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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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zeigten sich noch die positiven Auswirkungen. Schließlich sahen sie auch mehrere kleine Wellblechgebäude, Steine, die zu einem kleinen Haufen aufgetürmt waren, und an einem Ast hing eine handgemalte Flagge. Sie flatterte nur kurz, doch Sami hatte das Motiv erkannt und schnappte überrascht nach Luft: eine goldene Sonne auf blauem Untergrund. Sie sah Farouz fragend an, doch der lächelte ihr lediglich zu.
    Dann deutete er in eine andere Richtung. »Schauen Sie, noch ein Kunstwerk.«
    Diesmal handelte es sich um eine handgemalte Aborigine-Fahne: der gelbe Kreis (die Sonne) vor dem roten Streifen (der Erde) und dem schwarzen Streifen (den Menschen). Sie wehte an einem behelfsmäßigen Fahnenmast. Kinder spielten im Staub, und etwas weiter hinten zwischen den Bäumen standen weitere Wellblechgebäude. Sie sahen alle gleich aus, hatten ebenerdige Betonveranden, die von bodenlangen Metalljalousien abgeschirmt wurden. Draußen standen jede Menge Plastikstühle. Ein Gebäude war größer als die übrigen, eine Baracke mit mehreren Veranden, die eindeutig eine Art Gemeindezentrum war. Auf dem Dach eines Hauses lag ein ausrangiertes, rosa Fahrrad mit einem Puppenkorb am Lenker. Ein kleines Kind spielte ganz in der Nähe in einem umgeworfenen Plastikstuhl.
    Sami hielt am Haus. Draußen saßen zwei Frauen und winkten Farouz träge zu. Er stieg aus, und weitere Leute kamen um die Hausecke geschlurft. Eine schnatternde Kinderschar rannte neugierig und unter großem Geschrei herbei.
    »Wo sind denn alle?«, fragte Farouz ungezwungen. Förmliche Begrüßungen schienen hier überflüssig zu sein.
    »Kommen schon. Wer das?« Die Frau betrachtete Sami neugierig und ein wenig misstrauisch.
    »Hallo. Ich bin Sami. Ich bin eine Freundin von Farouz«, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln.
    »Sie ist in Ordnung«, versicherte Farouz den Frauen.
    Sami folgte ihm ins Haus. Mehrere Frauen und ein alter Mann saßen im Hauptraum. Dort stand ein langer Tisch, auf dem Säcke mit Salz und Zucker, Tomaten- und Worcestersoße in Flaschen sowie ein Glas mit Instantkaffee und Teebeuteln standen. Ein zum Topf umfunktioniertes Mehlfass der Marke Dingo stand auf dem Herd. Es roch nach Eintopf. Farouz legte eine Tasche aus Sackleinen auf den Tisch. »Paar Dosen Proviant. Jemand am Malen?«
    »Klar, die Gruppe da drüben bei den Bäumen. Hast du Zigaretten?« Der alte Mann, der die Antwort gegeben hatte, sah Farouz erwartungsvoll an. Der zog eine Stange Zigaretten aus der Provianttasche.
    »Nett von dir, F’rouz.«
    »Möchten Sie Tee oder so?«, fragte Farouz Sami.
    »Ja, ein Becher Tee wäre schön. Die Fahrt war anstrengend.«
    Eine der Frauen reichte Sami eine Tasse. »Bedien dich. Sie ’ne Kunsthändlerin, Agent?« Sie sprach über Samis Kopf hinweg.
    »Nee. Freundin. Versteht was von Kunst. Will euch helfen«, sagte Farouz, der mühelos in eine andere Sprechweise wechselte.
    Sami sah sich nach heißem Wasser um. Sie hatte das Gefühl, unsichtbar zu sein. Die Frau deutete auf den großen Aluminiumkessel, der auf dem Herd vor sich hin kochte, und reichte ihr eine Schachtel Kekse.
    »Nach dem Tee gehen wir hin, okay?«, meinte Farouz.
     
    Sie gingen an der Reihe von Häusern vorbei über eine Lichtung zu einem Sonnenschutz – einer Sackleinwand, die man über junge Bäume gespannt hatte. Auf dem Boden saßen ein paar Frauen und arbeiteten an einer Leinwand, andere beugten sich über einen Zeichentisch. Vor dem Sonnenschutz spielten Hunde und Kinder. Einige Frauen saßen im Hintergrund und arbeiteten zusammen, doch ehe Sami erkennen konnte, was sie da taten, kam eine große Frau auf sie zu, um sie zu begrüßen.
    »So, bringst eine Freundin, was, Farouz? Wir haben schon gewartet.« Ihre Haut glänzte vor Schweiß, unter dem hochgezogenen Sarong malten sich Speckröllchen ab, ihre Hände waren voller Farbflecken. Sie lächelte Sami an. »Ich bin Gussie. Du siehst ziemlich feucht hinter den Ohren aus. Wirst uns helfen, was?«
    Sami war nicht ganz klar, was sie damit meinte, doch sie verbarg ihre Verwirrung. »Ihre Bilder faszinieren mich, und ich möchte etwas über sie erfahren. Ganz besonders über die Knüpfarbeiten. Sie sind ganz außergewöhnlich. Darf ich sehen, was Sie gerade machen?«
    »Du willst helfen, ja?«
    »Mit der Kunst? Wenn ich kann.« Sami sah Farouz mit erhobenen Augenbrauen an, erhielt jedoch keine Antwort. Sie traten unter den Sonnenschutz.
    »Du willst Leila helfen. Und wie willste das machen?«
    Sami sah die Frau verlegen

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