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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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gereizten Reaktion erkannte Paruschjati, dass sie
einen wunden Punkt berührt hatte, und doch wurde sie das Gefühl nicht los, dass
sie in eine Falle getappt war. Bagauva begann zu lächeln. „Aber da wir gerade
über Hephaistion reden: Hast du dir einmal überlegt, warum er Drupati heiraten
musste?“
    Auch ein wunder Punkt, aber das konnte er nicht wissen. „Ja,
warum wohl?“ Sie tat, als dächte sie nach. „Vielleicht, weil die ranghöchsten
Bräutigame die vornehmsten Bräute bekommen haben? Der König hat Hephaistion zum
Hazarapatisch ernannt, damit ist er nun der zweitmächtigste Mann im Reich.
Deshalb wollte der König, dass er eine Tochter des letzten Großkönigs zur Frau
nimmt, die Schwester seiner eigenen Braut. Krateros, der nächste in der
Rangfolge, hat ihre Cousine geheiratet und Perdikkas meine Nichte, die Enkelin
eines Großkönigs.“
    „Das ist nicht der wahre Grund. Hephaistion musste Drupati
heiraten, weil sie Statiras Schwester ist!“
    „Das habe ich doch gerade gesagt“, sagte Paruschjati
ungeduldig. „Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.“
    „Dann will ich es dir erklären.“ Bagauvas Lächeln vertiefte
sich. „Ich habe dir doch gesagt, dass der König sich vorrangig für sein eigenes
Geschlecht interessiert. Du dachtest natürlich, ich spreche von mir selbst.
Aber ich meinte Hephaistion.“
    Entgeistert starrte sie ihn an, dann verstand sie. „Das ist
absurd.“
    „Willst du damit sagen, du hast davon noch nichts gehört?“,
höhnte er. „Jeder im Palast weiß Bescheid, nur du nicht? Vielleicht bist du
doch nicht so schlau, wie du immer denkst.“
    Es konnte nicht sein. Oder doch? Hatte sie es vielleicht
einfach nicht wissen wollen? „Er ist auch Alexander“, hatte der König gesagt,
als die Königinmutter Hephaistion mit ihm verwechselt hatte. Plötzlich fiel es
Paruschjati wie Schuppen von den Augen. Es hatte so viele Hinweise gegeben, so
viel Getuschel hinter vorgehaltener Hand – sie hatte es nicht wahrhaben wollen.
Jetzt rächte es sich, dass sie sich so wenig für Klatsch interessierte. Niemand
hatte es für nötig befunden, sie aufzuklären, und mit Barsine, die es bestimmt
getan hätte, hatte sie seit deren Rückkehr aus dem Osten kaum ein Wort
gesprochen.
    Die Gerüchte über Bagauva hatten Paruschjati nicht weiter
irritiert. Ihr Interesse am König war eher sachlicher Natur, als Mensch
bedeutete er ihr im Grunde nichts. Er garantierte für ihre Sicherheit und
sollte ihr zu Kindern verhelfen, und sie träumte inzwischen davon, dass eines
davon ihm eines Tages auf den Thron folgen würde. Bagauva war nur ein Eunuch
und daher keine Konkurrenz für sie. Aber Hephaistion? Sie hatte sich damit
abgefunden, dass sie nicht seine Frau hatte werden dürfen. Aber das? Ein
zweifacher Schlag für sie.
    „Verstehst du jetzt, warum Hephaistion Drupati heiraten
musste? Bagauva beugte sich vor, und sein Lächeln wurde ausgesprochen gehässig.
„Der König möchte, dass Hephaistions Kinder mit seinen eigenen verwandt sind,
und das ist nur möglich, wenn sie Schwestern heiraten. Du bist doch so klug und
gebildet: Begreifst du, was das für dich bedeutet? Statira ist die Frau, von
der er sich einen Erben wünscht. Statira, nicht du!“
    Bagauva lehnte sich zurück und grinste selbstzufrieden, und
Paruschjati begriff, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie hätte ihn längst
hinauswerfen sollen, doch statt das Versäumte nachzuholen, schob sie noch einen
zweiten Fehler hinterher, indem sie sich weiter auf sein Spiel einließ.
    „Woher willst du wissen, was sich der König wünscht? Sein
engster Vertrauter? Du bist nichts als ein untergeordneter Eunuch aus seinem
Haushalt, der seine Bedeutung überschätzt. Wenn das stimmt, was du behauptest,
dann hast du immer Hephaistion den Vortritt lassen müssen. Aber nicht nur ihm,
sondern auch Barsine und später sogar Raukschana. Und nun, wo der König zwei
weitere Frauen geheiratet hat, hast du einfach nur Angst, weiter nach hinten
durchgereicht zu werden.“
    Er gehörte zu den Menschen, die zwar austeilen, aber nicht
einstecken können. Sein Grinsen erlosch. „Glaubst du wirklich, der König
interessiert sich für dich, nur weil du einigermaßen gut Griechisch sprichst
und dir ein wenig Halbbildung angeeignet hast? Du machst dich an ihn heran und
schäkerst wie ein Waschmädchen mit einem Gardisten, aber du wirst niemals seine
Vertraute werden! Du bist keine Amazone!“ Seine Augen waren klein geworden,
klein und gemein. Sie

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