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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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du diese Teppiche verkaufen?«
    Rosie ging wieder in die Hocke und betrachtete dieses verblüffende Aufgebot an Kunstwerken. »Sie sind etwas ganz Anderes … Knüpfarbeiten, Tapisserien, Wandbehänge, etwas Neues. Das Thema, die Darstellungen sind ziemlich ungewöhnlich. Mir gefallen sie sehr gut. Aber ich muss noch mehr darüber wissen. Also, was weißt du?«
    »Rosie, es ist nicht an mir, diese lange Geschichte zu erzählen«, sagte Farouz, und sein Gesicht nahm einen verschlossenen, störrischen Ausdruck an. Rosie kannte diese Zurückhaltung. Oft kam ein Künstler oder jemand Dritter mit Kunst in die Galerie, die er verkaufen wollte, aber zu seinen Bedingungen. Sie hatte vor langer Zeit gelernt, geduldig zu sein und sich anzuhören, wie es zu einem bestimmten Kunstwerk gekommen war. Ihr Talent zum Zuhören, der Verzicht auf ein ausgekochtes Geschäftsgebaren sowie die Tatsache, dass sie eine Aborigine war, dies alles zusammen hatte ihr das Vertrauen von Künstlergemeinschaften im gesamten Nordwesten verschafft. Zudem stand sie im Ruf, faire Preise zu zahlen und die Künstler in die Vermarktung ihrer Werke einzubeziehen. Rosie hatte auf diese Weise viele Aborigine-Künstler entdeckt und förderte sie auch weiter.
    »Farouz, ich kaufe nie von Dritten. Ich möchte mit den Kunsthandwerkerinnen und Malerinnen sprechen. Wo sind sie?«
    »Weit weg. Sie haben eine Lehrerin. Sie hat ihnen gezeigt, wie man diese Sachen macht.«
    »Tatsächlich? Wer ist sie?« Rosie war überrascht.
    »Mehr kann ich nicht sagen.« Farouz stand auf. »Denk darüber nach. Ich bin bald wieder dort. Es wird ein paar Tage dauern, aber ich habe es nicht eilig. Ich fahre mit dem Lastwagen und sammele ein paar wilde Kamele ein, die da draußen sind. Ein Freund hat sie aus der Luft gesehen. Also, kommst du mit?«
    »Farouz, es ist nicht so einfach für mich, hier wegzukommen, mit einer Familie und der Galerie hier. Ich denke darüber nach. Ich würde diese Sachen gerne noch ein bisschen um mich haben. Darf ich sie aufhängen? Um zu sehen, wie die Leute auf sie reagieren.«
    »Okay. Wenn sie sich nicht verkaufen, nehme ich sie beim nächsten Mal wieder mit zurück.«
    »Danke, dass du an mich gedacht hast, Farouz«, sagte Rosie und schüttelte ihm die Hand.
    »Du bist die Nummer eins, Rosie. Die Leute vertrauen dir.« An der Tür wandte er sich um. »Es ist wichtig, dass du da rausgehst und diese Menschen siehst. Ich habe versprochen, jemand Sicheren mitzubringen, der mit ihnen redet. Mehr darf ich nicht sagen.« Er rückte seinen Hut zurecht, trat hinaus in den hellen Sonnenschein und ließ Rosie darüber rätselnd zurück, was er mit »sicher« gemeint hatte.
     
    Lily aß bei Dale zu Abend. Der Sonnenuntergang war wieder einmal herrlich. Sie zog das Grillen bei Dale einem Abendessen im Restaurant vor. Das weiträumige Haus mit seinem Obstgarten voller Mangobäume, den weiten, von Palmen gesäumten Rasenflächen, dem großen Swimmingpool und dem Whirlpool lag abgeschieden und nahe bei einem menschenleeren Strand. Lily streckte sich im sprudelnden Whirlpool aus, Wasserstrahlen massierten ihr Rücken und Nacken. »Die reine Wonne«, erklärte sie.
    »Genieß es!« Dale reichte ihr ein Glas Sekt und stieg auch ins Wasser. Er lehnte sich auf der anderen Seite an und hielt die Füße an die Fußmassagedüse. »Der Grill ist aber bereits an und die Fische liegen in der Marinade. Hach, so muss das Leben sein.«
    »Ganz meine Meinung. Ich werde mich daran erinnern, wenn ich in einer mückenverseuchten Hütte liege, in einer Hängematte, oder wo auch immer wir untergebracht werden.«
    »Du hast es so gewollt.« Er gähnte. »Wo ist Sami? Wieso leistet sie uns hier nie Gesellschaft?«
    »Ach, sie hat so einen schicken Taucher kennen gelernt, und die beiden gehen mit Freunden aus. Sie sagt, sie recherchiert über die Perlenbranche, aber ich habe den Verdacht, es geht mehr um den hübschen Chris als um die Perlen.« Lily sprach leichthin. In Wahrheit behauptete Sami, sie fühle sich in Dales Haus wie in der Falle, weil es so weit außerhalb der Stadt liege. Diese Vorstellung war langsam zu einer fixen Idee von Sami geworden. Lily wusste, dass Sami auch hier in Broome nicht mehr für Dale übrig hatte als damals in Sydney. Es war auch ein seltsames Arrangement, dass Lily bei Dale in seinen Privaträumen schlief, während Sami in den Gästeunterkünften übernachtete. »Und wo ist Simon? Er lebt offensichtlich gerne in der Stadt. Ich habe gehört, dass er seine

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