Die Perfekte Braut
waren einverstanden, unsere Vorschläge zu überdenken. Wenn wir Ihnen eine Braut verschaffen, macht dies den Unterschied zwischen zwanzig und hundert Prozent der erstrittenen Summe aus - für uns eine todernste Sache.«
Er schüttelte den Kopf. »Sie sind sehr hartnäckig. Na ja, wenn Sie auf diesem Spiel bestehen, dann spielen wir es eben.«
»Es ist kein Spiel«, sagte Prudence. »Und ich bestehe darauf, dass Sie die Angelegenheit ernst nehmen. Wir haben eine Liste all jener Eigenschaften erstellt, von denen wir annahmen, dass sie Ihnen wichtig sein könnten. Wenn Sie auf einer Skala von eins bis fünf jede Eigenschaft, die ich nun gleich aufzählen werde, bewerten würden, wäre das sehr hilfreich.«
»Also los«, fordert er sie auf und zwang sich zu einer gebührend ernsthaften Miene.
Prudence warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. Sie konnte seine Augen hinter der Brille nicht sehen, doch zuckte es verräterisch um seine Mundwinkel . »Nummer eins: das Alter«, sagte sie. »Haben Sie da gewisse Vorlieben?«
Er schürzte den Mund. »Ich glaube nicht.«
»Aber Sie müssen doch eine Vorstellung haben!«, rief Prudence aus. »Würde Ihnen eine junge Frau in ihrer ersten Saison zusagen, oder ziehen Sie reifere Jahrgänge vor?«
Er schien diese Frage zu überdenken, während er einem unbeirrt dahintrottenden Pferdegespann auswich. Der Kutscher fluchte und schwenkte drohend die Peitsche, als das Pferd scheute und das Automobil in einer Staubwolke davonbrauste.
»Binnen kürzester Zeit werden die Leute nicht mehr mit der Wimper zucken, wenn sie ein Automobil sehen«, bemerkte Gideon. »Andere Fahrzeuge wird es dann gar nicht mehr geben.«
»Dazu braucht man andere Straßen«, sagte Prudence, als ihr Gefährt über eine von Schlamm erfüllte Unebenheit rumpelte. »Für diese Geschwindigkeit sind sie nicht geeignet.«
»Der Königliche Automobilklub macht sich im Parlament für bessere Straßen stark. Werden Sie kräftig durchgerüttelt?«
»Ich sitze nicht gerade übertrieben bequem«, erwiderte sie. »Aber meine Unbequemlichkeit, selbst wenn sie drei Stunden währt, sollte keinen Einfluss auf Ihre Pläne haben.«
»So schlimm ist es auch wieder nicht. In Henley machen wir eine Kaffeepause. Ich muss ohnehin den Treibstofftank füllen, und Sie können sich unterdessen Ihre Beine vertreten.«
»Wie schön, wenn man sich auf was freuen kann.« Sie widmete sich wieder ihrem Notizbuch. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Wie alt soll Ihre Frau sein? Ein Spielraum von fünf Jahren.«
»Blutjunge Mädchen langweilen einen Mann meines Alters.
Unerfahrenheit ebenso. Ich habe kein Interesse, eine Jungfrau in die Geheimnisse des Ehelebens einzuführen.«
Das allerdings ist mehr, als mit der Frage beabsichtigt war, dachte Prudence. Aber je umfassendere Informationen sie hatten, desto leichter würde es sein, eine passende Partnerin zu finden, deshalb nickte sie nur sachlich. »Also... eine reife Frau würde Ihnen entsprechen.«
»Reif... nun, da bin ich nicht so sicher«, schränkte er seine Aussage ein. »Dieses Wort beschwört Bilder vertrockneter alter Jungfern oder welker Witwen herauf. Ich glaube, keine dieser Kategorien würde mir zusagen. Gewiss, es ist schwierig, für einen geschiedenen Vierzigjährigen mit einer zehnjährigen Tochter eine passende Frau zu finden...«
»Das sind Probleme, die eher Frauen als Sie betreffen«, meinte Prudence. »Sie haben immerhin einige Pluspunkte aufzuweisen.«
»Wie nett. Ich fühle mich geschmeichelt.«
»So war es nicht gemeint. Ich wollte ja nur zum Ausdruck bringen, dass Ihr Beruf und Ihr Einkommen diese Nachteile auch für die sittenstrengste Kandidatin aufwiegen.«
»Aha, ich verstehe. Das war eine gebührende Zurechtweisung.«
Prudence unterdrückte ihren höchst unpassenden Drang zu lachen und sagte: »Wir suchen also eine Frau zwischen dreißig und fünfunddreißig. Ich weiß, dass Agnes Hargate mit ihrem Sohn nicht Ihr Fall war, aber haben Sie etwas gegen Witwen im Allgemeinen?«
»Nein. Solange sie nicht überreif sind. Ebenso wenig hätte ich etwas gegen eine unverheiratete Dame, wenn sie nur nicht verbittert ist.« Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Aber ich denke, dass mir eine jüngere unter fünfunddreißig vorschwebt. Vielleicht könnten Sie eine Frau Ende zwanzig suchen.« Er nickte. »Ja, je länger ich darüber nachdenke, desto klarer ist mir, dass dies das perfekte Alter wäre.«
»Also gut.« Prudence machte sich eine Notiz. »Damit
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