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Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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ihm einen Kuss auf die Wange.
    »Genau weiß ich es noch nicht. Es wird eine längere Fahrt, deshalb wirst du bestimmt schon im Bett sein.« Sie nickte unbekümmert und tänzelte aus dem Raum. Noch immer lächelnd wandte Gideon nun seine Aufmerksamkeit in aller Ruhe den gebratenen Nieren und seiner Zeitung zu.
    Um Punkt halb neun an jenem Morgen fuhr der schwarze Rover vor. »Er ist da«, sagte Chastity, die vom Salonfenster aus den Platz beobachtete. »Er fährt selbst, ohne Chauffeur. Heute sieht er aber sehr flott aus. Geh deine Sachen holen, und ich laufe hinunter und sage ihm, dass du schon unterwegs bist.« Sie fegte aus dem Salon.
    Prudence ging ihn ihr Schlafzimmer, wo sie kurz einen Blick in den Standspiegel warf. Sie strich die lange Jacke ihres blauroten Wollkostüms über den Hüften glatt und schüttelte die Falten des langen, mit einer weinroten Borte besetzten Rockes aus. Sie verspürte eine gewisse Nervosität, einen leicht beschleunigten Herzschlag, und ihr heller Teint war rosig angehaucht. Warum sie so aufgewühlt war, konnte sie sich nicht erklären. Gideon Malvern beunruhigte sie keineswegs.
    Oder doch? Lächerliche Idee. Von der ersten Begegnung an hatte sie gut mit ihm umgehen können. Würde ihre heutige vorbereitende Sitzung auch ein wenig unangenehm werden, so wusste sie doch, dass sie nur dazu diente, sie auf die viel größeren Unannehmlichkeiten, die ihr vor Gericht drohten, einzustimmen. Dennoch wünschte sie, ihre Schwestern hätten mitkommen können. Überzahl bedeutete Stärke. Aber wozu brauche ich Stärke?, fragte sie sich selbst ungehalten. Er war ja nur ein Mann. Ein ganz gewöhnlicher Mann. Und sie war oft genug mit Männern allein gewesen. Und nie hatte sie diese Befangenheit verspürt.
    Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie sich ihrer wirren Gedanken entledigen, und schlüpfte in den braunen Staubmantel aus einem Seide-Alpaka-Gemisch, der ihr Kostüm vor Straßenstaub schützte. Dann band sie einen schweren Seiden schleier über den Filzhut. Wurde der Staub zu arg, konnte sie den Schleier vors Gesicht ziehen. Aber wohin würde die Fahrt gehen? Warum holte er sie mit dem Automobil ab? Vielleicht würden sie nur zu seinem Haus fahren, und er hatte sie aus übertriebener Höflichkeit am helllichten Tag abgeholt. Nein, entschied sie. Das war nicht Gideons Art.
    Sie zog ihre Lederhandschuhe an, griff nach Börse, Taschentuch, Notizbuch und Stift, nicht zu vergessen nach Lord Barclays Mitteilung und versenkte alles in den tiefen Taschen des Staubmantels, ehe sie sich nach unten begab.
    Gideon und Chastity plauderten in der Halle, die Haustür hinter ihnen war nur angelehnt. Er trug einen Wolfspelzmantel und eine flache Schirmmütze. Seine Kleidung verriet, dass er mehr vorhatte als eine kurze Fahrt durch die Straßen von London.
    Er drehte sich lächelnd um, als sie die Treppe herunterkam. Sein Lächeln erlosch jäh. »Nein«, sagte er entschieden. »Das reicht ganz und gar nicht.«
    »Was denn?«, fragte sie verblüfft.
    »Ihre Kleidung. Sie werden schier erfrieren. Es ist sonnig, aber kalt.«
    »Aber die Fahrt wird doch nicht allzu lange dauern?«, protestierte sie.
    Er ignorierte die Frage und wiederholte nur: »Sie werden erfrieren. Sie brauchen etwas Wärmeres.«
    »Den Pelz, Prue?«, schlug Chastity vor.
    »Das erscheint mir übertrieben. Es ist ja erst Oktober, und die Sonne scheint.«
    »Wenn Sie einen Pelz haben, dann rate ich Ihnen, diesen zu holen und anzuziehen«, sagte Gideon, um ein Einlenken bemüht. »Glauben Sie mir, Sie werden ihn brauchen.«
    Prudence zögerte. Fast hätte sie gelacht, weil die Mühe, die er sich machte, um seinen gewohnten gebieterischen Ton zu zügeln, so spürbar war. Zuerst war sie versucht, seinen Vorschlag in Frage zu stellen, entschied sich dann aber, seine Bemühung zu honorieren. Sie wandte sich zur Treppe um.
    Die Schwestern hatten von ihrer Mutter einen Silberfuchsmantel, Kapuze und Muff sowie eine dreireihige unvergleichliche Perlenkette geerbt, die sie sich je nach Bedarf teilten. Prudence holte den Pelz nun aus dem mottensicheren Zedernschrank im Schrankzimmer, wo er den Sommer über aufbewahrt worden war, und hielt den Mantel hoch. Er duftete leicht nach Zedernholz, aber anders als das Kleid, das sie am Abend zuvor getragen hatte, nicht nach Mottenkugeln.
    Sie legte den Staubmantel ab und schlüpfte in den Pelz. Sofort fühlte sie sich wie in eine Aura von Luxus und Eleganz gehüllt. Es war ein wundervoll extravagantes Stück mit

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