Die Perfekte Braut
können. Nun zögerte sie, unliebsame Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, indem sie die Straße überquerte.
Die Tür des Eckladens öffnete sich, und Chastity drehte sich um und starrte in das Schaufenster des Eisenwarenhändlers, wobei sie Interesse für die ausgestellten gusseisernen Gefäße heuchelte. Ein Blick über die Schulter verriet ihr, dass der Mann mit dem Homburg zur Bushaltestelle schritt. Da der Laden von Mrs. Beedle von der Haltestelle aus zu sehen war, kam Chastity zu dem Schluss, dass sie es nicht riskieren konnte, das Geschäft zu betreten, ehe der Mann nicht in seinen Bus gestiegen war... da sie aber auch nicht länger auf offener Straße herumstehen konnte, ohne aufzufallen, betrat sie den Eisenwarenladen und schüttelte ihren Schirm aus.
Ein Mann mit Flanellschürze eilte von hinten herbei, als die Glocke über der Tür tönte, »'n Morgen, Madam. Was kann ich für Sie tun?« Er betrachtete sie mit einem geldgierigen Schimmer im Blick. In diesem Teil von Kensington konnten sich die Kunden meist keinen Burberry-Regenmantel leisten. Im Geiste ließ er den Warensektor der oberen Preisklasse Revue passieren, der für diese Kundin in Frage kam.
Chastity überlegte blitzschnell. »Ein Bügeleisen«, sagte sie. »Ich brauche ein Bügeleisen.«
»Da hätte ich genau das Richtige für Sie, Madam. Gusseisen, schöne glatte Fläche. Wird im Handumdrehen heiß. Ihre Büglerin wird begeistert sein.« Erhastete in seine hinteren Räume, und Chastity stand am Fenster und verrenkte sich den Hals, um zu sehen, ob der Mann mit dem Homburg noch an der Haltestelle stand. Sie hatte keine Lust, sich mit einem schweren, völlig unnötigen und vermutlich teuren Bügeleisen zu belasten, doch konnte sie nicht gehen, wenn dieser Mann noch da war.
Da sie die Haltestelle nicht sehen konnte, öffnete sie die Tür und spähte hinaus. Beim Geräusch der Türglocke stürzte der Eisenwarenhändler herbei, aus Angst, seine Kundin zu verlieren. Chastity sah den von Pferden gezogenen Omnibus um die entfernte Ecke biegen, und der Mann stieg ein.
»Da wäre das Bügeleisen, Madam«, sagte hinter ihr der Geschäftsinhaber. »Genau das Richtige für Sie.«
»Ach ja.« Chastity drehte sich um. »Ich halte es allerdings doch für besser, wenn ich mein Mädchen herschicke. Da sie damit umgehen muss, soll sie sich aussuchen, was sie gern hätte. Sie können nachmittags mit ihr rechnen.« Mit einem Lächeln unter ihrem Schleier fegte sie aus dem Laden und ließ einen untröstlichen Eisenwarenhändler mit dem Bügeleisen in der Hand zurück.
Der Bus fuhr an ihr vorüber, als sie gerade die Straße überqueren wollte, und als er um die Ecke gerumpelt war, lief sie zu Mrs. Beedles Laden.
»Ach, sind Sie es, Miss Chas?« Mrs. Beedle blickte vom Ladentisch auf; sie füllte gerade ein großes Glasgefäß mit Pfefferminzbonbons. »Eben haben Sie einen Mann verpasst, der sich nach Ihnen erkundigt hat. Er war schon einmal da.«
Chastity lehnte ihren Schirm an die Tür und schlug den Schleier zurück. »Hat er seinen Namen genannt? Was wollte er?«
Mrs. Beedle runzelte die Stirn. »Er hat seinen Namen nicht genannt und sagte nur, er wolle mit jemandem von The Mayfair Lady sprechen und ob ich wüsste, wo Sie anzutreffen seien. Er sagte auch, er hätte gute Nachrichten für Sie.« Kopfschüttelnd nahm sie ihre Tätigkeit wieder auf. »Er gefiel mir nicht... da war etwas faul.«
»Sie haben ihm doch hoffentlich nichts gesagt?«
Die Frau schaute auf. »Aber, Miss Chas, diese Frage erübrigt sich. Ich sagte, ich wüsste gar nichts. Ich würde nur die Briefe in Empfang nehmen, die mit der Post kämen.«
»Er hat doch sicher gefragt, wer sie abholt?« Chastitys Befürchtungen waren noch nicht ausgeräumt, wenngleich sie wusste, das ihre Hartnäckigkeit Mrs. Beedle kränkte.
»Ja, sicher. Und ich habe ihm erklärt, dass jeden Sonntag ein Botenjunge kommt. Ich wüsste den Namen nicht und sonst auch nichts von ihm. Es ginge mich nichts an, sagte ich beide Male.« Sie schraubte den Deckel auf den Behälter und wischte sich die Hände an der Schürze ab. »Sie sehen aus, als hätten Sie ein Tässchen Tee nötig, Miss Chas. Kommen Sie nach hinten.« Sie verschaffte ihrer Besucherin Zutritt, indem sie einen mit Scharnieren versehenen, aufklappbaren Teil der Theke anhob.
»Danke« sagte Chastity und ließ die Klappe wieder fallen, als sie ihrer Gastgeberin durch einen Vorhang in die anheimelnde Küche folgte. »Ich wollte nichts andeuten, Mrs.
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