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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Winkeln in die ihre, und manchmal hingen Kalksteinzapfen von der Decke herab oder ragten aus dem Boden, wo geduldiges Tropfen im Lauf vieler Jahre eine weiße Säule gebildet hatte. Mittlerweile taumelte Hem beinah vor Erschöpfung. Irc klammerte sich missmutig und völlig still an seiner Schulter fest. Was an sich schon ungewöhnlich war; so gut wie nichts vermochte, Irc längere Zeit zum Schweigen zu bringen. Aber wo der Vogel sich gegen seinen Hals drückte, spürte Hem, wie rasend das Herz des Tiefes pochte: Dieser schrecklich stille Ort, an dem es weder Himmel noch Wind gab, erfüllte Irc mit Grauen.
    Bisweilen gelangten sie an Stellen, an denen fünf oder sechs Gänge abzweigten. Saliman wählte die Richtung unbeirrbar, als wüsste er genau, wohin er sie führte. Doch wie konnte er es wissen, wenn er noch nie in diesen Höhlen gewesen war? Konnte ihm ein Irrtum unterlaufen? Schließlich war auch Saliman sehr müde. Hem begann, sich darüber zu sorgen, was geschehen könnte, wenn sie falsch abbögen: Womöglich würden sie ewig durch diese Höhlen wandern und niemals wieder Tageslicht sehen. Ebenso beunruhigte ihn das leise Rumoren, das er zuvor gehört hatte. Er war sicher, dass es lauter wurde. Zwar hatte er keine Ahnung, wodurch es verursacht werden mochte, aber all seine Bardeninstinkte schlugen kleine Alarmglocken an. Obwohl Hem sich noch nie unter der Erde befunden hatte, war er so gut wie überzeugt davon, dass dieses Geräusch nichts Gutes verhieß. Der Fels selbst schien zu klagen. Wie Irc beschlich ihn das Verlangen, nur noch aus diesen Höhlen zu kommen und wieder den Himmel zu sehen. Inzwischen schmerzte sein gesamter Körper, als wären all seine Muskeln von blauen Flecken übersät, doch die Angst, die in seinem Hinterkopf murmelte, ließ ihn weiterlaufen: einen Schritt nach dem anderen, einen nach dem anderen … An den Wänden lief Wasser hinab, ein dünner Feuchtigkeitsschleier, der sich zu Rinnsalen sammelte und über den Boden der Höhle und ihre Füße strömte. Manchmal wateten sie knietief durch Wasser. Die Höhlen führten stetig bergab, und das Wasser wurde tiefer und immer kälter. Hem schauderte ohne Unterlass. Nach scheinbar stundenlangem Marsch waren sie gezwungen, durch eine kaum eine Spanne hohe und fast vollständig mit Wasser gefüllte Höhle zu kriechen: Nur eine Hand breit Luft trennte die schwarze, kalte Oberfläche von der Höhlendecke. Da die Strömung des Wassers sich als recht stark erwies, gestaltete sich das Vorankommen schwierig, zumal sie obendrein in unangenehmer, tief geduckter Haltung laufen und darauf achten mussten, die Köpfe und ihre Bündel über der Wasseroberfläche zu behalten. Diese wiederum lag zu hoch, als dass sie auf Händen und Knien kriechen konnten. Es kam einer blanken Folter gleich. Dann ließ Soron die Lampe fallen, und alles wurde pechschwarz.
    An dieser Stelle gingen die Nerven mit Irc durch. Er war zuvor schon einer Panik nahe gewesen, und dies war zu viel für ihn. Er hatte sich an Hems Kopf geklammert und versucht, aus dem Wasser zu bleiben, aber als die Lampe fallen gelassen wurde, hob er ab und wollte den Gang entlang zurückfliegen, stürzte jedoch krächzend ins Wasser. Hem tastete in der Dunkelheit nach ihm und hob ihn hoch; der Vogel war triefnass und völlig verängstigt, hatte den Schnabel geöffnet, und sein Herz hämmerte wild in der Brust, während Saliman ein magisches Licht entfachte, dessen sanfter Schein die rauen Felswände erhellte. Irgendwie gelang es Hem, der mit vor Anstrengung brennenden Oberschenkeln und Knien im frostigen Wasser kauerte, Irc zu beruhigen und sein Gefieder mit einem milden Zauber zu trocknen. Danach gingen sie weiter, da sie sonst nichts tun konnten.
    Sie krochen aus jenem Gang in eine riesige, so hohe Höhle, dass sie deren Decke nicht zu sehen vermochten. Weitläufiges schwarzes Wasser erstreckte sich im magischen Licht vor ihnen, weiter, als das Auge reichte. Ein Strand aus rauem, rotem Sand säumte es. Dorthin setzten sie sich keuchend, massierten sich die Beine und schauten einander im fahlen Zauberlicht an. Sie boten alles andere als einen beeindruckenden Anblick: über und über mit Schlamm verschmiert, völlig durchnässt und schaudernd. »Jetzt ist es nicht mehr weit«, verkündete Saliman. Seine Stimme klang heiser. Zelika sah zu ihm auf. Das Haar fiel ihr in einem Gewirr zerzauster Locken ins Gesicht, unter ihren Augen prangten tiefe Schatten.
    »Ich bin so müde, und mir ist so kalt, dass ich

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