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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Tagesanbruch, sicher waren noch mehr Menschen so früh hier unterwegs. Bitte, lieber Gott, lass niemanden zu schlimm verletzt sein, dachte sie. Bitte, lieber Gott, lass diesen Wagen nicht in Flammen aufgehen. Der Geruch von Benzin, von Bier und Blut schlug ihr entgegen.
    »Lady. Lady, Hilfe …«
    Einer der Jungen war aus dem Auto gestiegen. Sie beugte sich hinein, um den halb bewusstlosen Beifahrer herauszuziehen. »Ach, herrje. O nein.« Lily erkannte Simon, Dales Sohn.
    Aus der Gegenrichtung kam ein Auto und hielt an. Plötzlich befand sich ein Mann an ihrer Seite und half ihr, Simon aus dem Auto zu ziehen und auf die Straße zu legen.
    »Ich habe ein Handy und rufe Hilfe. Wir sollten herankommende Autos warnen.« Er eilte zu seinem Wagen.
    Rasch untersuchte sie Simon, fühlte ihm den Puls und zählte dabei laut seine Lebenszeichen auf: »Hoher Blutdruck, kräftiger Herzschlag. Hat nicht viel Blut verloren. Er schafft es. Hoffentlich keine ernsthaften inneren Verletzungen. Sie können sich alle bewegen, also keine Wirbelsäulenverletzungen.«
    Der andere Junge saß nun am Straßenrand, den Kopf in die Hände gelegt, zitternd. Lily rannte zurück zum roten Wagen. Zwei Jungen beugten sich über Eugene. »Er blutet schlimm, Lady.«
    »Habt ihr ein Messer?«
    Einer von ihnen zog ein Taschenmesser aus dem Gürtel, ließ es aufschnappen und reichte es ihr. »Was werden Sie tun?« Eugene blickte ängstlich.
    »Die Blutung stoppen. Eine Arterie ist durchtrennt.« Sie schnitt das Bein seiner Jeans auf. Eine tiefe, klaffende Wunde kam zum Vorschein. Lily riss sich den Sarong vom Leib und band ihn fachgerecht um die Wunde, wobei sie den Druckpunkt fest presste, um die Blutung zu stillen. »Seid ihr okay?«
    »Bisschen wackelig. Diese Arschlöcher haben uns gejagt. Einer hatte ein Gewehr. Ich dachte, die wollten uns erschießen.«
    »Haben uns von der Straße gedrängt. Wir hatten Angst«, fügte Eugene hinzu.
    »Geh, stell dich ein Stück die Straße hinab auf und wink allen Autos, sie sollen langsam fahren«, wies sie einen der Jungen an.
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    »Ich wollte früh schwimmen gehen. Ein Glück, dass ich vorbeigekommen bin, hm?«
    Eugene nickte und schloss die Augen. »Mein Bein tut weh.«
    »Was war denn los? Wart ihr Jungs einen trinken?«
    »Nee. Ich und Wally und Joe, wir waren angeln. Haben ’n großen Mondfisch gefangen. Waren gerade auf dem Weg nach Hause, da sind diese Hirnis hinter uns auf der Straße aufgetaucht.«
    »Sie haben Bierdosen nach uns geworfen, dann haben sie versucht, uns von der Straße zu drängen. Als wir sahen, dass einer von denen ’ne Knarre hatte, haben wir auf die Tube gedrückt«, sagte der andere.
    Der Mann, der zum Helfen angehalten hatte, kam zurück und warf einen Blick auf Eugene. »Polizei und Krankenwagen sind unterwegs. Himmel, was für ein Schlamassel. Woher wussten Sie so genau, was zu tun ist?«
    »Ich habe vor einer halben Ewigkeit mal einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht. Wie geht’s den anderen?«
    »Einer steht unter Schock, der andere ist nicht ganz da, aber so schlecht sieht er nicht aus. Die beiden hier bei Ihnen scheinen okay zu sein, und bei dem dritten Jungen haben Sie offenbar auch alles unter Kontrolle. Ein Glück, dass Sie zur Stelle waren.«
    »Es besteht immer die Gefahr innerer Verletzungen«, murmelte Lily. Sie sah zu Eugene hinunter und dachte an Simon.
    »Ich bin auf dem Weg nach Perth. Das hier hat mir gerade noch gefehlt, gleich nachdem ich losgefahren bin. Wollten Sie schwimmen gehen?«
    Lily wurde sich plötzlich bewusst, dass sie nur einen Badeanzug und eine dazu völlig unpassende Perlenkette trug. »Ja. Das Schreckliche ist, ich kenne zwei der Jungen. Einen in jedem Auto.«
    »Ach du Scheiße. Diese dummen Jungen. Alkohol- und Geschwindigkeitsrausch, ist doch immer dasselbe.«
    »Die Jungen hier waren angeln. Sie sagen, die anderen Jungs haben sie von der Straße gejagt«, berichtete Lily, der allmählich klar wurde, welche Folgen dieser Vorfall haben konnte. »Die weißen Jungs hatten Bier und ein Gewehr.«
    Der Mann warf einen Blick zurück zum grünen Auto. »Und wem wird man wohl glauben? Ich habe nichts gesehen. Ich will da auch nicht hineingezogen werden. Na ja, ich habe getan, was ich konnte. Die Cops müssten jetzt gleich hier sein, und ich habe eine lange Fahrt vor mir. Viel Glück.«
    »Einen Augenblick, wie heißen Sie? Können Sie nicht warten, bis die Polizei oder der Krankenwagen hier ist?« Lily wurde lauter. Sie hatte

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