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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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der Nachfrage«, antwortete Kevin.
    »Es macht richtig Spaß, hier einzukaufen, es ist so entspannend«, meinte Bette. »Und was gibt’s Neues bei Ihnen, Bobby? Fahren Sie noch Taxi?«
    »Nein, ich habe einen neuen Job. Ich habe einen Typ wiedergetroffen, den ich beim Rennen kennen gelernt hatte – er hat mich als so eine Art Reiseführer angeheuert.«
    »Fantastisch, gratuliere!«, sagte Kevin. »Sie müssen uns unbedingt zeigen, wo hier gute Angelplätze sind. Wo können wir Sie finden, Bobby?«
    Bobby nahm eine Visitenkarte aus der Brieftasche. »Ach, es kann sein, dass ich mit Tim unterwegs bin. Die Adresse hier ist das Büro meines Vaters, unten an der Bäckerei. Da können Sie mir eine Nachricht hinterlassen. Sind Sie noch auf dem Buccaneer Caravan Park?«
    »Ja, es gefällt uns gut da. Wir leben uns langsam ein«, meinte Kevin augenzwinkernd zu Bobby. »Bette hat schon ein Kräuterbeet angelegt!«
     
    Sami band Rakka im Schatten einer Palme an und schlenderte an den Ständen vorbei. Sie blieb stehen, um einer Reggae-Band zuzusehen, und staunte über die Mischung aus elektrischen Gitarren, Didgeridoo und Steeldrums. Sie probierte frisch zubereitete asiatische Gerichte, kaufte einen antiken Strohhut und einen Luffaschwamm. Der Verkäufer beteuerte, der Badeschwamm stamme aus lokalen Gewässern! Schließlich kaufte sie eine leuchtende tropische Orchidee in einem Topf und eine Tüte Mangos. Zufrieden mit ihren Einkäufen holte sie Rakka ab, kehrte zum Auto zurück und folgte dem Verkehrsstrom ins Stadtzentrum.
    Unterwegs fielen ihr Plakate von Musikgruppen auf, sie sah, dass es im Plattenladen Chinatown Music ein Internet-Café gab, und erblickte mehrere Cafés, die so aussahen, als könnte man dort von Sojakaffee oder Löwenzahntee gehört haben. Dann passierte sie die Ausstellungsräume des eleganten Perlenschmuckgeschäfts Paspaley Pearls, den Radiosender ABC , der neben einem schicken Restaurant residierte, und direkt daneben den Kimberley Bookshop – die Buchhandlung. Hier konnte man es aushalten, fand sie. Sami blieb einige Minuten stehen, um die Passanten zu beobachten und einen Blick auf die kleine Straßenkarte zu werfen. Die Hamersley Street war nur fünf Minuten entfernt. Eigentlich schien hier alles nur fünf Minuten entfernt zu liegen …
    Sami fuhr am Mangrove Hotel vorbei, parkte in der Auffahrt der Moonlight Bay Apartments, blieb aber noch im Wagen sitzen. Sie hatte ihrer Mutter nicht gesagt, wann genau sie ankommen würde, nur »irgendwann diese Woche«. Lily wusste, wie Reisen im Outback verliefen. Die Zeit gewann eine andere Bedeutung, das Unerwartete traf gewöhnlich ein und führte zu Verzögerungen im Zeitplan.
    Es war eine lange Fahrt gewesen, seit sie sich von Palmer und Bridget getrennt hatte. Was sein Fahrzeug betraf, war Palmer außerordentlich lässig gewesen, doch Samis Auto hatte er genauestens überprüft. Er wollte sichergehen, dass sie mit allem ausgerüstet war, ehe sie sich auf den Weg machte. Die lange Fahrt gab ihr endlich die Zeit, die sie für sich benötigte. Sie musste über vieles nachdenken – die Felsbilder, die Weite der Kimberley-Region, Goonamullis Geschichten, die intensiven Gespräche mit Bridget und Palmer. Wie sie das alles in ihre Dissertation einarbeiten sollte, war für sie im Augenblick zweitrangig gegenüber den Auswirkungen auf ihr Privatleben. Die Zeit für die jahrelang hinausgezögerte Konfrontation mit der Vergangenheit war gekommen. Sie war in Broome, ihre Mutter war hier, sie konnte sich vor der Begegnung mit ihrer Aborigine-Verwandtschaft nicht mehr drücken. Sami hatte beschlossen, dass dieser Aufenthalt in Broome eine Art einmalige Abrechnung mit ihrer Vergangenheit werden sollte. Sie würde es hinter sich bringen, ihre Mutter glücklich machen und weiterziehen.
    Sie stieg aus und fragte an der Rezeption nach Mrs. Barton. »Ich glaube, die ist draußen in Coconut Well. Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?«
    Sami zögerte. »Ich habe hier ein Geschenk für sie, eine Topfpflanze. Die möchte ich nicht im heißen Auto lassen.«
    Die Rezeptionistin schickte sie zu einem Eckapartment im Obergeschoss, damit Sami die Pflanze dort vor die Tür stellen konnte. Unterwegs, beschloss sie, wollte sie sich rasch auf dem Gelände umsehen. Sie öffnete ein Tor und überquerte den Rasen, um einen Blick auf die wunderbare Bucht zu werfen. Dann wandte sie sich Richtung Swimmingpool, blieb jedoch wie angewurzelt stehen, als eine lange magere Eidechse

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