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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Perser die Stadt erobert
hatten. Er hatte nicht nur die Stadtmauern und die Paläste gebaut, sondern auch
den Stufenturm und viele der anderen großen Tempel. Und er hatte die
ausgedehnten Gartenanlagen am Ufer des Euphrats anlegen lassen, ein System von
stufenförmigen Terrassen, die über und über mit Bäumen und Sträuchern, Gras und
Blumen bepflanzt waren. Treppen führten von einer Terrasse zur nächsten, Wasser
plätscherte in Kanälen, fiel in Kaskaden von den oberen Terrassen, strömte in
Wasserbecken und Teiche. Wenn man zwischen den Bäumen und Pavillons oder auf
den Wiesen umherspazierte, konnte man sich kaum vorstellen, dass all das von
Gewölben und Pfeilern aus Stein getragen wurde. Wegen dieser ungewöhnlichen
Konstruktion war die Anlage unter dem Namen „Hängende Gärten“ berühmt.
    Auf dem Rückweg in den Neuen Palast sprachen sie kaum.
Diesmal hatten sie den längeren Weg durch den Garten gewählt, wo es um diese
Zeit noch angenehm kühl war. Sie schritten über schattige Wege, vorbei an
exotischen Blumen, ohne dass Paruschjati sie überhaupt wahrnahm. Sie bemerkte
auch kaum, dass Mannuja verschwunden war. Plötzlich hörten sie Frauenstimmen
und Kinderlachen. Als sie aus dem Schatten der Bäume traten, standen sie am
Rand einer Wiese, wo sich eine Dame mit großem Gefolge niedergelassen hatte.
    Barsine saß nicht auf einem Stuhl im Schatten der Bäume,
sondern auf einer Decke im Gras, der prallen Sonne ausgesetzt. Sehr unförmlich
nach persischen Begriffen. Frataguna machte ein vorwurfsvolles Gesicht, als
Paruschjati sie und den Rest ihres Gefolges zurückließ und auf die Wiese
hinaustrat. Sie wollte allein mit Barsine sprechen.
    Barsine blickte auf. „Paruschjati! Schön, dich zu sehen.“
    Paruschjati setzte sich zu Barsine ins Gras und sah dem
kleinen Jungen zu, der unter ohrenbetäubender Geräuschentwicklung auf der Wiese
umherjagte. „Offensichtlich geht es Herakles gut.“
    Trocken bemerkte Barsine: „Wie du siehst und vor allem
hörst, platzt er vor überschüssiger Energie. Er ist kaum noch zu bändigen.“
    Herakles musste jetzt fünf oder sechs Jahre alt sein. Er
hatte helle Haare und Augen wie sein Vater, dem er überhaupt bemerkenswert
ähnlich war, und das nicht nur, was sein Aussehen betraf. Paruschjati konnte
sich vorstellen, dass auch der König in diesem Alter so gewesen war – lebhaft
und laut und sehr, sehr anstrengend. Es war fast, als wolle Herakles mit allen
Facetten seiner Existenz beweisen, wessen Sohn er war, um den Umstand wieder
wettzumachen, dass der König seine Mutter nie offiziell geheiratet hatte und er
daher als illegitim galt. Gerade jetzt flitzte er im Zickzack über die Wiese,
verfolgt von zwei Jugendlichen, die kaum weniger geräuschintensiv waren als er.
    Barsine stand auf, stemmte die Hände in die Hüften und
schrie: „Hört auf mit dem Gebrüll! Ich habe euch doch gesagt, ihr sollt nicht
so wild sein!“
    „Wieso?“, brüllte einer der beiden größeren Jungen zurück.
„Es gefällt ihm doch so!“
    „Trotzdem! Wenn ihr nicht aufhört, komm ich und verprügle
euch eigenhändig!“
    Die beiden lachten geringschätzig, sie wussten wohl, was von
dieser Drohung zu halten war. Obwohl Stratokles und Ilioneus teilweise
persischer Herkunft waren, trugen sie griechische Namen und sahen auch aus wie
Griechen.
    Barsine setzte sich wieder. „In diesem Alter sind sie am
schlimmsten. Sie sehen fast aus wie erwachsene Männer, benehmen sich aber wie
Kleinkinder.“ Sie sprach nicht von Herakles, sondern von dessen Halbbruder,
ihrem älteren Sohn Stratokles; der zweite Jugendliche war Ilioneus, ihr
jüngster Bruder. Die beiden waren fast gleichaltrig und sahen einander so
ähnlich, dass sie eher wie Brüder wirkten als wie Neffe und Onkel. „Mir graut
davor, wenn Herakles einmal in dieses Alter kommt. Wie es der König mit einer
solchen Horde von Rabauken aushält, geht über meinen Begriff.“
    Stratokles und Ilioneus gehörten zu den „Königsjungen“,
deren Aufgabe darin bestand, den König zu bedienen, seine Waffen zu pflegen,
ihm aufs Pferd zu helfen und ihn auf der Jagd wie im Krieg zu begleiten.
Natürlich waren sie keine gewöhnlichen Pagen, sondern Söhne des makedonischen
Adels, die im Dienst des Königs eine umfassende Erziehung erhielten und sich
auf ihre spätere Laufbahn als Offiziere und Würdenträger vorbereiteten. Auch
die Söhne des Königs würden einmal in das Pagenkorps eintreten, wenn sie das
entsprechende Alter erreichten.
    „Dem

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