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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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sollte.
    »Wir sehen alle schäbig genug aus, um Flüchtlinge zu sein«, meinte er. »Wir brauchen uns nicht zu tarnen. Aber ich persönlich finde, wir sollten einen Glimmerschleier weben, dann könnte uns ohnehin niemand sehen.« Saliman wiegte den Kopf. »Glimmerschleier eignen sich, um uns in der Wildnis zu verstecken«, entgegnete er. »Aber in der Nähe von so vielen Menschen sind sie weniger nützlich. Es besteht die Gefahr, dass jemand versehentlich in uns hineinläuft und den Bann durchbricht, und dann hätten wir keine Möglichkeit mehr zu verbergen, dass wir Barden sind. Für mein Dafürhalten wären wir sicherer, wenn wir uns lediglich tarnen.«
    »Dann solltest du besser den Mund halten, Hem«, meinte Hekibel. »Du kannst Dialekte nicht gut imitieren, und hörst dich genauso an, als kämst du aus Edinur. Ich denke, Saliman und ich können die Menschen davon überzeugen, dass wir aus Lauchomon stammen.« Sie sah nach wie vor blass aus, doch ihre Lippen bildeten eine entschlossene Linie. »Tja, ich denke, je früher wir anfangen, desto eher sind wir durch den Gau, und die Schwarze Armee wird nicht warten, bis wir an ihr vorüber sind. Wenngleich ich denke, dass wir uns südlich halten sollten, solange es geht.«
    Saliman nickte. Sie stiegen wieder auf die Pferde und ritten die Südseite der Anhöhe hinauf, wobei sie die Armee wachsam im Auge behielten. Immer noch glich sie kaum mehr als einem bedrohlichen Schemen, der sich durch den Dunst abzeichnete, trotzdem empfand Hem sie als nur allzu nah. Es war schwierig zu erkennen, wie schnell sie marschierte, aber mit etwas Glück würde der Schlamm sie behindern.
    Bald wurde das Gelände eben, und sie drangen in die Ränder des Gaus vor, wodurch sie die Armee auf den überschwemmten Ebenen aus den Augen verloren. Sie gelangten an einem abgelegenen Weiler vorbei, dann an einem weiteren, und schließlich fanden sie sich auf einem Pfad wieder, der westwärts führte. Alsbald weitete sich dieser zu einer stark benutzten, wenngleich schlammigen Straße mit breiten, grasbewachsenen Randstreifen, und sie erhöhten die Geschwindigkeit. Allmählich begegneten sie Menschen, den ersten, die sie seit Tagen sahen. Anfangs handelte es sich vorwiegend um arme Bauern oder Landfahrer, von denen einige Körbe mit Rüben oder Zwiebeln trugen oder Gänse oder Ziegen vor sich hertrieben, doch im Verlauf des Tages kamen sie auch an zahlreichen Leuten vorbei, die mit beladenen Maultieren oder Ochsen gingen oder auf Wagen fuhren.
    Saliman sah sich mit verkniffener Miene aufmerksam um, während sie ritten. »Ich war zuletzt vor etwa zehn Jahren in dieser Gegend«, sagte er. »Desor hat sich seither stark verändert. Und nicht zum Besseren. Einst war das ein freundlicher Ort, wie Inneil… aber jetzt sehe ich in seinem Herzen nur noch das Wirken des Krieges.« Er schwenkte den Arm nach Norden und Westen, wo sie durch den Dunst Lager erkennen konnten. »Für mich sieht das nicht nach Zufluchten für Heimatlose aus.«
    Es dauerte nicht lange, bis sie an Lagern verschiedener Art vorbeikamen, trostlosen provisorischen Siedlungen, überfüllt mit jenen, die vor den Fluten geflohen waren. Hohläugige Menschen kauerten unter primitiven Unterständen aus Brettern, Decken oder aus dem Wald gesammelten Asten. Anscheinend traf Salimans Vermutung zu: Desor war voll von Hochwasserflüchtlingen. Niemand kümmerte sich um drei weitere erschöpfte Reisende. Auch gab es keine Anzeichen, wie Saliman verächtlich bemerkte, dass die Barden von Desor den Menschen Hilfe in irgendeiner Form anboten. Stattdessen ernteten die Reisenden von den Einheimischen verdrossene Blicke, und mehr als einmal spuckten Dorfbewohner aus, als sie vorüberritten. Einmal wurde sogar ein Stein auf Fenek geworfen, als dieser harmlos an einem Baum schnupperte.
    »Warum haben sie das getan?«, fragte Hekibel verdutzt, als Fenek mit eingezogenem Schwanz und winselnd zurückgerannt kam. »Er hat doch niemandem etwas getan und gehört offensichtlich zu uns.«
    »Man will uns hier nicht haben«, antwortete Saliman. In seiner Stimme schwang keinerlei Ausdruck mit. »Es sind arme Menschen, die kein Essen zum Teilen haben. Die Zehnten in diesem Gau sind hoch.«
    Hem schwieg. Irc kehrte später zurück, das Gefieder aufgeplustert vor Erregung. Auch er hatte in der Ferne die Armee gesehen und war so dicht darüber hinweggeflogen, wie er es gewagt hatte, um in Erfahrung zu bringen, so viel er konnte.
    £5 ist mit Sicherheit die Schwarze Armee,

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