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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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und eine kühn geschwungene Nase, und seine Augen waren auffallend hell und
strahlend. Obwohl er nicht besonders groß war, fand sie plötzlich doch, dass er
wie ein König aussah.
    „Komm“, hörte sie ihre Mutter flüstern.
    Der Mann, den sie anfangs für den König gehalten hatte,
lächelte ihr ermunternd zu. Er stand unmittelbar neben ihm, und als ihr Blick
seinen Augen begegnete, fiel ihr auf, dass sie von einem intensiven Blau waren.
    „Ja, ich möchte noch etwas sagen.“ Paruschjati räusperte
sich, sie wollte, dass ihre Stimme gut zu hören war. „Ich und meine Familie,
wir sind keine edlen Damen, wie der Eunuch gesagt hat. Wir sind königliche Damen, das ist unser korrekter Titel. Mein Vater war Großkönig Artakschatra, mein
Bruder war Arescha, der nach ihm Großkönig war. Manche Leute denken, sie müssen
uns nicht mit dem gebührenden Respekt behandeln, weil mein Vater und mein
Bruder tot sind.“ Sie warf dem Eunuchen, der sich unschlüssig in ihrer Nähe
gehalten hatte, einen vorwurfsvollen Blick zu. „Wir hätten schon viel früher
vorgestellt werden müssen, vor den Familien all der Kschatrapavan und anderen
Würdenträger.“
    Alaksandas Lächeln vertiefte sich. „Gut, dass du mich auf
den Fehler aufmerksam machst“, ließ er über den Übersetzer ausrichten. „Ab
sofort werdet ihr behandelt, wie es königlichen Damen zusteht. Gibt es
vielleicht sonst noch etwas, was ich für dich tun kann?“
    Paruschjati sah zu ihrer Mutter hinüber. Damaspias Gesicht
war weiß geworden wie eine frisch gekalkte Wand, und ihre Hände krampften sich
ineinander. Auch die Gesichter von Parmusch und Frataguna wirkten erschrocken.
Im Hintergrund sah sie noch immer Barschina stehen; sie hatte sich ihren
Schleier ein wenig aus dem Gesicht gezogen und lächelte Paruschjati Mut machend
zu.
    Paruschjati wandte sich wieder Alaksanda zu. Ihr Mund war
trocken, doch sie spürte, dass dies die Chance war, ihrem Leben und ihrer
Zukunft eine gute Wendung zu geben – vielleicht die einzige Chance. „Bekomme
ich dann auch einen Ehemann, der meinem Rang entspricht? Meine beiden
Schwestern sind schon verheiratet, aber für mich müsste noch jemand Passendes
gefunden werden.“
    Erstaunt zog Alaksanda die Brauen hoch. „Bist du nicht noch
ein bisschen zu jung zum Heiraten?“
    „Im Moment noch“, erklärte Paruschjati realistisch. „Aber
bald bin ich erwachsen, und dann brauche ich einen standesgemäßen Ehemann. Am
besten wäre natürlich ein König, aber ein Kschatrapavan oder sein Sohn würde
auch reichen.“
    „In Ordnung“, sagte Alaksanda. „Ich verspreche dir: Wenn es
so weit ist, suchen wir einen passenden Ehemann für dich. Wie war noch mal dein
Name?“
    „Paruschjati.“
    „Parysatis“, sagte er versuchsweise und lächelte wieder.
    Langsam riss sie ihren Blick von ihm los und machte
Anstalten, zu Damaspia und ihren Schwestern zu gehen. Doch der alte Eunuch
verdrehte die Augen in Richtung König und ruckte mit dem Kopf wie ein Enterich
bei der Balz. Sie begriff, was er meinte, wandte sich ein letztes Mal zu
Alaksanda und verneigte sich. Er verbeugte sich ebenfalls, sogar ziemlich
formvollendet. Sein Benehmen war um Längen besser als das aller anderen Jauna,
die sie bisher kennen gelernt hatte.
    Sie folgte ihrer Mutter, die mit erstarrtem Gesicht dem
Ausgang zustrebte. Barschina stand immer noch dort und trat einen Schritt zu Seite,
um sie vorbeizulassen. Dabei rutschte ihr Schleier noch ein Stück weiter nach
hinten.
    „Barsine?“
    Der König sprang von seinem Podest und ging durch die
erstaunte Menge auf Barschina zu. „Bist du es wirklich? Wegen dem Schleier habe
ich dich nicht erkannt.“
    Neugierig geworden, blieb Paruschjati stehen, doch Damaspia
und Parmusch nahmen sie in die Zange, packten sie entschlossen unter den
Achseln und schleppten sie nach draußen. Erst ein ganzes Stück vom Zeltausgang
entfernt setzten sie sie wieder ab. Ihre Gesichter, auch das von Frataguna,
waren immer noch starr. Auf dem Weg zu ihrer Unterkunft sprach niemand von
ihnen ein Wort. In der Öffentlichkeit ließen sie sich nichts anmerken, doch
kaum waren sie im Eingang ihres Zeltes verschwunden, packte Damaspia
Paruschjati an den Schultern und schüttelte sie.
    „Warum hast du das getan?“, schrie sie. „Weißt du nicht, wie
gefährlich das war?“
    „Wieso denn gefährlich?“, erwiderte Paruschjati und
versuchte, ihre Schulter aus dem Griff ihrer Mutter zu befreien.
    „Je weniger Aufmerksamkeit wir erregen, umso

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