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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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weiterreisen.
    „Vorausgesetzt, wir kommen hier lebendig wieder heraus: Was
ist dein Ziel?“, fragte Paruschjati.
    „Ich weiß es noch nicht. Vielleicht Sizilien, dort gibt es
viele griechische Städte.“
    „Das geistige Zentrum der griechischen Welt ist immer noch
Athen. Wenn du eine berühmte Geschichtsschreiberin werden will, solltest du
dorthin gehen.“
    Nikobule zuckte zusammen.
    „Ich nehme an, das Buch, mit dem du hausieren gehst, hast du
geschrieben, nicht dein Bruder.“ Den Verdacht hatte Paruschjati schon lange
gehabt.
    „Eine Frau als Geschichtsschreiber.“ Nikobule lachte bitter.
„Und dann auch noch berühmt?“
    „Warum nicht? Bei euch Griechen hat es auch Dichterinnen
gegeben, wie die berühmte Sappho, und Philosophinnen, die sogar beim großen
Platon studiert haben. Warum also nicht auch eine Geschichtsschreiberin? Ich
finde nur, du solltest unter deinem eigenen Namen schreiben.“
    „Meinst du wirklich?“ Nikobule wurde rot vor Freude. „Ich
wünschte, alle würden so denken wie du. Durch Alexander hat sich die Welt von
Grund auf verändert, daher dachte ich, vielleicht ist man an seinem Hof auch
weiblichen Schriftstellern gegenüber aufgeschlossener. Deshalb kam ich nach
Babylon, aber nun, wo Alexander tot ist, sehe ich keinen Sinn darin, noch
länger zu bleiben. Natürlich würde ich gern nach Athen gehen, aber ich habe
gehört, dass sie schreibende Frauen dort noch weniger schätzen als anderswo.
Also ist Sizilien wahrscheinlich die bessere Wahl.“
    „Warum gehst du nicht nach Alexandreia in Ägypten?“
    „Ägypten?“, fragte Nikobule überrascht.
    „Alexandreia ist eine neue Stadt, vielleicht sind die
Menschen dort Neuem gegenüber aufgeschlossener als in Griechenland. Ich war bei
der Gründung dabei. Damals gab es nur ein paar Löcher im Schlamm, aber
inzwischen müsste dort eine richtige Stadt stehen. Schon damals konnte ich
spüren, dass sie eine große Zukunft vor sich hat.“
    Erst vor ein paar Nächten hatte Paruschjati davon geträumt.
Sie schloss die Augen, und wieder kehrten ihre Gedanken an den Tag zurück, an
dem sie am Ufer des Meeres gestanden und zugesehen hatte, wie die Vermesser die
Grundrisse der neuen Stadt markierten. Sie erinnerte sich an Hephaistion und an
das Gekreisch der Vögel, das sich in ihrer Wahrnehmung plötzlich in
Menschenstimmen verwandelt hatte …
    „Alexandreia ein guter Tipp“, riss Nikobule sie in die
Gegenwart zurück. „Warum gehst du nicht auch dorthin? Es hört sich so an, als
könnte es dir dort gefallen.“
    Paruschjati öffnete die Augen. „Nach Alexandreia? Was sollte
ich dort? Dort kenne ich keinen Menschen.“
    „Ich ebenfalls nicht, aber wenn wir zusammen gehen, wäre
keine von uns allein.“
    „Und wovon soll ich leben?“
    „Uns würde schon etwas einfallen. Du bist eine gebildete und
tatkräftige Frau. Vielleicht könntest du ein Buch über die Geschichte deines
Volkes schreiben, in dem es nicht aus der voreingenommenen Perspektive von uns
Griechen geschildert wird.“ Nikobule lächelte ironisch.
    „Ich glaube nicht, dass ich das Zeug zur Schriftstellerin
habe wie du“, erwiderte Paruschjati das Lächeln. „Noch weniger, dass ich damit
mein tägliches Brot verdienen könnte. Außerdem könnte ich das Mannuja nicht
antun – sie mag den Westen nicht.“
    „Es war nur eine Idee. In Alexandreia wärest du natürlich
keine Königin mehr, nicht einmal eine hochgestellte Dame. Ich kann verstehen,
dass ein solches Leben keine Alternative für dich wäre.“
    Bei Einbruch der Dämmerung waren draußen auf dem Gang Männerstimmen
und das charakteristische Getrampel von Soldatenstiefeln zu hören. Im nächsten
Augenblick flog die Tür auf, und Seleukos’ massive Gestalt füllte den Rahmen
aus, siegessicher und forsch, in der Rüstung der Königlichen Schildträger. Auf
seinem Gesicht lag ein selbstgefälliges Grinsen.
    Paruschjati sprang auf. „Wo ist Apama? Was hast du ihr
angetan?“
    „Apame? Nichts.“ Seleukos’ dröhnende Stimme füllte den Raum
aus. „Sie ist in unserem Landhaus außerhalb der Stadt und erholt sich von den
Intrigen, die ihr beide ausgeheckt habt. Ich dachte mir gleich, dass die Kerle,
die wir in den Apadana gebracht haben, nicht die gleichen waren, mit denen ihr
konspiriert habt.“
    „Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Apama und ich haben
nicht konspiriert.“
    „Gib dir keine Mühe. Wir sind genau über alles im Bilde,
Eumenes hat eine Nase für Verschwörungen. Macht euch keine

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