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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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dass der
Verrückte keine Lösung ist. Nein, sie brauchen einen wirklichen Erben, einen
der eines Tages selbst herrschen kann. Und deshalb muss dein Sohn unbedingt
hier zur Welt kommen, hier in Babiru, als Sohn des Königs und in seinem Palast!
Nur dann wird er jemals eine Chance haben, seine Rechte geltend zu machen. Wenn
er erst einmal geboren ist, kannst du immer noch zu Atarepata nach Medien
gehen.“
    Frataguna erwiderte: „Bis dahin kann es zu spät sein.
Paruschjati ist in Babiru nicht mehr sicher. Was meinst du, warum Raukschana
sie und die anderen Frauen des Königs eingeladen hat? Wenn sie zu ihr gehen,
sind so gut wie tot, und wenn nicht, wird Raukschana andere Wege finden.“
    „Wir werden dafür sorgen, dass sie keine Gelegenheit mehr zu
ihren hinterhältigen Giftanschlägen bekommt.“
    „Es gibt andere Mittel als Gift.“
    „Gewalt würde Perdikkas niemals zulassen. Er würde sein
Gesicht verlieren.“
    „Sein Gesicht?“, mischte sich Barsine ein, die bis dahin
stumm vor sich hingebrütet hatte. „Perdikkas hat heute sein wahres Gesicht
gezeigt. Er wird jeden vernichten, der seine Macht gefährden könnte. Eben hat
er seine eigenen Kameraden von Elefanten zertrampeln lassen – er wird auch vor
dem Mord an ein paar ‚barbarischen‘ Frauen und Kindern nicht zurückschrecken.
Wenn er es aus Prestigegründen nicht selbst tut, dann wird Raukschana es mit
Freuden für ihn erledigen. Nein, wir müssen aus Babylon verschwinden, und zwar
so schnell wie möglich. Heute Nacht noch werde ich nach Westen aufbrechen, nach
Pergamon, zu meinem Bruder Farnavazda. Und Paruschjati sollte mitkommen.“
    Vidarna warf Barsine einen vernichtenden Blick zu. „Von dir
habe ich nichts anderes erwartet, als dass du feige die Flucht ergreifst. Deine
Familie hat es sich immer leicht gemacht. Seit Generationen habt ihr euch mit
den Jauna eingelassen, und als König Alexander Darajavahusch besiegte, haben
dein Vater und deine Brüder nicht lange gezögert, zu ihm überzulaufen. Dein
Sohn ist bereits geboren, niemand zweifelt seine Herkunft an. Du willst doch
nur verhindern, dass Paruschjatis Sohn eines Tages ein Rivale für deinen
eigenen wird.“
    „Vidarna!“, rief Frataguna bestürzt.
    Einige Augenblicke lang wurde es still, alle starrten
peinlich berührt vor sich hin, bis Barsine mit ruhiger Stimme antwortete. „Ja,
meine Familie hat lange auf der Grenze zwischen der Welt der Perser und der der
Griechen gelebt, und wir stehen dazu. Was meinen Vater und meine Brüder
betrifft, so haben sie Großkönig Darajavahusch bis zuletzt die Treue gehalten.
Sie haben sein Lager erst verlassen, als Verräter aus unserem eigenen Volk ihn
gefangen gesetzt hatten.“ Taktvoll vermied sie es zu erwähnen, dass Vidarnas
eigener Vater Mazdai sich lange vor Artavazda ergeben hatte.
    „Du solltest dich entschuldigen“, sagte Frataguna zu ihrem
Mann.
    Schwer atmend wandte sich Vidarna an Barsine. „Es tut mir
leid. Ich weiß, deine Familie ist ehrenhaft, und du selbst warst immer eine
treue Freundin für Paruschjati. Ich entschuldige mich für meine ungerechten
Vorwürfe.“ Dann wandte er sich wieder an Paruschjati. „Aber eins ist klar,
Paruschjati: Du musst eine Entscheidung treffen, hier und jetzt. Willst du
fliehen und deinen Sohn zu einem Leben in Bedeutungslosigkeit verurteilen? Oder
willst du sein Schicksal und auch deines in deine eigene Hand nehmen?“
    „Das will ich“, erwiderte Paruschjati. „Ich habe es schon
lange satt, immer nur ein Spielball in den Händen anderer zu sein! Immer in
Angst, immer der Willkür der jeweils Mächtigen ausgeliefert. Trotzdem habe ich
stets meine Pflicht erfüllt, wie es von einer Frau erwartet wird – und erst
recht von der Tochter eines Königs. Aber meine erste Pflicht ist es jetzt, das
Leben meines Kindes zu schützen. Wenn das Schicksal ihm vorherbestimmt hat,
König zu werden, dann wird es sich erfüllen, so oder so. Aber dazu muss mein
Kind erst einmal am Leben bleiben. Deshalb werde ich Babylon verlassen, so
schnell ich kann. Mir bleibt nur noch zu entscheiden, wohin ich gehe.“
    „Wieso wohin?“, fragte Frataguna. „Du gehst natürlich nach
Mada zu Parmusch und ihrem Mann. Dort bist du in Sicherheit. Welche andere
Möglichkeit gäbe es?“
    Leise sagte Barsine: „Ich habe ihr angeboten, mit mir nach
Westen zu gehen.“
    „Oh.“
    Einige Augenblicke lang sagte niemand etwas. Ich hätte es
ihr längst sagen müssen. Ich habe mit Barsine über meine Pläne gesprochen,

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