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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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»Andererseits: Das einzige Mal, als ich dachte, mich verliebt zu haben, ging es um einen Elidhu, also bin ich vielleicht doch nicht so feige …«
    Jäh zog Hekibel die Augenbrauen hoch. »Einen Elidhu?«, sagte sie. »Das bringt mich auf den Boden zurück. Ich meine, was ist schon ein Barde verglichen mit einem Unsterblichen?«
    Maerad schaute auf und fürchtete Spott, stellte jedoch fest, dass Hekibels Augen verschmitzt funkelten. Unwillkürlich begann sie zu lachen.
    Nach zwei Tagen anstrengenden Ritts erreichten sie den Usk, der die Westgrenze des Katenmoors darstellte. Der Verlauf des Flusses folgte dem Boden eines flachen Tals, und in der Ferne am gegenüberliegenden Hang erstreckte sich die Bardenstraße, die von Ettinor aus nach Norden führte.
    Als sie über den Rand des Tals gelangten, stellten sie fest, dass die Straße nicht leer war. Unmittelbar vor ihnen marschierte eine gewaltige Armee, die so weit nach Süden reichte, wie das Auge sehen konnte. Sie brauchten nicht erst die Banner zu sehen, um zu wissen, dass es sich um die Schwarze Armee handelte.
    Hastig zogen sie sich hinter die Anhöhe zurück, dann stiegen alle ab. Es war offensichtlich, dass sie den Usk im Augenblick nicht überqueren konnten. Cadvan wirkte zutiefst erschüttert. »Ich glaube, dein Freund Grigar hat sich geirrt«, meinte er zu Saliman. »Das muss die Armee sein, die ihr in Desor gesehen habt, allerdings zieht sie eindeutig nicht gen Inneil.«
    »Nein«, pflichtete Saliman ihm bei. »Am Ende dieser Straße liegt Lirigon. Etwa einen Wochenmarsch entfernt, würde ich sagen.«
    Cadvan blickte nordwärts in Richtung Lirigon, und Maerad konnte das innere Ringen in ihm förmlich beobachten. »Die Stadt muss gewarnt werden«, stieß er hervor.
    »Wir könnten die Armee nicht überholen, selbst wenn wir es versuchten«, gab Saliman zu bedenken. »Ihre Vorboten sind uns bereits weit voraus. Dennoch bin ich überzeugt, dass man in Lirigon auf einen Angriff vorbereitet ist.« »Das mag sein, allerdings bezweifle ich, dass man dort mit einer Armee dieser Größe rechnet. Es ist ein bitterer Gedanke, dass die Schwarze Armee die Stadt in Schutt und Asche legen wird, in der ich geboren wurde.« Damit machte Cadvan auf dem Absatz kehrt und stapfte von der Gruppe weg. An der steifen Haltung seines Rückens erkannte Maerad, dass er seinen Kummer vor seinen Freunden verbergen wollte. Schließlich war das, was er für Lirigon befürchtete, bereits Salimans Stadt Turbansk widerfahren, die nun in Trümmern unter dem Joch der Finsternis lag. Sie wollte ihm folgen und ihn trösten, fühlte sich jedoch befangen. Tatsächlich war sie seit ihrer Unterhaltung mit Hekibel jedes Mal, wenn sie unter vier Augen mit Cadvan sprach, regelrecht gelähmt vor Schüchternheit. Mittlerweile war sie sicher, dass sie ihn liebte und von Anfang an geliebt hatte, von dem Augenblick an, in dem sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Es war, als wäre sie bisher mit geschlossenen Lidern umhergelaufen. Und mit dieser Erkenntnis waren quälende Zweifel in ihr aufgekommen. Immerhin konnte Hekibel sich irren und zu viel aus Cadvans Freundschaftsbezeugungen herauslesen.
    Außerdem fühlte Maerad sich schuldig. Sie hätte wissen müssen, dass die Schwarze Armee sich so nah befand; nun, da sie von ihrer Gegenwart wusste, fragte sie sich, wie eine solche Streitkraft ihrer Wahrnehmung entgangen sein konnte. Der schlichte Grund bestand darin, dass sie sich in den vergangenen Tagen nach Kräften bemüht hatte, unter den einfachen Wahrheiten zu verweilen, nach denen sie sich sehnte, und das Bewusstsein auszusperren, das sie mit so vielen Vergangenheiten, so vielen Gegenwarten und so vielen Zukünften heimsuchte. Und sie war vorwiegend mit ihren Gedanken über Cadvan beschäftigt gewesen. Nun verfluchte sie sich: Wieder war sie blind gewesen. Hätte sie alle Sinne beisammengehabt, hätten sie vielleicht etwas tun können, um Lirigon zu warnen.
    Den Anblick der Schwarzen Armee empfand sie als erschreckend: Es war das erste Mal, dass sie ein solches Heer mit eigenen Augen sah, außerhalb einer Vision oder eines Traumes. Die Streitkräfte des Landrosts vor Inneil stellten keinen Vergleich dazu dar. Sie erkannte, dass die Gebirgsleute, so tödlich und grimmig sie sein mochten, sich neben dieser Armee wie bloßer Pöbel ausnahmen. Maerad war nicht auf die Angst vorbereitet, die ihr beim Anblick dieses langen Stroms von Kriegern und Wagen in die Kehle stieg, die sich mit solch spürbarer,

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