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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Broome. Auch wenn ich später vielleicht herkomme, so oft es geht.«
    »Um deine Mutter und uns zu besuchen? Oder noch jemanden?«
    Sami lächelte. »Na ja, vielleicht ist da noch jemand … Ich habe Tim Hudson auf der Schiffsreise besser kennen gelernt. Es war alles sehr gefühlsbeladen, deshalb will ich jetzt erst mal abwarten, bis ich ihn unter normalen Umständen wiedersehe.«
    »Klingt vernünftig.« Sie kehrten um und gingen zurück zum Wagen.
     
    Bei Sonnenuntergang hielt Harlan an. Sami erwachte und folgte mit dem Blick seinem Zeigefinger. Die kahlen Konturen eines voluminösen Baobab-Baums ragten in den spätnachmittäglichen Horizont.
    Sami konnte sich gut vorstellen, dass in seinem enormen Bauch und den seltsamen, stummelartigen Ästen Kobolde und mythische Geschöpfe lebten.
    »Das Wahrzeichen der Kimberleys«, sagte Harlan. »Liefert Nahrung, Wasser und manchmal eine Zufluchtsstätte in seinem hohlen Stamm. Und natürlich wurden gefangene Aborigines darin häufig angekettet.«
    »Ja, wie in dem außerhalb von Wyndham! Sind manche dieser Bäume nicht mindestens tausend Jahre alt?«
    »Gut möglich. Auf mich wirken sie immer eher wie tierische als wie pflanzliche Lebewesen.«
    »Das glaube ich gern. Ich möchte in keinem von denen schlafen, egal, wie kalt die Nacht ist.« Sami fröstelte. »Glaubst du an Geister, Harlan?«
    »Und du? Hast du welche gesehen?«, konterte er.
    »Ich glaube ja«, antwortete Sami vorsichtig.
    »Das bedeutet, du bist akzeptiert und auf die Gegend eingestimmt. Es ist ein gutes Omen«, meinte er. »Tja, wir sollten machen, dass wir weiterkommen. Aber ich dachte mir, dass dir der Anblick gefallen würde.«
    Sami war, als gäbe noch mehr zu den Geistern, den Gespenstern und den Schöpfungsgeschichten zu sagen – ein andermal.
    Sie übernachteten bei Webster und seiner Familie und erfuhren, dass Farouz wenige Tage zuvor vorbeigekommen war. Sami blickte verdutzt. »Das ist aber komisch. Er hat mir nichts davon gesagt. Ich habe ihm mehrmals die Nachricht hinterlassen, dass ich mit Harlan herkomme. Hat er was über seine Reise erzählt?«
    Webster schüttelte den Kopf. »Nö. Hat überhaupt kaum was gesagt. Irgendetwas schien ihn völlig in Anspruch zu nehmen; er hatte es eilig, zum Außenposten zu kommen. Zum ersten Mal, seit ich ihn kenne, hat er nicht mal über Kamele gesprochen, und das will was heißen! Was wollt ihr zwei denn da draußen?«
    Sami sah Harlan fragend an. Der nickte.
    »Wir wollen uns mit der afghanischen Frau im Dorf unterhalten«, sagte sie ohne weitere Erklärung, denn Webster hatte mittlerweile sicher von Leila erfahren und würde diskret sein. »Offenbar können wir nicht viel für sie tun, innerhalb unseres Rechtssystems.«
    Webster kratzte sich im Nacken, während er diese Neuigkeit verdaute. »Das überrascht mich nicht. Es war nur eine Frage der Zeit, wann die reale Welt sie einholt. Man kann nicht ewig davonlaufen, sag ich immer. Nach dem, was Farouz mir erzählt hat, ist sie eine richtig nette Person.«
    Sie ließen das Thema fallen, konzentrierten sich auf Maggies Abendessen und diskutierten über Gott und die Welt. Webster und Maggie waren hingebungsvolle Hörer von ABC Radio und schienen sogar über Vorgänge in den entlegensten Ecken der Welt Bescheid zu wissen.
    Früh am nächsten Morgen machten sie sich mit einer Botschaft von Webster für Farouz auf den Weg. »Sagt dem ollen Halunken, dass gerade eine große Herde wilder Kamele aufgetaucht ist und ’ne Menge Schaden bei den Wasserlöchern und auf den Salzpfannen anrichtet. Vielleicht möchten seine Kumpel vom Außenposten die ja zusammentreiben.«
    Als sie den Dari-Außenposten erreichten, war es dort sehr still. Nichts war zu sehen von den sonst immer umhertollenden Kindern und Hunden, nichts von den Männern und Frauen, die sonst in Gruppen dasaßen und sich unterhielten, kochten oder an ihren Kunstwerken arbeiteten. Doch als sie vorfuhren, streckte Gussie den Kopf aus der Tür des Hauptgebäudes und winkte, als sie Sami sah. Rakka hüpfte aus dem Wagen, sobald Sami die Tür geöffnet hatte, und sprang auf Gussie zu. Die hob den Fuß, um ihr einen Tritt zu versetzen. »Keine verdammten Hunde im Haus!«
    »Sie gehört mir, Gussie. Rakka ist kein Gebrauchshund, sie ist ein verwöhntes Haustier. Entschuldige. Wo sind denn alle?« Sami ging ihr entgegen. Harlan lehnte sich an den Wagen und blickte sich um.
    »Hab gehört, dass du kommst. Sie sind alle da irgendwo. Farouz ist gekommen. Ist wieder

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