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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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darauf hereinfallen“, sagte Barsine.
    „Wieso naiv?“, fragte Frataguna. „Raukschana ist wie
ausgewechselt. Vielleicht ist sie wieder zur Vernunft gekommen. Sie glaubt
wohl, dass ihr niemand mehr gefährlich werden kann. Schließlich hat sie
gewonnen, zumindest zur Hälfte.“
    „Wir können ihr nicht vertrauen“, erklärte Barsine.
    „Ich weiß, dass wir ihr nicht trauen können“, erwiderte
Frataguna pikiert. „Trotzdem könnte das, was sie zu sagen hat, wichtig sein.
Und die Briefe kommen vom König selbst. Er muss sie einige Zeit vor seinem Tod
geschrieben haben.“
    „Eben“, erwiderte Barsine. „Wenn Raukschana sie schon so
lange hat, warum rückt sie erst jetzt damit heraus? Und sollte sie sie selbst
gerade erst erhalten haben, wo waren sie dann in der Zwischenzeit? Das alles ist
sehr undurchsichtig. Oder durchsichtig, je nachdem.“
    „Aber die Briefe tragen das Siegel des Königs! Es ist doch
echt, Paruschjati?“
    „Ja, es ist echt“, antwortete Paruschjati. „Perdikkas muss
es Raukschana zur Verfügung gestellt haben.“
    „Oh.“ Frataguna sah betreten zur Seite. Wahrscheinlich kam
sie sich gerade sehr naiv vor.
    Für das Reinigungsritual der makedonischen Armee hatte man
ein freies Feld nördlich von Babylon ausgesucht, jenseits der Vorstadt, aber in
Sichtweite der äußeren Mauer. Die Krone war voller Zuschauer. Der Hof hielt
natürlich die besten Plätze besetzt, nahe am Geschehen und mit exzellenter
Sicht. Doch nur wenige persische Damen waren gekommen, darunter Raukschana, die
so reglos unter ihrem Baldachin thronte wie eine Statue. Von Statira und
Drupati dagegen keine Spur.
    Unten auf dem Feld sammelten sich schon seit Sonnenaufgang
die Truppen. Weiter im Hintergrund konnte man die Elefanten sehen, die der
König aus Indien mitgebracht hatte und die nun die Ohren der Anwesenden mit
schrillem Trompeten peinigten.
    „Warum sie wohl die Elefanten hergetrieben haben?“, wunderte
sich Barsine. „Man kann nicht behaupten, dass sie ein traditioneller Teil der
makedonischen Armee sind. Ich glaube, es geht los.“
    Trompetengeschmetter erscholl, das sogar den Lärm der
Elefanten übertönte. Eine Reiterkavalkade mit Feldzeichen und Standarten
näherte sich und sprengte zwischen den Überresten des toten Hundes hindurch
(deren Einzelheiten aus der Entfernung glücklicherweise nicht auszumachen
waren). Dann folgte ein Reiter in blitzender Paraderüstung. Er trug einen Helm,
sodass sein Gesicht nicht zu erkennen war, doch von seinen Schultern flatterte
ein purpurn und golden glänzender Umhang. Das musste der neue König sein,
Arridaios. Oder, wie er sich jetzt nannte, König Philipp. Rechts und links von
ihm, beide leicht nach hinten versetzt, ritten zwei Männer, in denen
Paruschjati Perdikkas und Meleagros vermutete. Als die drei vorübergeritten
waren, preschte unter großer Staubentwicklung die Gefährten-Reiterei hinterher,
gefolgt von den übrigen Heeresteilen.
    Es dauerte nicht lange, bis Paruschjati klar wurde, dass
Barsine mit ihrer Warnung recht gehabt hatte: Sie langweilte sich entsetzlich.
Die Zeiten, wo sie sich am Anblick paradierender Soldaten ergötzen konnte,
waren lange vorbei. Die Leute auf der Stadtmauer schienen sich dagegen gut zu
unterhalten, sie riefen und klatschten begeistert. Paruschjati dagegen
unterdrückte immer wieder ein Gähnen (eine Königin gähnte nicht in der
Öffentlichkeit), während Regiment für Regiment an den Zuschauern vorüberzog.
Die Elefanten folgten ganz zum Schluss und wurden danach zur Seite geführt, an
einen Platz nicht weit von den persischen Damen.
    „Eine Unverschämtheit“, ereiferte sich Frataguna. „Das
machen sie mit Absicht. Jetzt müssen wir die ganze Zeit den Lärm dieser
Ungeheuer ertragen, und riechen tun sie auch.“
    Das einzig Gute war, dachte Paruschjati, dass es nicht so
lange gedauert hatte, wie sie anfangs befürchtet hatte. Natürlich beteiligten
sich ausschließlich makedonische Truppen an dem Ritual, und erstaunt nahm
Paruschjati zur Kenntnis, wie wenige es waren. Bisthan hatte recht gehabt: Die
asiatischen Truppen, die zurzeit in Babylon standen, mussten ihnen zahlenmäßig
weit überlegen sein. Sie hätten die Makedonen hinwegfegen können. Doch niemand
begehrte auf, niemand war da, der sie führte …
    „Jetzt beginnt gleich der Scheinkampf“, sagte Barsine.
    Die Truppen hatten sich in zwei Schlachtreihen einander
gegenüber aufgestellt, die Fußsoldaten auf der einen Seite, die Reiterei auf
der anderen.

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