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Die Pelzhändlerin (1. Teil)

Die Pelzhändlerin (1. Teil)

Titel: Die Pelzhändlerin (1. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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sich nackt und ohne Scham vor einem Mann zu zeigen. Doch sie waren in Italien, und Lorenzo de Medici war es, der ihr den Satz von Epikur gesagt hatte: Jedes Vergnügen darf als unschuldig gelten, bis sein Gegenteil bewiesen ist. Doch sie zögerte noch immer.
    «Was ist, wenn jemand hier vorbeikommt?»
    «Wer soll vorbeikommen? Es gibt nur uns hier.»
    Langsam öffnete Sibylla ihr Kleid und streifte es über die Schultern.
    «Warte einen Augenblick», sagte Isaak. Er nahm eine Himbeere aus dem Korb und fuhr ihr damit über die Schultern. Die rote, pralle Furcht strömte einen berauschend süßen Duft aus und hinterließ ein zartes rotes Muster auf ihrer weißen Schulter. Isaak zog das Kleid bis zu ihren Hüften hinab und fuhr mit der Himbeere zwischen ihren Brüsten entlang. Ein Schauer durchrieselte Sibylla, als die kühle Frucht mit der empfindlichen Haut ihrer Brüste in Berührung kam. Sie schloss die Augen, doch Isaak hielt ihr die Himbeere unter die Nase.
    «Da, riech. Das ist dein Geruch.»
    Sibylla ließ sich die Himbeere auf die Zunge legen.
    «Da, schmecke. Das ist dein Geschmack.»
    Nie hatte ihr etwas besser geschmeckt. So wie die Sünde: Die süße Frucht, die ihr im Munde zerging, schmeckte wie die Sünde. Wild und köstlich.
    Mit langsamen Bewegungen entkleidete Isaak sie, bis sie nackt vor ihm stand. Die Sonne war inzwischen untergegangen, und die Dämmerung war wie ein schützendes Tuch über sie hereingebrochen.
    «Warte einen Augenblick», sagte Isaak und lief zum Haus.
    Wenig später kam er zurück, steckte Fackeln in einem Kreis in die warme Erde, die den Geruch des Sonnentages gespeichert hatte, und entzündete sie.
    Dann umkreiste er langsam die Geliebte, betrachtete sie von allen Seiten. Sibylla fühlte seine Blicke auf ihrer Haut. Sie erschauerte.
    «Du bist schön. Schön wie eine griechische Göttin», sagte Isaak. Er kam näher und verband ihr mit einem Stück weichen Stoffes die Augen.
    «Ich möchte, dass du die Nacht auf deiner Haut spürst. Der Wind soll deinen Leib streicheln, die Flammen der Fackeln ihn erwärmen, die Düfte sich mit deinem vermischen. Ich möchte, dass du dich mit allen Sinnen spürst. Diese Nacht soll sich dir in die Haut, in die Seele, in das Gedächtnis brennen. Nie sollst du sie vergessen, nie nackt sein können, ohne an diese Nacht denken zu müssen.»
    Er nahm ihre Hand und half ihr, sich in die Mitte des Fackelkreises zu legen. Und Sibylla lag da mit verbundenen Augen und spürte die warme Erde unter ihrem Rücken, unter ihrem Po, unter den Schenkeln. Sie fühlte den Wind, der ihren Körper mit zärtlichen Händen streichelte, und die Wärme der Fackeln, die ihren Leib golden färbten.
    Wie von selbst suchten ihre Hände ihren flachen Bauch und streichelten ihn selbstvergessen. Alle Scham war von ihr abgefallen wie Blätter von einem herbstlichen Baum. Sie war geschützt durch den Kreis der Fackeln, durch die Dunkelheit, geschützt und geborgen in Isaaks Liebe, der schweigend neben ihr saß und ihr selbstvergessenes Spiel betrachtete.
    Isaak musste an sich halten, um seine Hände nicht neben ihren auf dem nackten Körper tanzen zu lassen. Eine wilde Woge der Erregung packte ihn, ließ ihn schwindeln. Er beugte sich über Sibylla. Und sie wölbte sich ihm entgegen, umklammerte mit ihren Schenkeln den Körper des Geliebten. Wie junge Tiere oder spielende Kinder umschlangen sie sich, hielten sie sich, als wäre eines ohne den anderen verloren.
    Isaak rollte herum, sodass er nun auf dem Boden lag und Sibylla auf ihm. Mit einer Hand riss er ihr die Augenbinde weg, nahm ihr Gesicht in seine beiden Hände und sah ihr so tief in die Augen, dass seine Blicke sich bis in die Tiefen von Sibyllas Seele bohrten und dort einen unauslöschbaren Abdruck hinterließen.
    «Ich liebe dich», sagte er mit rauer Stimme, in der Traurigkeit und Verzweiflung klangen. «Ich liebe dich mehr als irgendetwas sonst auf der Welt.»
    Langsam, den Blick nicht von seinem nehmend, beugte sich Sibylla über ihn und ließ ihr langes Haar wie ein dichtes Zelt herabfallen. Sie legte ihre heißen Lippen auf die seinen, schmeckte Himbeeren und Sommer, und schon vereinigten sich ihre Münder in einem Kuss, der nicht enden wollte.
    Wildes Begehren ließ ihre Körper erzittern. Sie hatten alles rings um sich vergessen. Alles in Sibylla drängte danach, sich mit ihm zu vermischen, zu vereinen, unauflösbar eins zu werden mit ihm.
    Ganz fest packte Isaak sie nun an den Hüften, hob sie hoch und setzte

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