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Die Pelzhändlerin (1. Teil)

Die Pelzhändlerin (1. Teil)

Titel: Die Pelzhändlerin (1. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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von Malen getanzt.
    Mit grenzenlosem Erstaunen verfolgte sie die Regungen ihres Körpers, der sich Isaaks Liebkosungen sehnsüchtig entgegenbog, nicht genug bekommen konnte, mehr wollte, immer mehr, unersättlich war.
    Verwundert ließ sie geschehen, dass Isaak mit ihrem Körper machte, was er wollte, war überrascht, dass Isaak zu ahnen schien, wonach ihr Leib verlangte, nach welchen Berührungen sie lechzte. Er kannte sie besser als sie sich selbst. Nein, die Sibylla, die vor Lust leise Schreie ausstieß, sich in Koppers Schulter verbiss, während ihr Schoß vor Begehren brannte, die kannte sie gar nicht. Ja, sie hatte nicht einmal deren Existenz geahnt.
    Noch nie war sie so berührt worden, noch niemals so lüstern gewesen, und noch niemals hatte sie sich gestattet, ihre Gedanken einfach auszublenden und nur ihren Körper sprechen zu lassen. Sie hörte sich stöhnen, erregte sich an der eigenen Lust. Als Isaak ihre Hand nahm und sie zu ihrem heißen Schoß führte, um sie das eigene Begehren fühlen zu lassen, erschrak sie vor der eigenen Bedürftigkeit – und fühlte sich doch weiblicher als jemals zuvor. Sie hatte jede Scham vergessen, sämtliche Regeln und Konventionen, alle Gesetze und Gebote von Anstand und Sitte hatten ihre Gültigkeit verloren, schienen geradezu lächerlich.
    «Komm zu mir», hörte sie sich aus rauer Kehle flüstern. «Bitte, komm endlich.» Sie ließ ihren Unterleib kreisen, flehte ihn an. Und als er mit unendlicher Behutsamkeit, gleichzeitig fordernd und bestimmend in sie eindrang, da ergab sie sich vollkommen ihrer Lust, verwandelte sich in eine geschmeidige Katze, die kratzte, schrie und biss, ihren Leib aufbäumte, den Rücken bog, die Kehle zeigte. Zum rasenden Weib wurde sie, nur von der Lust beherrscht, ohne Bewusstsein von Zeit und Raum.
     
    Später lagen sie nebeneinander. Sibylla hatte ihren Kopf an Isaaks Schulter gelehnt, ihr Arm lag über seiner Brust.
    «Was meinst du?», fragte sie. «Gibt es Menschen, die füreinander bestimmt sind, oder ist die Liebe eine Sache der reinen Willensentscheidung?»
    Isaak schwieg. Erst nach einer kleinen Weile antwortete er: «Es gibt beides, glaube ich. Die Liebe als Willensentscheidung ist wohl gebräuchlicher. Man heiratet, weil der andere gut zum eigenen Leben passt. Und weil das so ist, beschließt man bewusst oder unbewusst, ihn zu lieben. Mit etwas Segen kann man dabei recht glücklich werden. Aber ich glaube auch, dass es Menschen gibt, die füreinander bestimmt sind. Doch es wäre falsch zu glauben, daraus einen Glücksanspruch ableiten zu können. Vielleicht sind manche Menschen füreinander bestimmt, miteinander im Unglück zu leben.»
    Sibylla erwiderte nichts. Nach einigen Minuten stand sie auf. «Ich muss nach Hause», sagte sie und griff nach ihren Kleidern.
    «Bleib doch», bat Isaak. «Es gibt niemanden, der in der Trierischen Gasse auf dich wartet.»
    Sibylla schüttelte den Kopf. «Ich muss gehen», wiederholte sie und betrachtete seinen Körper im weichen Licht der Wachskerze. Sie sah die Spuren ihrer Lust an seinem Körper, und Scham überfiel sie. Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, konnte Isaak plötzlich nicht mehr in die Augen sehen und floh beinahe aus dem Zimmer, aus seinem Haus, eilte zurück in die gewohnte Sicherheit ihres Hauses in der Trierischen Gasse.
     
    Am nächsten Tag stattete ihr Isaak Kopper einen Besuch ab. Sibylla hatte damit gerechnet und sich gleichzeitig davor gefürchtet.
    «Komm rein», bat sie ihn und spürte wieder diese Mischung aus Scham und Freude.
    Isaak bewunderte die fertigen Kleider und Pelze. Aus den Augenwinkeln beobachtete Sibylla jede Regung seines Gesichtes. Noch immer konnte sie ihm nicht in die Augen schauen, doch sie wollte sehen, ob ihr Verhalten in der letzten Nacht eine Veränderung bei ihm bewirkt hatte, und wenn ja, welche? Verachtete er sie jetzt? Hielt er sie für ein loses Weib, das sich bei jeder Gelegenheit in eine rasende Lustmagd verwandelte? Hatte sie sich benommen wie eine Wäscherin und die Meistersfrau vollkommen vergessen? War sie mit ihrer Lust zurückgefallen in den Sumpf, aus dem sie kam?
    Unsicher betrachtete sie ihn und versteckte ihr Gesicht dabei hinter ihrem Haar.
    «Die Leute haben Recht, wenn sie sagen, dass den Stücken aus deinem Haus ein besonderer Schick anhaftet», sagte er und sah sie mit einem liebevollen Lächeln an, das vollkommen unbefangen und frei von schlechten Gedanken war. Ja, sogar Bewunderung lag in seinem Blick.

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