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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Tores Trost finden.« Damit senkte er den Arm, und das Licht in ihm erlosch. Er wirkte völlig ausgezehrt. Langsam hob er den Kopf und sah Hem an. In seinen Augen leuchtete etwas, das Hem vor Kummer die Kehle zuschnürte.
    »So, das wäre erledigt«, meinte Saliman. Er setzte dazu an, etwas hinzuzufügen, doch die Stimme versagte ihm den Dienst, und er verstummte.
    Hem trat vor und wollte Salimans Arm ergreifen, doch der Barde winkte ihn zurück. »Du darfst mich nicht berühren, Hem«, warnte er. »Komm nicht einmal in meine Nähe. Ich könnte selbst die weiße Krankheit haben.«
    Hem spürte, wie ihm alles Blut aus dem Gesicht entwich. »Was?«
    »Ich könnte die Krankheit haben. Der Mann, wer immer er war, hat mich angeatmet und bespuckt. Er könnte mich sogar gebissen haben. Du weißt, wie schnell die Seuche sich ausbreitet. Ich will nicht das Wagnis eingehen, sie auf dich zu übertragen.«
    Entsetzt starrte der Junge Saliman an. »Das kann nicht geschehen«, stieß er hervor. »Du kannst nicht krank werden. Du bist ein Heiler.«
    »Du weißt sehr gut, dass Heiler sehr wohl krank werden können«, gab Saliman mit einer Stimme wie Eisen zurück. »Hem, hör mir zu. Ich will, dass du zurück in die Schänke gehst und den anderen erzählst, was geschehen ist. Du hast den Mann nicht berührt, deshalb glaube ich, dass du dich nicht angesteckt hast. Ich gehe in die Kammer des Pferdeknechts in den Stallungen. Dort kann ich ein Feuer anzünden. Ich hätte gern etwas zu essen. Wenn du mir also einen Teller mit irgendetwas zur Tür bringen könntest… und mein Bündel auch. Lass alles an der Tür. Komm nicht in die Kammer. Wenn es mir morgen Früh gut geht, wissen wir, dass ich die Krankheit nicht habe. Wenigstens geht es schnell.«
    »Aber …«
    »Geh«, schnitt Saliman ihm barsch das Wort ab. »Tu, was ich dir sage. Sofort.« Hem nickte, schluckte und rannte blindlings zurück zur Schänke. Er war so in Aufruhr, dass er in der Dunkelheit daran vorbei hastete und umkehren musste. Der Glimmerschleier wirkte nur allzu gut. Irc, der auf einem Stuhl in der Nähe des Kamins kauerte, krächzte zur Begrüßung und flatterte auf Hems Schulter. Hekibel kam aus der Küche, die Arme immer noch mit Mehl bestäubt.
    »Wo ist Saliman?«, wollte sie wissen und spähte an Hems Schulter vorbei. »Ihr wart lange weg«, sagte Marich gleichzeitig. »Wir wollten schon einen Suchtrupp losschicken.«
    Hem stand triefend in der Tür und stellte fest, dass er nicht wusste, was er sagen sollte. Er ging hinüber zum Feuer.
    »Was ist geschehen?«, fragte Hekibel. »Hem, was ist denn los?«
    Der Junge spürte, wie ihm Tränen die Kehle verstopften, weigerte sich jedoch zu weinen. »Saliman wurde von einem Mann mit der weißen Krankheit angegriffen«, brachte er schließlich hervor. »Er kommt nicht herein, weil er fürchtet, dass er sich angesteckt haben könnte. Er bleibt in der Kammer des Pferdeknechts drüben im Stall.«
    Die drei Schauspieler starrten Hem bestürzt an, und Hekibel setzte sich in Richtung der Hintertür in Bewegung.
    »Er wird dich nicht in seine Nähe lassen«, sagte Hem. »Morgen werden wir wissen, ob er krank ist. Vielleicht hat er sich gar nicht angesteckt. Er möchte trockene Kleider, und er braucht etwas zu essen. Er sagte, ich soll alles zur Tür der Pferdeknechtkammer bringen.«
    »Wenn er im Stall ist, können wir nicht zu den Pferden«, gab Karim zu bedenken. »Er wird nicht in die Nähe des Wagens gehen«, gab Hem zurück und sah Karim mit unverhohlener Abneigung an. »Er versucht, uns zu beschützen.« »Kein Wunder, dass dieser Ort verwaist ist«, sagte Karim. »Die weiße Krankheit verbreitet sich wie ein Lauffeuer … Es heißt, eine einzige Berührung genüge, um die Seuche von einem Menschen auf einen anderen zu übertragen …«
    Hem erwiderte nichts. Stattdessen ergriff er sein Bündel und ging nach oben, um seine völlig durchweichten Kleider abzulegen. Die in seinem Bündel waren noch feucht, und nach kurzer Überlegung öffnete er den Schrank in dem Zimmer, in dem er sich befand. Im Inneren befanden sich Jacken und Wämser, ein wenig zu groß für ihn, aber herrlich trocken, und er schlüpfte hinein. Seine eigenen Kleider brachte er nach unten, um sie vor das Feuer zu hängen, damit sie trockneten. Als er den Schankraum betrat, empfing ihn betretenes Schweigen, so als hätten alle über ihn geredet. Er sah, dass alle blass vor Angst wirkten, und ihm drehte sich der Magen vor plötzlicher Verachtung

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