Die Perlenzüchterin
Er ist so ein netter Typ, aber irgendwelche Jobs hier und da bringen ihn nicht weiter. Auch wenn sie bei dir sind.«
»Und, Liebes, wie ist es bei euch gelaufen? Was hat Harlan gesagt?«
Mit trauriger Stimme erzählte Sami ihr leise von Leila.
»O Gott, wie schrecklich! Sami, bitte mach dir keine Vorwürfe, du hast es versucht. Wie verzweifelt diese Menschen sein müssen! Es tut mir so Leid, Liebes.«
»Mir auch. Ihr Ende war so traurig wie das ihrer Namensvetterin in der Legende. Ich weiß jetzt, warum ich die geknüpfte Tasche bekommen sollte. Sie bedeutet mir sehr viel.«
»Und die Bilder, sie hat doch diese wundervollen Arbeiten in Rosies Galerie angeregt?«
»Die Frauen machen das nicht mehr. Die Sammlung ist eine einmalige Angelegenheit. Ziemlich wertvoll, vermute ich.«
»Du klingst erschöpft. Kommst du her?«
»Ich habe Harlan und Rosie versprochen, heute Abend auf Lizzie aufzupassen. Sie gehen auf eine Party bei einem Freund. Und morgen treffe ich Palmer, um ein paar Ideen für meine Doktorarbeit zu besprechen. Ich habe so viel Material. Vielleicht sollte ich darüber schreiben, wie die heiligen Geschichten, die Leila beeinflusst haben, sich in ihren Knüpfarbeiten niederzuschlagen.«
»Damit würdest du ihr angemessene Achtung zollen. Ich muss jetzt an die Arbeit, Liebes.« Lily hielt inne, dann sagte sie sanft: »Es scheint mir eine Ewigkeit her zu sein, dass wir das letzte Mal zusammen gegessen haben, nur wir zwei. Ich vermisse dich, Sami!«
»Ich dich auch, Mami! Ich bin froh, dass ich hierher gekommen bin. Und ich bin froh, dass du glücklich bist.«
»Es hat uns beiden gut getan, nicht wahr?«
»Ja. Es war überhaupt nicht, wie ich gedacht hatte. Du weißt, dass ich wiederkommen und dich besuchen werde, so oft ich kann.«
»Ich verstehe, was du sagen willst, Liebes. Vielleicht sollte ich eine Wohnung in den Moonlight Bay Apartments kaufen?«
»Klingt gut. Also dann, bis in ein, zwei Tagen. Ich hab dich lieb, Mami.«
»Ich liebe dich auch, Sami.«
Den Tränen nahe legte Lily auf. Ihre Tochter reiste ab, um ihr Leben weiterzuleben. Aber sie würde nach Hause kommen – in mehr als einer Hinsicht.
Sami deckte Lizzie zu und erzählte ihr die Geschichte von Doonbi der Eule – ihre Lieblingsgeschichte. Danach wanderte sie durch das wunderschöne alte Haus und sah sich erneut die vielen Dinge an, die an Tyndall und Olivia erinnerten. Es war das Haus ihrer Vorfahren, und diese Gegenstände bedeuteten ihr nun viel mehr als zuvor. Nach ihrer Doktorarbeit würde sie zu einem langen Urlaub hierher zurückkommen und Olivias Tagebücher lesen, die ganze Geschichte in einen Zusammenhang bringen.
Das Telefon klingelte. Es war Tim. Beim Klang seiner Stimme lächelte sie.
»Hallo. Seid ihr den Besuch wieder los? Wenn man meiner Mutter glaubt, hattet ihr alle Hände voll zu tun.«
»Ein ziemlicher Zirkus. Wir hatten viel Spaß mit ihnen, aber wenn’s hart auf hart geht, sind sie clever und ausgekocht. Die Frauen haben die halbe Dampier Terrace leer gekauft, wir haben dem Einzelhandel also einen ordentlichen Dienst erwiesen! Über Paulines Zeug sind sie völlig aus dem Häuschen geraten. Kann sein, dass sich daraus für Pauline ein Exklusivgeschäft ergibt.«
»Du meinst in Sachen Design?«
»Zum einen das, aber auch bezüglich Verkauf. Ich glaube, die Japaner sehen schon eine weltweite Star-Two- oder Despar-Designs-Ladenkette entstehen. Hast du schon zu Abend gegessen? Möchtest du ausgehen?«
»Ich passe auf Lizzie auf und wollte mir gerade was machen. Komm doch einfach her! Ich würde mich freuen.«
»Schön. Ich bringe was vom Inder mit. Das geht schneller als kochen.«
»Klingt gut.«
Sami machte sich ein wenig zurecht und ließ dabei mehr Sorgfalt als üblich walten … Sie sprühte etwas Parfüm auf und steckte sich eine Frangipani-Blüte ins Haar. Es würde ihr gut tun, sich gemütlich mit Tim zu unterhalten und ihre Gefühle zu Leilas Schicksal in Worte zu fassen.
Er öffnete den Wein, und sie erhitzte das Essen. Sie lachten viel. »Ich glaube es einfach nicht, dass meine Mutter immer noch diesen Schatz unter dem Bett liegen hat«, meinte Sami. »Palmer hat die Sache ja so ziemlich aufgeklärt. Glaubst du, ihr bekommt was dafür?«
»Einen lauwarmen Händedruck. Wie auch immer, morgen kommt die Geschichte groß in der Zeitung.«
Nach dem Abendessen machten sie es sich auf der Veranda gemütlich und sprachen lange über Gott und die Welt. Sachte bekannten sie sich zu dem
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