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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Cousine Rosie Wallangou zeigen. Ihr gehört die Little Street Gallery in Broome.«
    »Rosie ist Ihre Cousine?« Serena lächelte Sami an.
    Sami machte eine wegwerfende Geste. »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Irgendwann müssen Sie sie mir erzählen. Wir verbringen hier nach dem Abendessen viel Zeit damit, uns gegenseitig Geschichten zu erzählen. Ich kann ein, zwei Teelöffel weißes Blut für mich beanspruchen. Kommen Sie, trinken Sie was Kühles.«
     
    Abends saßen einige der Arbeiter sowie Dave, Lily und Sami nach Serenas ausgezeichnetem Essen auf Plastikstühlen um ein Lagerfeuer und sahen den Mond aufgehen. Einige erzählten Geschichten von ihren jüngsten Fischzügen, um die Frauen zu beeindrucken, andere Witze über das Angeln und Gott und die Welt. Sami erwähnte die Schrecksekunde, als Serena ihr das Skelett gezeigt hatte, und Dave kicherte. »Sie hätten mit dem alten Doc Peters sprechen sollen – Dr. ›Was uns nicht umbringt, macht uns stark‹. Der hat so viele komische Geschichten über Leute auf Lager, die hier draußen den Löffel abgegeben haben, das geht auf keine Kuhhaut«, sagte er.
    »Komisch? Meinen Sie zum Lachen oder merkwürdig?«, fragte Lily und warf Sami einen amüsierten Blick zu.
    »Doc Peters war vor dreißig Jahren der Bestatter in Broome. Vorher war sein Vater der Totengräber draußen in Wyndham.«
    »Erzähl ihnen von dem Hai«, warf einer der Taucher ein.
    »Schon gut. Also, es ist eine wahre Geschichte, die Doc Peters mir erzählt hat. Da war dieser Bursche, Charlie Tick, der meinte, einer aus der Loggermannschaft wollte in die eigene Tasche wirtschaften und hätte die besten Perlen versteckt, die sie auf der Fahrt gefunden hatten. Es gab einen Kampf, und der Taucher wurde getötet. Nachdem man ihn in seinem nassen Grab versenkt hatte, stellte sich heraus, dass er die Perlen verschluckt hatte. Charlie schickte einen der übrigen Taucher runter, um nach der Leiche zu suchen, aber der gab Zeichen, man solle ihn schnellstens wieder hochziehen. Da unten sei ein verdammt großer Hai. Charlie warf allen Proviant und alles Austernfleisch über Bord, schnitt sich in den Arm, tränkte einen Lumpen mit seinem Blut und ließ ihn über Bord hängen. Sie blieben zwei Tage da und am Ende fingen sie den Hai. Und jetzt ratet mal.« Dave sah in die Runde.
    »Dave! Jetzt kommt doch nicht etwa das, was ich vermute?«, meinte Lily.
    »Darauf können Sie Gift nehmen. Die Leiche war in dem Hai, und Charlie hat seine Perlen zurückbekommen.«
    »So’n Blech!«, rief einer der Jungs.
    Sami musste einfach lächeln. »Das ist eine Alltagslegende, oder ein Kimberley-Märchen. Haben Sie hier auch ruhige Todesfälle und normale Trauergottesdienste?«, fragte sie. »Ich muss immer noch an das Skelett da draußen denken.«
    »Zu viele«, seufzte Dave. »Ich weiß noch, wie Doc Peters von den Einzelgängern erzählt hat, die draußen im Busch gestorben sind, neben dem Kaninchenzaun, oft aus freiem Willen. Einen alten Knaben schickte man in die Stadt ins Hospiz, aber er hat sich selbst entlassen und ist zurück in den Busch. Er wollte in dem weiten Land, das er so liebte, vor seinen Schöpfer treten. Ein andermal fanden Aborigines einen englischen Burschen, der sich im Busch verlaufen hatte. Sie brachten ihn zu einem Weißen, der den Zaun abritt. Der Engländer starb, also begrub der Reiter ihn an Ort und Stelle und machte aus Draht ein Kreuz an den Zaun. Niemand wird je wissen, wer das war. Na ja, weiß ja auch niemand, was aus dem alten Doc Peters geworden ist.«
    Die Gruppe verstummte, und Sami sah auf zu den Sternen, die so nahe wirkten, als könnten sie das Gespräch belauschen. Dave stand auf und schürte das Feuer. »Stevie, wie wär’s mit einem Liedchen? Wir haben hier draußen nämlich eine ganz gute Band. Singen Sie, Sami?«
    Zur Begleitung von Gitarre und Quetschkommode wurde eine halbe Stunde gesungen, hauptsächlich Countrymusic im Kimberley-Stil. Ein paar Bier machten die Runde, aber niemand betrank sich. Schließlich mussten alle am nächsten Tag früh aufstehen.
    Sami kraulte Rakka, die zu ihren Füßen schlief, liebevoll die Ohren. Dann betrachtete sie das Gesicht ihrer Mutter im flackernden Licht des Lagerfeuers und sah eine Frau, die zufrieden und auf eigentümliche Weise heimisch wirkte. Das Leben hier war in jeder Hinsicht meilenweit entfernt von ihrer Wohnung in Sydney, und doch passte Lily hierher. Es war merkwürdig, fand Sami. Diesen Anblick hätte sie sich niemals ausmalen

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