoldaten in Baladh, an das Gemetzel, das sie dort miterlebt hatte, und ihr Herz pochte ihr bis in die Kehle wie eingefangener Schmetterling.
    »Die Tore werden fallen«, erwiderte Juriken mit ausdrucksloser Miene. »Zu hoffen bleibt nur, dass sie nicht zu schnell fallen. So das Licht will, wird nun alles gut verlaufen. So das Licht will… Jetzt müssen wir aber los!«

 
Die Höhlen von Lamarsan
    Sie eilten durch die dunklen, menschenleeren Straßen. Kein Lüftchen wehte. Der Regen fiel gerade und schwer herab, durchtränkte sie bis auf die Haut. Wahre Sturzbäche flössen in den Rinnsteinen, und die Bäume neigten sich unter dem sintflutartigen Niederschlag, als weinten sie. Sie trauern um die Stadt, dachte Zelika, als wüssten sie, was geschehen wird.
    Jurikens Gebaren haftete etwas Seltsames an, und es erfüllte Zelika mit einem Grauen, das die Angst überstieg, die sie bereits empfand. Selbst Irc gab sich ungewöhnlich still und klammerte sich lediglich verkniffen in dem Versuch an Zelikas Haar, nicht von ihrer Schulter zu fallen, während er ob ihrer Hast durchgeschüttelt wurde. Schließlich erreichten sie das Tor zum Ernan. Zu Zelikas Beunruhigung erwies es sich als unbewacht. Der Barde und seine merkwürdigen Gefährten gelangten unbehelligt durch das spiralförmige Gewirr der Innenhöfe und Räume in die weitläufige Westkammer des Palastes. Von dort war es nicht weit zu Hems Zimmer.
    Als sie sich dem Raum näherten, verlangsamte Zelika die Schritte. Sie hatte noch nicht überlegt, was sie zu Hem sagen würde. Zweifellos würde er wütend auf sie sein, ein Gedanke, der ihr nicht gefiel. Seit ihrer Zurechtweisung durch Har-Ytan fühlte sie sich, als besäße sie keine Haut, als lägen ihre Gefühle frei wie rohes Fleisch. Sie könnte es nicht ertragen, wenn auch noch Hem wütend auf sie wäre. Gewiss, er hätte jedes Recht dazu - immerhin hatte sie ihn belogen, zudem hätte sie beinah den Vogel getötet, seinen besten Freund. Doch dann hob sie das Kinn an und besann sich: Sie war Zelika aus dem Haus von II Aran. Sie hatte unehrenhaft gehandelt und musste ihre Strafe klaglos ertragen.
    Als sie das Zimmer betraten, standen Hem und Soron auf. Hem kam mit vor Erleichterung strahlenden Zügen auf sie zugerannt. Irc krächzte, flog auf seine Schulter und kniff ihn liebevoll ins Ohr. Hem kraulte mit bebenden Lippen den Hals der Krähe. »Sei gegrüßt, Juriken«, sprach Soron feierlich und trat dem Barden entgegen. »Du bringst zwei, die entsetzlich vermisst wurden.«
    »Ja«, erwiderte Juriken. »Ich bin froh zu sehen, dass wenigstens Hem und du hier seid. Verzeih meine Hast: Ich muss hier II Hanedr treffen, danach muss ich weiter zur Schule. Möge das Licht mit euch sein!«
    »Und mit dir, Juriken«, gab Soron zurück. Er ergriff Jurikens Hand und sah ihm nüchtern ins Gesicht, dann jedoch veränderte sich seine Miene. Völlig unverhofft umarmte er ihn. »Es war eine der Freuden meines Lebens, dich die vergangenen Jahre gekannt zu haben. Du bist mir ein guter Freund gewesen. Ich fürchte, diesseits der Tore werden wir uns nicht mehr wiedersehen.«
    Juriken begegnete seinem Blick. »Das denke ich auch nicht, Bruder. In diesen immer finsterer werdenden Zeiten werden viele Dinge vergehen und nie zurückkehren. Leb wohl, Soron.«
    Eine Weile verharrten die beiden Barden noch schweigend, als sprächen sie ohne Worte miteinander. Dann wandte Juriken sich Hem und Zelika zu.
    »Lebt wohl, ihr beiden Kinder«, sagte er. »Ich denke, Har-Ytan könnte Recht gehabt haben, als sie meinte, die Träume unserer Jungen würden vielleicht den Weg durch die Schatten weisen, die uns heimsuchen. Wenn dem so ist, vermute ich, dass es ein steiniger Weg für euch wird. Möge das Schicksal euch beiden gnädig sein.« Hem schluckte und nickte, dann verließ Juriken ohne ein weiteres Wort den Raum. Hem starrte ihm nach und dachte, dass der Oberste Barde gealtert war, seit er

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