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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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schweren Regen, der sie bereits zu löschen begann. Sie beobachteten, wie die Dachbalken aufsehenerregend unter einer Funkenexplosion zusammenbrachen. »Niemand hier«, sagte Saliman laut und wandte sich zur Schänke um. »Und es besteht zweifellos keine Gefahr, dass sich das euer ausbreitet…«
    Hem löste die Augen von den Flammen und wollte Saliman gerade folgen, als eine Gestalt aus der Dunkelheit sprang und sich auf Saliman stürzte. Der dunkelhäutige Barde wurde völlig überrumpelt zu Boden gestoßen. Hem schrie überrascht auf, preschte auf die beiden zu und überlegte, was er tun sollte; wenn er gegen “en Angreifer losschlüge, bestünde keine Gewähr, dass er nicht auch Saliman träfe. Einen Augenblick rangen die beiden Gestalten wild miteinander und rollten mehrmals über die Straße, dann gleißte plötzlich ein magisches Licht auf, und Saliman sprang auf die Beine. Sein Angreifer lag keuchend und völlig reglos auf dem Boden, den Körper in seltsamer Haltung verrenkt. Saliman stand ebenfalls keuchend über ihm. Ein Makilon erwachte vor ihm zum Leben, und das Weiß seiner Augen leuchtete, als er sich Hem zuwandte.
    »Geht es dir gut?«, fragte der Junge.
    »Ja«, antwortete Saliman. »Allerdings nicht dank unserem Freund hier.« Hem schaute zu dem Mann auf dem Boden. Das Gesicht war in den Schlamm gepresst, ein Arm ausgestreckt, der andere unter ihm. Sein Körper zitterte im Regen, doch er konnte keinen Muskel rühren: Saliman hatte ihn mit einem Bann gelähmt.
    »Ich habe alles Lebendige im Umkreis von fünfzig Schritten erstarren lassen«, erklärte Saliman. »Außer dir natürlich. Vorerst kann uns nichts und niemand angreifen, aber vielleicht wäre es gut, sich trotzdem rasch umzusehen.« Der Mann auf dem Boden kreischte. Bei dem Geräusch sträubten sich Hem die Nackenhaare; es klang nicht menschlich. Der Junge schauderte und wandte sich erleichtert ab, um die Umgebung auszukundschaften. Viel gab es nicht zu sehen: In der Nähe befanden sich eine niedrige Steinmauer und ein paar Obstbäume, abgesehen davon gab es keine Verstecke. Hem vermutete, dass der Mann hinter der Mauer versteckt gewesen war, bevor er Saliman angriff. Der Junge kehrte zu Saliman zurück, der sich gerade mit den Ärmeln Schlamm aus dem Gesicht wischte.
    »Viel nasser, als ich bereits bin, konnte ich kaum werden«, sagte er. »Aber jetzt auch noch Schlamm! Was für eine Schmach!« Er lächelte, und Hem lächelte unsicher zurück. Er wusste, dass Saliman versuchte, ihn zu beruhigen. Hem spürte in den Knochen, dass nicht alles in Ordnung war. »Ich finde, wir sollten herausfinden, was für ein Mensch beschlossen hat, mich anzuspringen, und weshalb. Er ist kein Untoter, soviel weiß ich.«
    Ein Stück entfernt befand sich ein offen stehender, nunmehr leerer Kuhstall, der ihnen Schutz vor dem Regen bieten würde. Saliman bückte sich und sprach etwas Unverständliches zu dem Mann, dann half er ihm am Ellbogen auf die Beine und führte ihn zu dem Kuhstall. Im Inneren ließ der Mann sich schwer zu Boden plumpsen und verbarg das Gesicht in den Händen. Im fahlen Licht des Makilons wirkte er wie ein Häufchen Elend. Seine Kleider glichen Lumpen und schienen verkohlt zu sein, sein Haar war steif vor Schlamm, und seine Glieder zitterten heftig. Hem beobachtete ihn argwöhnisch vom Eingang aus, die Hand am Griff seines Kurzschwerts.
    »Bis ich diesen Bann entferne, kannst du dich nicht bewegen, es sei denn, ich erlaube es dir«, erklärte Saliman.
    Der Mann wimmerte, sagte jedoch nichts.
    »Ich möchte dir nichts tun«, fuhr Saliman fort. »Aber ich will wissen, wer du bist und was sich hier zugetragen hat. Wie lautet dein Name?«
    Eine Zeit lang stammte das einzige Geräusch vom draußen zu Boden prasselnden Regen. Hem wollte gerade Salimans Frage wiederholen, als der Mann stöhnte und zu sprechen versuchte. Saliman hob eine Hand in Hems Richtung und bedeutete ihm damit, still zu sein.
    »Ich kann - ich kann mich nicht erinnern …«, stieß der Mann hervor. »Ich hatte einst einen Namen. Jetzt nicht mehr. Kein Name.«
    »Ist das Haus, das da niedergebrannt ist, das deine?«, fragte Saliman und blickte erneut zu Hem. Mittlerweile erklang seine Stimme deutlich sanfter; sie waren eindeutig auf einen Wahnsinnigen gestoßen, ein Geschöpf, das Mitleid verdiente. »Haus?«
    »Das Feuer«, sagte Hem ungeduldig. »War das dein Haus?«
    »Feuer! Welches Feuer? Es brennt?« Voll plötzlicher Panik starrte der Mann sie an, und Hem erblickte

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