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Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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sich unter Verbeugungen und schloss die Tür hinter sich. Prudence schauderte in der feuchten Kühle und ging in dem kleinen Raum von einem Ende zum anderen. Binnen zehn Minuten wurde die Tür wieder geöffnet, und ein Angestellter kam mit einem Arm voller Ordner, gefolgt von einem Kollegen, der eine verschlossene Box trug. Sie legten alles auf den Tisch. »Soll ich das Gaslicht anzünden, Madam?«, fragte der erste Angestellte.
    »Ja, bitte.« Prudence nahm den Schlüssel, der auf der Kassette lag, und steckte ihn ins Schloss. Das Licht flammte auf und verbreitete wenigstens die Illusion eines warmen und freundlichen Scheins in dem spartanischen Raum.
    »Möchten Sie Kaffee, Madam?«
    »Ja, da wäre sehr nett, danke.«
    Die beiden Männer gingen hinaus, und sie setzte sich an den Tisch und klappte den Kassettendeckel auf. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Vater, falls er denn etwas besaß, das er geheim halten wollte, es hinter Schloss und Riegel hinterlegt und nicht in einem offenen Ordner untergebracht hätte. Die Kassette enthielt aber nur ein Bündel Papiere. Sie nahm sie gerade heraus, als der Angestellte mit einem Tablett mit Kaffee und ein paar vertrocknet aussehenden Keksen kam und alles neben sie hinstellte. Sie dankte ihm lächelnd und wartete, bis er sich wieder zurückgezogen hatte und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Dann erst breitete sie die Papiere auf dem Tisch aus.
    Die Heiratsurkunde ihrer Eltern, die Geburtsurkunden der drei Schwestern, der Totenschein ihrer Mutter, das Testament ihrer Mutter, das Testament ihres Vaters. Nichts davon war für sie von Interesse. Sie wusste, dass das kleine Vermögen ihrer Mutter für The May fair Lady verbraucht worden war. Es wäre ihrer Mutter nie in den Sinn gekommen, für die Zeitung Geld zu verlangen, und sie hatte diese deshalb mit ihren eigenen Finanzmitteln herausgebracht. Lord Duncans letzter Wille war ganz einfach... alles sollte zu gleichen Teilen an seine drei Töchter gehen. Nicht dass es etwas anderes als Schulden zu erben gegeben hätte, dachte sie ohne Groll. Der Unterhalt des Landhauses in Hampshire mit den Pächterhäusern und allen Nebengebäuden sowie das Haus und Personal in London verschlangen alles, was an geringfügigen Pachterträgen hereinkam. Aber so lief es jetzt eben, und sie waren daran gewöhnt. Sie legte die Papiere wieder in die Kassette, nachdem sie alle durchgesehen hatte, und kam schließlich zum letzten Dokument.
    Sie starrte es an, plötzlich von einem flauen Gefühl erfasst und momentan unfähig zu glauben, was sie da las. Es war ein rechtskräftiges Dokument. Eine Pfandurkunde auf das Haus am Manchester Square. Auf das Haus, das sich seit den Zeiten Königin Annes im Besitz der Familie befand. Sie sah das Dokument wie vor den Kopf geschlagen an, trank einen Schluck Kaffee. Dann starrte sie wieder auf den Text. Das Papier war auf den 7. April 1903 datiert und auf eine Gesellschaft mit Namen Barclay Earl und Teilhaber ausgestellt.
    Es bedurfte keines brillanten Verstandes, um den Zusammenhang zu erfassen. Der Earl of Barclay besaß das Pfandrecht auf das Haus Nummer 10 am Manchester Square. Auf ein
    Haus, das während seiner gesamten Geschichte nicht einmal mit einer Hypothek belastet gewesen war. Sie spürte, wie in ihr allmählich Wut aufglomm. Warum? Was konnte ihren Vater bewogen haben, das Haus preiszugeben, sein Erbe, seinen Stolz, den Stolz seiner Familie?
    Verzweiflung.
    Eine andere Erklärung gab es nicht, konnte es nicht geben.
    Prudence ließ das Dokument in die Kassette fallen, als wäre es irgendwie Ekel erregend. Sie suchte den Ordner für 1903 heraus. Die Zahlungen begannen im Januar... Zahlungen an Barclay Earl und Teilhaber. Monatlich tausend Pfund. Und im April war Schluss damit. Denn im April hatte Lord Duncan Barclay sein Londoner Haus verpfändet. Nicht mehr imstande, die Zahlungen zu leisten, zu denen er sich vermutlich verpflichtet hatte, stellte dies für ihn den einzigen Ausweg dar.
    Sie griff nach dem Ordner des vorhergehenden Jahres. Die Zahlungen begannen im Oktober. Doch war nirgendwo verzeichnet, wofür sie geleistet wurden. Erpresste Barclay ihren Vater? Nein, das war zu abwegig. Die beiden waren eng befreundet, zumindest glaubte Lord Duncan das.
    Sie griff in ihre Handtasche und holte den Zettel von Barclay hervor, den sie unter den Papieren in der Bibliothek entdeckt hatte. Zahlungen... Daten... Zinsen. Sie suchte in der Schließfachbox und fand schließlich, worauf sie aus war, in einen

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