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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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es dem König geht. Auch du hast mich
einmal darauf angesprochen, ich glaube, es war im Sommerpalast. Königin
Parysatis, ich bin Arzt, ich kenne mit Giften aus. Wenn ich den König hätte
vergiften wollen, dann hätte ich garantiert nicht so ein theatralisches
Spektakel inszeniert wie das Bankett bei Medios. Ich hätte es auf eine Weise
getan, bei der niemand auch nur den geringsten Verdacht geschöpft hätte – das
kannst du mir glauben!“
    Das war ein Argument, das Paruschjati überzeugte. „Es tut
mir leid, dass ich dich verdächtigt habe. Aber Tatsache ist, dass der König
seit dem Vorfall immer kränker und kränker wurde, bis er schließlich starb.
Vielleicht waren nicht alle Gäste auf dem Bankett unschuldig.“
    „Also schön“, sagte Philippos. „Nehmen wir einmal an, es gab
tatsächlich eine Verschwörung, und die Verschwörer, wer immer sie waren, haben
den König auf dem Bankett bei Medios vergiftet. Warum war Alexander dann nicht
sofort tot?“
    Paruschjati dachte an ein anderes Bankett zurück, eines, das
vor vielen Jahren stattgefunden hatte. Wieder sah sie, wie der Becher mit dem
vergifteten Wein hereingetragen wurde, den Bagauva dem Großkönig zugedacht
hatte. Wie Darajavahusch den Eunuchen zwang, sein eigenes Gift zu trinken. Auch
Bagauva war nicht sofort tot gewesen. „Wenn der König auf dem Bankett gestorben
wäre, hätte das Verdacht erregt, und er hätte sich gegen alle Anwesenden
gerichtet. Deshalb haben sie ein langsam wirkendes Gift gewählt.“
    „Einleuchtend“, räumte Philippos ein. „Aber Tatsache ist,
dass es sehr wohl sofort eine Wirkung gab: Alexander wurde schwarz vor Augen,
so sind all die Gerüchte überhaupt erst entstanden. Doch bis zu seinem Tod sind
fast zwölf Tage vergangen. Ich kenne kein Gift, das so lange braucht, um zum
Tod zu führen.“
    Bei dem Eunuchen hatte es nur zwei Tage gedauert. „Die
Verschwörer könnten dem König das Gift in den folgenden Tagen mehrfach
verabreicht haben. Der Verlauf des Fiebers spricht dafür: Es ging mehrere Male
zurück, doch es kam immer wieder.“
    „Es gibt viele Krankheiten, bei denen das Fieber in Schüben
kommt.“
    „Eben. So sah es aus wie eine normale Krankheit.“
    Philippos schüttelte den Kopf. „Angenommen, die Verschwörer
haben Alexander langsam vergiftet: Warum haben sie dann ausgerechnet in aller
Öffentlichkeit auf dem Bankett damit begonnen? Und warum haben sie kein Mittel
gewählt, das erst später Wirkung zeigte? Wozu das Risiko eingehen, Verdacht zu
erregen? Und umgekehrt, wenn ihnen das egal war: Warum haben sie Alexander dann
nicht gleich auf dem Bankett eine tödliche Dosis verabreicht?“
    „Vielleicht haben sie sich einfach nur verschätzt.“ Doch
Paruschjati bemerkte selbst, wie schwach ihr Argument war.
    „Einen solchen Fehler begeht niemand, der einen Mordanschlag
auf einen König plant.“ Wieder schüttelte Philippos den Kopf. „Nein, wie man es
dreht und wendet, es ergibt einfach keinen Sinn.“
    Der Arzt hatte recht, nichts ergab einen Sinn. Alles ließ
sich so oder so interpretieren: Hatte Eumenes auf dem Schiff so ungehalten
reagiert, weil Ephippos einer Verschwörung auf der Spur war? Oder nur, weil er
den König als Säufer hinstellte? Hatte Kassandros den Schriftsteller zum
Schweigen gebracht und auch Paruschjati bedroht, um ein Komplott zu vertuschen?
Oder hatte er sich einfach nur gegen Verdächtigungen zur Wehr gesetzt, die ihn
den Kopf hätten kosten können? Hatte Paruschjati dem unglücklichen Medios
womöglich zu Unrecht die Nase blutig geschlagen? Kurz: Hatte es tatsächlich
eine Verschwörung gegeben? Oder war in Wirklichkeit alles ganz harmlos gewesen?
    „Wenn der König nicht vergiftet wurde“, fragte Paruschjati,
„woran ist er dann gestorben?“
    „Ich weiß es nicht. Der Krankheitsverlauf und die Symptome
passen zu nichts, was ich kenne. Andererseits gibt es in den babylonischen
Sümpfen viele Krankheiten, über die wir griechischen Ärzte nichts wissen. Nur
gilt das Gleiche auch für Gifte. Wir sind nicht allwissend.“ Philippos schwieg,
und sein Blick richtete sich nach innen, als suche er dort nach einer Antwort.
„Ich will offen zu dir sein. Der Gedanke an Gift ist auch mir gekommen. Jeder
Arzt, der einen Herrscher behandelt, denkt unwillkürlich daran, sobald sein
Patient Beschwerden hat. Und ich habe die entsprechenden Maßnahmen ergriffen:
Seit Beginn seines Fiebers hat Alexander nichts zu sich genommen, was nicht
genauestens von mir überprüft worden

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