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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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sich in Tyndalls bequemen alten Stuhl – eine robuste Art Liegestuhl aus Holz –, schwang die Beine über die ausklappbaren Armlehnen und schloss die Augen. »Ich habe alles versucht, Sami. Da ist nichts zu machen! Die Behörden können einfach keine Ausnahme machen. Sie muss das Verfahren durchlaufen wie alle anderen auch. Das kann Monate dauern, Jahre. Und vielleicht kommt sie nicht einmal damit durch«, schloss er ganz offen.
    »Aber sie hat da drüben nichts mehr!«
    »Die Behörden argumentieren damit, dass ihr Heimatland wieder auf die Beine kommt, auch wenn es zwischendurch ins Stolpern gerät. Die unmittelbare Bedrohung sei vorbei. Und sie hat das Gesetz gebrochen.«
    »Sie hat versucht, sich und ihre Kinder zu retten«, versetzte Sami verbittert. »Hast du nie das Recht gebrochen, Harlan?«
    »Natürlich. Vielleicht nur im Kleinen, aber ich habe unweigerlich das Recht des weißen Mannes und auch das des Schwarzen gebrochen.« Harlan wandte den Kopf und betrachtete Sami im Licht des späten Nachmittags. »Leila und ihre Leidensgenossen sind nicht die Einzigen, die man enteignet hat! Sie sind nicht die einzigen Menschen, die von der Gesellschaft ausgestoßen wurden. Ich bin Anwalt geworden, um unserem Volk zu helfen, und es ist noch ein weiter Weg. Die alten Männer singen kaum noch«, resümierte er schlicht.
    Sami atmete tief durch. »Und was soll ich Leila erzählen?«
    »Die Wahrheit. Aber wir werden ihr sagen, dass wir sie weiter unterstützen, ihr helfen und ihre Freunde sind«, sagte er leise.
    »Wir?«
    »Ich komme mit. Ich möchte Leila das alles gerne erklären. Ihr sagen, dass ich sie vertreten werde, dass ich an vorderster Front für sie kämpfe.«
    »Danke, Harlan. Also fahren wir morgen früh wie geplant los?«
    »Es tut mir Leid, dass wir ihr keine bessere Nachricht bringen können, Sami. Und es gibt so viele Frauen wie Leila!«
     
    Rosie hatte ihnen Malutensilien, Lebensmittel, Wasser und Gebäck sowie die Campingausrüstung eingepackt. Sami und Harlan fuhren abwechselnd. Alle paar Stunden hielten sie an, damit Rakka Auslauf bekam, und ließen die vollständige Stille der Wüste auf sich einwirken. Ab und zu erblickten sie eine Eidechse, einen Adler, der hoch am Himmel seine Kreise zog, einen Ball aus trockenem stacheligem Gras, der über die rote Erde rollte. Sie sprachen während dieser Spaziergänge kaum, beide versunken in die Zeitlosigkeit des Raums und in ein Gefühl von Freiheit.
    Einmal bemerkte Sami: »Man kann verstehen, warum die Leute denken, das hier sei Niemandsland, unberührt. Unsere Fußspuren werden verweht sein, ehe wir bei Webster ankommen.«
    »Aber es ist nicht leer. Überall um uns herum sind Geschichten und Lieder, Sami. Auf den Karten der Weißen beginnt hinter dem neunzehnten Breitenkreis vielleicht die Great Sandy Desert, aber unter unseren Füßen, in der Luft, in den Felsen steckt das uralte Wissen um die Traumpfade und die Zeremonien dieses Stammeslandes. Manche Kulturen ehren ihre Denkmäler und bestimmte Bauwerke, aber wir, wir ehren die Erde selbst. Aus dem Land kommen wir und dorthin kehren wir zurück.«
    »Ich habe bei Biddys … Abschied angefangen, das zu begreifen«, sagte sie, um ein treffenderes Wort verlegen. Als sie an dieses Erlebnis dachte, kam ihr die Zeremonie überhaupt nicht wie eine Beerdigung oder Trauern vor. »Da musste ich wieder an dieses Familienthema denken«, sagte sie verlegen.
    »Das ist okay. Du musst keine Entscheidung treffen, du musst nicht verkünden, wo du stehst und wie es dir geht. Miss der Verwandtschaft in Broome und mit uns Aborigines keine zu große Bedeutung bei! Allerdings möchte deine Mutter offensichtlich, dass du dich auf eine bestimmte Weise dazu bekennst. Einfach etwas Bewusstsein und Wertschätzung für alle Aspekte des Themas, dich damit wohl fühlen, wer du bist – das ist wichtig!«
    »Danke, Harlan. Das ist wahrscheinlich der beste Rat, den ich je bekommen habe.«
    Sie sah den gut aussehenden Aborigine an.
    »Ich bewundere dich und Rosie.«
    »Weil du uns verstehst, wir passen ja bequem in deine Welt. Biddy war eine größere Herausforderung für dich, trotzdem scheinst du ihre Gesellschaft genossen zu haben. Ich glaube, du wirst überrascht sein, was du hier alles aufgeschnappt hast, wenn du wieder nach Hause fliegst.«
    »Mami hofft immer noch, dass ich hier bleibe. Aber wie soll das gehen? Ich muss meine Diss an der Uni fertig machen, und meine Berufsaussichten liegen auch eher in Sydney als in

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