Die Perfekte Braut
Tisch und ließ den Deckel aufspringen. Dann zögerte er kurz. Heutzutage rauchten manche Frauen, aber nur wenn sie allein waren. Im Allgemeinen wäre es ihm nicht eingefallen, einer Dame Zigaretten anzubieten, aber diesen dreien...? Insgeheim achselzuckend beugte er sich vor und hielt das Etui zunächst Prudence hin.
»Nein danke, zu dieser Methode, die Welt zu schockieren, greifen wir nicht«, sagte sie so frostig, dass es einen Eisbären geschaudert hätte.
»Dann hoffe ich, dass es Sie nicht stört, wenn ich rauche«, erwiderte er, ihre frostige Art ignorierend. »Es hilft mir beim Nachdenken.« Er zündete sich eine Zigarette an und rauchte minutenlang wortlos, während er einen Punkt an der Wand irgendwo über den Köpfen seiner Besucherinnen anstarrte.
»Ich habe das deutliche Gefühl, dass wir Ihre Zeit vergeuden«, sagte Prudence schließlich.
Er brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen, die alle drei erboste, und rauchte weiter. Erst als er die Kippe ins Feuer warf, fuhr er fort: »Ihre Zeitung ist ein Hetzblatt, auch ohne direkte und persönliche Attacke auf ein Mitglied der Gesellschaft. Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen, wie unwahrscheinlich es ist, dass eine durchwegs männliche Geschworenenrunde, zwölf unbescholtene Männer, sich zugunsten einer Gruppe rebellischer Frauen gegen einen Geschlechtsgenossen entscheidet.«
»Nicht unbedingt«, sagte Prudence. »Die Geschworenen und der Earl kommen aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Es könnte sein, dass sie für die von Barclay ruinierten Frauen Mitgefühl aufbringen.«
»Ja«, warf Chastity ein. »Es könnte auch der eine oder andere darunter sein, der - aus welchem Grund auch immer, Neid, persönliche Unzufriedenheit - es gerne sähe, wenn jemand wie Barclay endlich bekommt, was ihm gebührt.« »Niedrige Motive, die man allerdings in Betracht ziehen muss«, gab Gideon zu. »Trotzdem kann ich keinen Fall übernehmen, wenn ich für meine Verteidigung keine Basis habe.« Er tippte auf die Zeitung und die Papiere, die ihm vorlagen. »Prudence, jetzt wird es Zeit, mir zu geben, was Sie in der Hand haben, um den Earl des Betrugs und Diebstahls zu bezichtigen.«
Prudence atmete tief durch. »Im Moment haben wir gar nichts. Wir verdächtigen Barclay allerdings, unseren Vater in betrügerischer Absicht zu Projekten verleitet zu haben, die dazu führten, dass er seines gesamtes Vermögens verlustig ging.«
»Und Prue ist überzeugt, in Vaters Bankunterlagen Beweise dafür zu finden«, führte Constance weiter aus.
Gideon runzelte die Stirn. »Das riecht nach einem persönlichen Rachefeldzug. Auf Geschworene macht das keinen guten Eindruck.«
»Da niemand unsere Identität kennt, wird auch niemand die Verbindung herstellen«, wandte Prudence ein.
Gideon schüttelte den Kopf und beugte sich mit gebieterisch erhobenem Zeigefinger vor. »Hören Sie... glauben Sie auch nur eine Sekunde lang, Barclays Rechtsbeistände würden zulassen, dass Sie anonym bleiben? Die setzen Himmel und Hölle in Bewegung, um festzustellen, wer Sie sind. Und sobald sie es in Erfahrung gebracht haben, schlagen sie Sie ans Kreuz.«
»Sparen Sie sich diesen belehrenden Ton«, fuhr Prudence ihn an. »Wir sind nicht blind für die Realität.«
»Verzeihung«, sagte er in unverändertem Ton. »Aber ich glaube sehr wohl, dass Sie es sind.«
Er lehnte sich kurz zurück und sah Prudence finster an. Seine grauen Augen waren hart und kalt wie ein Grabstein. »Madam, haben Sie persönliche Gründe für diesen Rachefeldzug gegen Seine Lordschaft? Hat er womöglich unwillkommene Annäherungsversuche unternommen?«
»Nein«, erwiderte Prudence schockiert. »Nein, ganz und gar nicht.«
»Wollen Sie die Geschworenen glauben machen, dass das alleinige Motiv für diese Kampagne gegen ein geachtetes Mitglied der Gesellschaft das öffentliche Wohl ist?« Er zog spöttisch und ungläubig die Brauen hoch.
»Nein... ich meine ja«, sagte Prudence errötend; sie spürte, dass sie ins Straucheln geriet. »Persönliches spielt keine Rolle. Lord Barclay ruinierte...«
Er hob die Hand und brachte sie zum Schweigen. »Eine Wiederholung Ihrer ungeheuerlichen und grotesken Behauptungen ist nicht notwendig, Madam. Die Geschworenen werden sie als unwahre Aussagen einiger Dienstboten einstufen, junger Mädchen, leicht zu manipulieren und wahrscheinlich mehr als willig, die Gunst ihres Dienstherrn als Gegenleistung für eigene Gunstbezeugungen zu gewinnen. Eine Situation, wie man
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