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Die Pension Eva

Die Pension Eva

Titel: Die Pension Eva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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sie am besten. Was bringt ihr mit?«
    »Ich bringe gebratene Salsicce mit«, sagte Ciccio.
    »Und ich den Wein«, sagte Nenè. »Und weil es Cuddriruni und Salsicce gibt, werde ich diesmal mindestens acht Flaschen mitbringen.«
     
    Am Donnerstagmorgen fuhr ein weißes Schiff in den Hafen ein. Auf der Brücke war ein großes rotes Kreuz zu sehen: ein deutsches Sanitätsschiff mit Kriegsverletzten aus Afrika.
    Zwei Stunden später rief der Verbandsführer Colleoni den Bürgermeister, den Politischen Sekretär und die Führerin der Faschistischen Frauen, Donna Ciccina Locastro, zusammen.
    »Wir müssen unseren verletzten deutschen Kameraden unseren Respekt zollen. Das Schiff fährt Sonntagmorgen nach Genua weiter. Sie, Herr Bürgermeister, setzen sich mit dem Hafenamt in Verbindung und gehen gemeinsam mit dem Hafenaufseher den Kapitän des Schiffes begrüßen. Sagen Sie ihm, dass morgen Vormittag um zehn Uhr eine Abordnung der Faschistischen Frauen an Bord kommen wird – natürlich nur mit seiner Zustimmung –, um diesen tapferen Soldaten Trost zu bringen. Kameradin Locastro, es erübrigt sich, Ihnen zu sagen, dass die von Ihnen ausgewählten Frauen allesamt in faschistischer Uniform erscheinen müssen.«
    »Und was sollen wir ihnen mitbringen?«, fragte Donna Ciccina.
    »Nun ja, ich weiß nicht: Blumen, Obst, Backwaren …«
    »Haben Sie vergessen, dass es verboten ist, in Kriegszeiten Backwaren herzustellen? Für solche Luxusgüter dürfen wir Milch, Mehl und Zucker nicht verschwenden«, sagte Donna Ciccina streng, die eine linientreue Faschistin war und die Regeln offenbar besser kannte als der Verbandsführer selbst.
    Der Verbandsführer erschrak. Das hatte er völlig vergessen, weil es bei ihm zu Hause nie an geschmuggeltem Zucker und Mehl fehlte. Seine Frau backte immer heimlich, denn er liebte alles, was süß war.
    »Ähm … selbstverständlich, ich habe ja nur an ein paar Bonbons oder Plätzchen gedacht«, sagte der Verbandsführer hastig. »Aber diese Einzelheiten überlasse ich Ihnen. Wichtig ist vor allem, dass Sie da sind. Ich begleite Sie selbstverständlich.«
    Es war nicht leicht für Donna Ciccina Locastro, Frauen zu finden, die mit auf das Schiff kamen. Faschistinnen gab es genug, das schon, aber nicht solche, die freiwillig schlimm zugerichtete Männer besuchten. Bemitleidenswerte Männer, denen ein Fuß, ein Arm, ein Auge fehlte.
    Und so lief Donna Ciccina einen Nachmittag lang von Pontius zu Pilatus, von einem Haus zum anderen. Aber die eine hatte einen kranken Sohn, die andere einen Arzttermin, die Nächste musste unbedingt ihre Schwester besuchen, die gerade entbunden hatte, noch eine andere hatte soeben ihre Uniform zur Schneiderin gegeben, um sie weiten zu lassen …
    Kurzum, am Freitagmorgen warteten um zehn vor zehn Donna Ciccina und neun Frauen in Uniform an der Schiffstreppe auf den Verbandsführer. Mehr hatte sie nicht überreden können.
    Natürlich erzählten die Frauen ihren Männern von dem Besuch, als sie nach Hause kamen.
    Und sie verschwiegen ihnen nicht, dass sich in dem Schiff ein abgetrennter Raum befand, in dem, wie der deutsche Kommandant durch den Dolmetscher erklären ließ, die ganz harten Fälle lagen, die derart zugerichtet waren, dass man sehr stark sein musste, um ihren Anblick zu ertragen. Die Frauen sollten sich vorher gut überlegen, ob sie dort hineingehen wollten.
    Die Frauen hatten es sich gut überlegt und waren zu dem Schluss gekommen, dass sie dazu nicht fähig waren. Immerhin hatten sie ja ihre Pflicht als gute Faschistinnen erfüllt, und dann war es auch schon wieder Zeit, nach Hause zu gehen und das Essen vorzubereiten.
     
    Die Geschichte von den Frauen, die sich geweigert hatten, die schlimm verletzten Soldaten zu besuchen, kam auch Signora Flora zu Ohren. Um sechs Uhr abends desselben Tages stand sie beim Hafenkommandanten auf der Matte, der sofort den Dolmetscher zum Schiff schickte, um Signora Floras Vorschlag dort vorzubringen. Nach weniger als einer halben Stunde kam der Dolmetscher zurück, der deutsche Kommandant war einverstanden. Am Samstagmorgen um halb zehn machten sich die Mädchen der Pension Eva also auf den Weg zum Hafen. Ordentlich gekleidet und nicht geschminkt gingen sie in zwei Dreierreihen hinter Signora Flora zum Ort des Grauens, und die neugierigen Blicke der Bewohner folgten ihnen, als sie das weiße Schiff betraten.
     
    Sie saßen wie am Montag zuvor am Esszimmertisch. Die Cuddriruni schmeckten den Mädchen, Grazia wollte sogar

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