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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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ist. Keinen Bissen Essen, keinen Schluck
Wasser oder Wein.“
    „Aber du konntest nicht Tag und Nacht in seiner Nähe sein.“
    „Nein. Doch es gibt jemanden, der bei ihm war, wenn ich es
nicht sein konnte. Jemanden, der absolut vertrauenswürdig war und zugleich über
genügend Einfluss verfügte, um alles Verdächtige vom König fernzuhalten.“
    „Wen meinst du?“
    „Ich spreche von Bagoas.“ Der Arzt musste Paruschjatis
Unbehagen bemerkt haben, denn er fügte hinzu: „Er mag ein heimtückischer
kleiner Intrigant sein, aber bei ihm konnte ich sicher sein, dass er ein
unbedingtes Interesse am Überleben des Königs hatte. Er wusste genau: Sobald
Alexander tot war, würde es vorbei sein mit seiner Macht. Seine zahllosen
Feinde würden ihn in Stücke reißen.“
    Paruschjati hatte Bagauva das letzte Mal vor dem Tumult an
der Totenbahre des Königs gesehen. Am Tag darauf allerdings war er nicht mehr
unter den Eunuchen gewesen, die an der Bahre Wache gehalten hatten. Das war ihr
durchaus nicht merkwürdig vorgekommen, nachdem er sich mit Kassandros angelegt
hatte. War es ihm gelungen, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen? Oder
trieb sein verrottender Leichnam schon irgendwo auf dem Euphrat?
    „Wahrscheinlich werden wir nie erfahren, woran Alexander
gestorben ist“, sagte Philippos nach einiger Zeit. „Vielleicht war es eine
unbekannte Krankheit, vielleicht war es tatsächlich Gift. Ich weiß es einfach
nicht.“ Seine Miene hatte sich verdüstert. „Aber eines ist sicher: Ich konnte
nichts tun, um ihm zu helfen. Niemals in meinem Leben habe ich mich so hilflos
gefühlt.“
    Barsine setzte sich zu ihr ans Bett und wollte wissen, wie
es ihr ging. Paruschjati hatte den größten Teil des Tages geschlafen, und
obwohl sie sich noch immer sehr schwach fühlte, war sie inzwischen zumindest
ausgeruht. Doch das Wichtigste war: Die Schmerzen waren fast verschwunden.
    „Ich erinnere mich daran, dass du hier warst“, sagte sie.
„Und dass Vidarna wegen etwas wütend war.“
    „Er wollte mich nicht zu dir lassen. Er hatte Angst, ich
wollte dich vergiften, aber Frataguna konnte ihn davon überzeugen, dass ich
harmlos bin.“ Auf Barsines Gesicht zeichnete sich ein amüsiertes Lächeln ab,
das schnell wieder verschwand. „Ich sollte darüber keine Witze reißen.
Frataguna sagt, du seist tatsächlich vergiftet worden.“
    „Zumindest sagt das der Arzt, und er scheint zu wissen,
wovon er spricht. Immerhin hat er es irgendwie geschafft, dass ich nicht
gestorben bin.“ Paruschjati musterte Barsine besorgt. „Was ist mit dir? Du
siehst erschöpft aus.“
    „Herakles hat sich gestern den ganzen Tag übergeben“,
erwiderte Barsine. „Ich weiß, er könnte sich einfach nur den Magen verdorben
haben. Das ist bei kleinen Kindern nicht gerade ungewöhnlich, aber ich kann mir
einfach nicht sicher sein. Für alle Fälle habe ich meine Gemächer verrammeln
lassen. Niemand kommt herein oder heraus, der nicht absolut vertrauenswürdig
ist. Natürlich terrorisiert Herakles uns alle, weil er sich langweilt.“
    „Zumindest bedeutet das, dass es ihm wieder gut geht“,
erwiderte Paruschjati trocken. „Weißt du, ob auch bei Statira etwas
Ungewöhnliches vorgefallen ist?“
    „Wenn, dann ist nichts nach außen gedrungen.“ Barsine
runzelte besorgt die Stirn. „Jedenfalls wissen wir, wem wir das alles zu
verdanken haben.“
    „Allerdings. Glaubst du, Perdikkas ist in Raukschanas
Machenschaften eingeweiht?“
    „Du etwa nicht?“
    „Ich weiß nicht. Nicht, dass ich es ihm nicht zutraue, aber
liegt es nicht in seinem Interesse abzuwarten, ob Raukschana überhaupt einen
Sohn zur Welt bringt? Was ist, wenn es ein Mädchen wird oder eine Totgeburt?
Dann braucht er einen anderen Erben, in dessen Namen er regieren kann.“
    Barsine schüttelte den Kopf. „Du hast doch gehört, was
Meleagros in der Versammlung gesagt hat. Er mag ein Idiot sein, aber in einem
Punkt hat er recht: Sollte Raukschanas Kind ein Mädchen oder eine Totgeburt
sein, wird man es umgehend gegen einen gesunden Jungen austauschen.“
    Würde Perdikkas tatsächlich zulassen, dass ein fremdes Kind
zum Erben seines Königs proklamiert wurde? Unruhig dachte Paruschjati an ihr
Gespräch mit Eumenes zurück. Diesen Leuten ist egal, wer unter ihnen König
ist – das waren seine Worte gewesen. „Perdikkas ist alles zuzutrauen“, gab
sie schließlich zu. „Aber wenn er die Kinder und Frauen des Königs umbringen
lässt, kostet ihn das Sympathien bei den

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