Die Perlenzüchterin
Gottes willen die Finger von jeder Form von Drogen, Junge!«
»Ach, komm schon, Papa! Was ist denn schon dabei, ab und zu mal was zu rauchen?«
Resigniert zuckte Dale mit den Achseln. Er wusste, dass Simons Drogenkonsum im letzten Monat extrem gestiegen war. Freunde bei der Polizei und Geschäftsleute, mit denen er in der Stadt zu tun hatte, hatten ihn gewarnt. Simon überschreite allmählich die Grenzen dessen, was noch akzeptabel sei – aber sein Sohn machte auch gar kein Geheimnis daraus. Eine gute alte Tracht Prügel hätte der kleine Scheißer vermutlich irgendwann einmal gebraucht, aber jetzt ist es ein bisschen spät dafür, sagte sich Dale. Er griff nach der Zeitung und las nochmals die Titelgeschichte.
Bobby und Mika gingen zu Ross’ Häuschen, um mit Eugene Kaffee zu trinken. Sie trafen ihn drinnen über seinen Büchern und Aufzeichnungen über Vogelbeobachtungen an. »Hey, lange nicht gesehen, Bobby! Hi, Mika! Wie läuft’s auf der Farm?«
»Alle Hände voll zu tun. Die japanische Invasion ist vorüber. Hoppla! Entschuldige, Mika«, meinte Bobby. »Es war ein voller Erfolg. Vielleicht unterstützen sie mich bei einem Geschäft, wenn sie nächstes Jahr wiederkommen.«
Eugene warf Mika einen Blick zu, der besagte: Das habe ich doch schon mal gehört … »Setzt euch, ich mache Kaffee. Möchtest du nachher angeln, Bobby?«
»Klar, warum nicht?«
Eugene ging in die Küche und füllte den Wasserkessel. Das Fenster ging auf den Creek hinaus, die Flut setzte gerade ein. Ja, eine gute Zeit, um im Watt zu angeln, dachte er bei sich. Er wollte sich gerade abwenden, als er jemanden entlang der Fahrrinne im Watt durch die Mangroven kommen sah. Als leidenschaftlicher Vogelbeobachter war Eugene darauf trainiert, auch auf kleinste Details und Bewegungen zu achten, und dieser Mann verhielt sich merkwürdig, verstohlen, als habe er Angst, gesehen zu werden. Er wirkte sehr wacklig auf den Beinen.
»Hey, Bobby, wirf mal einen Blick auf diesen Typ da. Da draußen, genau vor dem Haus. Ist das nicht Simon?«
Mika gesellte sich am Fenster zu den beiden. »Klar. Was macht der da?«, fragte Bobby. »Ohne Angelzeug oder Sachen zum Krabbenfangen.«
»Er trägt irgendwas, aber er hat nicht geangelt«, meinte Eugene.
Simon machte sich an einem kleinen Gegenstand zu schaffen. Es sah aus, als wolle er ihn entzweireißen.
Bobby ging hinaus und schlenderte über den Rasenfleck zum Bootssteg. »Hey! Simon! Was ist los?«, rief er.
Sofort warf Simon den kleinen Gegenstand in die Mangroven, ließ einen anderen fallen und rannte auf den Weg zu, der entlang der Mangroven in die Stadt führte.
Bobby rief nochmals, während Eugene schon startete: »Ich krieg ihn, Kumpel!«
Simon schwankte leicht und brüllte: »Verpiss dich, du Scheiß-Abo! Verpiss dich bloß!«
Eugene beschloss, sich nicht mit Reden aufzuhalten. Er stürzte sich aus vollem Lauf auf Simon und brachte ihn zu Fall. Simon fluchte. Er trat und schlug wild um sich. Eugene war zwar schmächtig, aber stark und behände. Er konnte den anderen am Boden halten, bis Bobby kam. Gemeinsam drehten sie Simon die Arme auf den Rücken.
Bobby warf einen Blick auf Simons Augen. »Der ist völlig zugekokst. Total weg.« Er versuchte, in besänftigendem Tonfall zu sprechen. »Ruhig, Mann, Simon. Warum bist du weggerannt?«
»Lass ihn nicht los! Der tut womöglich sich oder uns etwas an«, meinte Eugene keuchend. Dann rief er Mika zu, die nervös am Haus stand: »Ruf einen Krankenwagen! Schnell!«
Simon wehrte sich heftig, und die beiden hatten alle Hände voll zu tun, um ihn festzuhalten.
»Okay«, meinte Eugene schließlich, holte aus und versetzte Simon einen Kinnhaken. Sein Gegner sackte zusammen.
»Warum hast du das getan?«, fragte Bobby. »Jetzt ist er k.o.!«
»Den Kinnhaken war ich ihm sowieso schuldig.«
»Oh. Stimmt.« Bobby fiel der Vorfall einige Monate zuvor wieder ein. »Das hat er verdient. Da ist er sogar viel zu glimpflich davongekommen!«
Als die Sanitäter kamen und einen Blick auf Simon warfen, schlossen sie sich der Meinung der anderen an: Kokain. Sie schnallten ihn auf die Bahre und fuhren ihn ins Krankenhaus.
»Ich rufe Simons Vater an«, meinte Eugene. »Dem wird das nicht gefallen.«
Mika bebte. »Jetzt kann ich einen Kaffee brauchen!«
»Ich gehe kurz runter zu den Mangroven«, meinte Bobby. »Mal sehen, was er da weggeworfen hat. Vielleicht war’s Stoff.«
Mika hatte drei Becher Kaffee eingeschenkt, als Bobby zurückkam. »Und, was hat
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