Die Perfekte Braut
zeigen«, erwiderte Prudence verdrossen.
»Ich glaube, Con hat Recht«, sagte Chastity. »Sogar nach deiner geharnischten Standpauke.« Sie schüttelte bewundernd den Kopf. »Mich wundert, dass er sich davon erholt hat.«
»Der Mann ist dickfellig wie ein Rhinozeros«, bemerkte ihre Schwester. »Aber sollte er es jemals wagen, mich wieder anzurühren, steche ich ihn mit einer Haarnadel.«
»Ich wäre ein wenig vorsichtiger, damit ich nicht zurückgestochen werde«, sagte Constance auflachend. »Ich würde unseren Anwaltsfreund nicht zum Äußersten treiben.«
Chastity kicherte. »Nein, wirklich nicht. Er hat etwas Gefährliches an sich.« Mit einem Seitenblick auf Prudence setzte sie gewitzt hinzu: »Natürlich mag es Frauen geben, die ihn attraktiv finden. Manch eine spielt eben gern mit dem Feuer.«
Die Oberflächlichkeit ihrer Schwestern ärgerte Prudence, da sie an der Situation nichts amüsant fand. Normalerweise störten sie die Neckereien ihrer Schwestern nicht, doch wegen Gideon Malvern aufgezogen zu werden missfiel ihr sehr. Sie sagte jedoch nichts.
Falls ihren Schwestern auffiel, dass sie nicht antwortete, ließen sie es sich nicht anmerken. Chastity meinte gut gelaunt: »Con, er ist tatsächlich schlimmer als Max.«
»Ach, die sind doch alle gleich, diese erfolgreichen Männer«, sagte Constance leichthin. »Von sich eingenommen und allzu bereit, sich über jede andere Meinung hinwegzusetzen. Dennoch ist diese Art von Arroganz erträglicher als jene der Aristokratie, die sich nur auf ererbten Reichtum gründet und auf Verstand verzichten zu können glaubt. Habe ich nicht Recht?« Sie sah Prudence Bestätigung heischend an und fragte dann rasch: »Ist was, Prue?«
»Nein, gar nicht.« Prudence schüttelte den Kopf und zwang sich, sich der Stimmung der anderen anzupassen. »Natürlich hast du Recht. Ich weiß, dass Mutter eine ähnliche Auffassung vertrat.«
Chastity bedachte sie mit ei n em forschenden Blick, da sie das leise Zögern im Ton ihrer Schwester heraushörte. Prudence sagte lächelnd: »Fast zehn Uhr. Das Fortnum öffnet in einer halben Stunde. Lasst uns bei Kaffee und Kuchen unsere Ermittlungskampagne planen.«
Chastity war nicht überzeugt, dass Prudences Stimmung ungetrübt war, doch war der Zeitpunkt nicht geeignet, in sie zu dringen. »Gute Idee«, sagte sie bereitwillig lächelnd. »Ich lechze nach einem Stück Battenburg-Kuchen.«
»Und nachmittags setzen wir uns hin und erstellen eine Liste von Heiratskandidatinnen für Sir Gideon«, schlug Constance vor. »Jetzt kennen wir ihn und können uns ungefähr vorstellen, welcher Typ Frau zu ihm passt. Vielleicht haben wir brauchbare Ideen.« Sie winkte eine vorüberfahrende Droschke heran und sagte beim Einsteigen: »Am besten, ihr kommt zu mir. Ich glaube, ich muss heute zu Hause bleiben und mich auf Brautbesuche gefasst mac hen.«
9
»Na, hast du schon Brautbesuche empfangen, Con?«, fragte Chastity, als sie nachmittags den Salon ihrer Schwester betrat.
»Ach, was für ein hübscher Raum«, sagte Prudence, die ihrer Schwester folgte. »Diese chinesische Tapete - ganz nach meinem Geschmack.«
»Lady Bainbridge gab sich sehr herablassend«, vertraute Constance ihnen an. »Sie war vor einer halben Stunde da und äußerte sich sehr abfällig über diesen neumodischen Geschmack.« Sie schüttelte ein mit Pfauen besticktes Seidenkissen auf. »Und sie hat mich sehr aufmerksam gemustert, ganz eindeutig darauf aus, einen wachsenden Taillenumfang festzustellen.«
»Das wäre zu früh, auch wenn du es erwägen würdest«, wandte Prudence mit einem Blick auf die schlanke Gestalt ihrer Schwester ein. »Wer war sonst noch da?«
»Letitia... ach, und Tante Agnes; sie hat die orientalischen Akzente in den höchsten Tönen gepriesen.«
»Kann ich mir denken. Agnes hat noch nie ein kritisches Wort über irgend j emanden fallen lassen«, sagte Chastity liebevoll über ihre Lieblingstante, die Schwester ihres Vaters.
»Ich lasse Tee bringen«, sagte Constance, »und dann können wir uns über eventuell in Frage kommende Kandidatinnen unterhalten.« Sie zog an der mit Fransen verzierten Klingelschnur neben dem Kamin. »Ich habe mir das Gehirn wegen einer passenden Frau für Sir Gideon zermartert...« Sie sprach nicht weiter, als auf das Klingeln hin ein Mädchen erschien. »Brenda, bringen Sie uns Tee. Danke.«
»Welcher Frauentyp könnte ihm wohl entsprechen?«, fragte Chastity und kuschelte sich in eine Sofaecke.
»Ich habe nicht die
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