Die Perfekte Braut
hatte ihr diese Reaktionen entlockt und musste zugeben, dass es nicht immer mit Absicht geschehen war. Etwas an der Art, wie sie aufeinander reagierten - buchstäblich wie das sprichwörtliche Öl auf Wasser -, war ihm unbegreiflich, weil es sich seiner Kontrolle entzog. Er hatte jedenfalls sehen wollen, wie sie unter Druck reagierte. Sein eigenes Aufbrausen hatte ihm gezeigt, dass Richter und Geschworene ihr in dieser Rolle keine Sympathie entgegenbringen würden.
Er wusch den Schaum ab und drückte mit einem leisen wohligen Stöhnen sein Gesicht in einen dampfenden Waschlappen. Nach einem prüfenden Blick in den Spiegel, um sich zu vergewissern, dass er auch keine Stelle übersehen hatte, stieg er in die Badewanne. Unter die Wasseroberfläche gleitend, fragte er sich, ob der Tag, wie er ihn geplant hatte, ihn seinem Ziel wohl näher bringen würde.
Er wollte, nein, er musste ihre heftigen Reaktionen dämpfen, sie überzeugen', dass sie die Männer im Gerichtssaal ansprechen und deren Mitgefühl wecken musste. Sie von dieser Notwendigkeit zu überzeugen würde nicht einfach sein, darüber machte er sich keine Illusionen. Zunächst würde sie es als Schwäche ansehen, als Beweis, dass ihre Sache keine gerechte war, da sie zu Schauspielerei Zuflucht nehmen musste. Wenn er sie aber in die richtige Stimmung bringen konnte und sie ihre kämpferische Seite ganz natürlich aufgab, würden seine Chancen steigen. Solange er sie nicht unbeabsichtigt gegen sich aufbrachte. Sie war so stachlig wie ein Brombeerstrauch.
Trotzdem war er relativ optimistisch, als er hinunter ins Frühstückszimmer ging. Sarah, die bereits im Reitdress dasaß und einen Berg Rührei vertilgte, begrüßte ihn mit ihrem sonnigen Lächeln. »Milton sagte, er würde das Automobil bringen. Fährst du aus, Papa?«
»Aufs Land«, sagte er und drückte ihr einen Kuss aufs Haar.
»Für dich gibt es gebratene Nierchen.« Die Kleine deutete auf die zugedeckten Schüsseln auf dem Sideboard. »Fährst du allein?«
Gideon nahm sich von den Nierchen. »Nein. Mit einer Mandantin.« Er setzte sich und griff zur Zeitung.
»Mit Miss Duncan?«
Wie hatte sie das erraten? Er warf seiner Tochter über den Rand der Times hinweg einen ziemlich gereizten Blick zu. »Es hat sich so ergeben.«
»Aber sonntags verabredest du dich sonst nie mit Mandanten. Und du machst keine Ausflüge mit ihnen.« Sie trank aus einer Tasse Milchkaffee und nahm einen Toast vom Ständer.
»Es gibt immer ein erstes Mal.«
Sarah strich erst Butter und dann Marmelade auf ihren Toast. »Gefällt dir Miss Duncan?«
Ihr Ton hatte etwas trügerisch Beiläufiges an sich. Ihr Vater zuckte mit den Achseln und blätterte mit entschiedenem Rascheln zum Leitartikel um. »Das tut wohl nichts zur Sache. Ich vertrete sie in einem Prozess.«
»Findest du sie hübsch?« Die Frage wurde durch einen Mund voller Marmeladentoast gedämpft.
»Man spricht nicht mit vollem Mund.«
Sie schluckte und wischte sich mit der Serviette über den Mund. »Also, findest du sie hübsch?«
Gideon faltete die Zeitung unterhalb des Leitartikels. »Nein«, sagte er, ohne aufzublicken. »Hübsch ist nicht das Wort, mit dem ich Miss Duncan beschreiben würde.«
Sarah schien enttäuscht. »Ich finde sie hübsch.«
»Du hast ein Recht auf deine eigene Meinung.« Er legte die Zeitung hin und sah Sarah an. »Was hast du heute vor?«, fragte er nun sanfter.
»Ach, ich reite mit Isabelle im Park aus. Dann kommt sie zu mir, und Mrs. Keith macht uns als Sonntagsessen Brathähnchen und zum Dessert Mandelflammeri. Gestern waren wir in Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett.« Ihre Augen blitzten. »Dort gibt es eine richtige Gruselkammer mit einer echten französischen Guillotine. Na ja, sie ist natürlich aus Wachs, aber es heißt, dass man den Unterschied nicht merkt.«
Gideon schnitt eine kleine Grimasse. »Wenn man geköpft wird, würde man das sehr wohl merken.«
Sarah lachte auf. »Daddy, du bist so albern. Natürlich merkt man es. Die aus "Wachs würde nachgeben.«
Er stimmte in ihr Lachen ein. »War Mary mit dir dort?«
»Nein, Isabelles Gouvernante. Mary besucht übers "Wochenende ihre Schwester. Hast du das vergessen?«
»Scheint so. Solltest du dich nicht fertig machen?«
Sarah schob ihren Stuhl zurück und kam zu ihm. Er legte einen Arm um ihre Taille und drückte sie an sich. »Fall nicht vom Pferd, hörst du?«
Dieser absurde Gedanke brachte sie wieder zum Lachen. »Wann bist du wieder da?«, fragte sie und gab
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