Die Perfekte Braut
sie oft antrifft.«
Prudence sprang einen Sekundenbruchteil vor ihren Schwestern auf. »Wie können Sie es wagen!« Sie stieß über den Tisch hinweg mit dem Finger nach ihm. »Was bilden Sie sich eigentlich ein, Sie unmöglicher Kerl! Das lassen wir uns nicht länger bieten.« Sie drehte sich um und wollte zur Tür. Gideon aber reagierte flink und beugte sich über den Tisch, um ihr Handgelenk zu packen.
»Setzen Sie sich wieder, Prudence. Ich möchte Ihre Antwort auf meine Argumente hörten.« Sein Ton duldete keinen Widerspruch. Als sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, umfasste er sie noch fester. »Setzen Sie sich. Alle sollen sich setzen.«
»Prue, du hast dich geirrt«, erklärte Chastity. »Er ist viel schlimmer, als Max es je war.«
Momentan war Gideon v on dieser für ihn völlig aus dem Zusammenhang gerissenen Bemerkung verwirrt. Von einer zur anderen blickend, lockerte er seinen Griff, und Prudence, die sich seine Ratlosigkeit zu Nutze machte, befreite sich und massierte auffällig ihr Handgelenk.
»Tut mit Leid«, sagte er sichtlich verärgert. »Habe ich Ihnen wehgetan?«
Prudence ließ ihn warten, ehe sie kühl antwortete: »Ich dachte, ich hätte gestern deutlich gemacht, dass ich es nicht dulde, ohne mein Einverständnis berührt zu werden. Wenn Sie Ihre Hände nicht im Zaum halten, Sir Gideon, ist unsere Ü bereinkunft null und nichtig.«
Gideon sah so geschockt, so völlig verblüfft drein, dass Prudence fast gelacht hätte. Endlich hatte sie ihre Genugtuung, weil sie es ihm gezeigt und ihn in Verlegenheit gebracht hatte.
Nach einer Weile sagte er moderater: »Verzeihen Sie. Ich wollte nur meinen Standpunkt verdeutlichen. Bitte, setzen Sie sich. Alle.«
Sie nahmen wieder Platz, und Prudence, deren Wut nach einigen Minuten ruhiger Überlegung verraucht war, sagte: »Vermutlich wollten Sie uns einen Vorgeschmack auf ein Verhör durch einen Anwalt von der Gegenseite geben.«
»So ist es.«
»Aber wir haben doch schon erklärt, dass wir nicht als Zeuginnen aussagen können«, sagte sie wieder ein wenig ungeduldig. »Wir bewegen uns in diesem Punkt im Kreis, Sir Gideon.«
»Nicht ganz. Ich sehe eine Möglichkeit, den Kreis zu durchbrechen. Eine von Ihnen wird in den Zeugenstand treten müssen.« Er sah sie der Reihe nach an. »Sicher können Sie sich einen ganz dichten Schleier verschaffen, einen, der Ihre Züge völlig verhüllt.«
»Ich denke schon«, erwiderte Prudence mit einem Blick zu ihren Schwestern. »Würde das gehen?«
»Du müsstest auch die Stimme verstellen«, wandte Constance ein. »Aber das lässt sich üben.«
»Und wenn Con und ich uns auch verschleiern, könnten wir als Zuschauerinnen im Gerichtssaal sitzen«, bemerkte Chastity nachdenklich. »Sozusagen als moralische Unterstützung.«
»Und warum soll ich in den Zeugenstand?«, fragte Prudence.
Niemand antwortete, sodass sie sich mit einem resignierten Achselzucken fügte. Da sie von Anfang an die Hauptrolle gespielt hatte, war es nur logisch, dass sie nun weitermachte. »Es ist sehr riskant«, meinte sie.
»Alles an diesem Fall ist sehr riskant, Prudence«, erklärte Gideon.
»Wieder dieser belehrende Ton!«, rief Prudence aus. »Hören Sie auf, uns Dinge zu erklären, die uns längst klar sind - noch dazu auf unsere Kosten.«
Gideon Malvern, einer der besten Anwälte des Landes, war es entschieden nicht gewohnt, dass irgendjemand, geschweige denn eine mittellosen Mandantin, seine Vorgehensweise tadelte. Er widerstand jedoch der Versuchung, sie zurechtzuweisen, da er sicher war, dass jedweder Versuch, die eine Schwester zu rügen, ihm den Zorn der anderen beiden einbringen würde, und er traute es sich nicht zu, es mit einer Dreierfront aufzunehmen. Mit einer vielleicht, aber nicht mit allen.
Er wählte den würdigsten Weg und sagte stattdessen, ihre Bemerkung ignorierend: »Wie würden Sie vor Gericht auf diese Frage antworten, Prudence?«
Sie runzelte die Stirn. »Wenn ich mich recht erinnere, handelte es sich nicht so sehr um eine Frage als vielmehr um eine abscheuliche Behauptung, die darauf abzielt, eine männliche Jury zu beeinflussen.«
»Sie zielte auch darauf ab, Sie in Verlegenheit zu bringen.«
»Mit Erfolg.«
»Also, geben Sie mir die Antwort.« Er lehnte sich in seinem gedrechselten Stuhl zurück und verschränkte die Arme.
»Ich würde wahrscheinlich sagen, dass...«
»Nein«, unterbrach er sie. »Ich möchte eine spontane Antwort.«
»Die jungen Frauen, die vom Earl of Barclay
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