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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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persischen Namen machten.
    „Im nächsten Hof herrscht fast so viel Gedrängel wie hier.
Geleite die Königin Parysatis wohlbehalten hindurch!“
    Paruschjati dankte Leonnatos höflich, und er strahlte sie
an, als habe er eine Jungfrau vor einem herannahenden Seeungeheuer gerettet.
Sie und ihr Gefolge passierten den Torbau und überquerten den Zentralhof, der
ebenso überlaufen war wie die beiden anderen, nur dass die Leute hier weniger
Lärm und dafür noch wichtigere Gesichter machten. Vahauka lotste sie zügig
hindurch. Er sprach kein Wort, sondern starrte mit mürrischer Miene geradeaus.
    „Die Athener sind eine Landplage“, sagte Paruschjati, um das
Eis zu brechen.
    „Ja“, antwortete Vahauka kurz angebunden.
    „Sie halten sich für die Größten und Wichtigsten und
beanspruchen stets eine Sonderbehandlung. Dabei ist ihr Benehmen so miserabel
wie das von betrunkenen arachosischen Berghirten. Nur dass die Berghirten es
nicht besser wissen, die Athener hingegen bilden sich immer viel auf ihre
angebliche Kultiviertheit ein.“
    „Ja, die Leute machen nichts als Ärger.“
    „Was wollen sie diesmal?“
    „Ach, es geht um eine Insel, die sie vor einiger Zeit
annektiert haben. Der König hat ihnen befohlen, das Land an die ursprünglichen
Bewohner zurückzugeben. Wahrscheinlich wollen die Gesandten ihn nun bearbeiten,
dass er den Erlass zurücknimmt. Ich hoffe, er wird ihnen etwas husten.“
    „Wie geht es dem König eigentlich?“
    „Keine Ahnung. Ich habe ihn schon seit Tagen nicht mehr zu
Gesicht bekommen. Die Dienstpläne sind geändert worden, überall haben nur noch
Perdikkas’ Leute das Sagen.“
    Sie hatten den Zentralhof überquert und passierten nun das
Tor, das ihn von dem dahinterliegenden Hof trennte, an dem die Privatgemächer
des Königs lagen. Vahauka war drauf und dran, wieder in sein übliches Brüten zu
versinken.
    „Was sagen deine Kameraden? Wissen sie Näheres?“
    „Meine Kameraden?“ Vahauka schnaubte verächtlich durch die
Nase. „Die meisten von denen reden sowieso nicht mit mir. Für die bin ich nur
ein Barbar.“
    „Du bist der Sohn des Großkönigs!“
    „Der Sohn des Großfeiglings, meinst du wohl.“
    Ruckartig blieb Paruschjati stehen und starrte Vahauka an.
„Dein Vater war kein Feigling!“
    „Er ist vor Alexander davongelaufen.“
    „Dein Vater war ein tapferer Mann. Er hat den Häuptling
eines Räuberstammes im Zweikampf besiegt, als niemand sonst im Heer meines
Vaters die Herausforderung annehmen wollte. Und er hat Bagauva erledigt, das
Ungeheuer, das zwei Großkönige und ihre Familien auf dem Gewissen hatte. Er war
kein Feigling, er war nur Alexander nicht gewachsen. Das ist keine Schande.
Niemand ist ihm gewachsen.“
    „Willst du wissen, was Alexander von meinem Vater hielt?“
Vahauka sah Paruschjati von der Seite an, während sie weitergingen. In seinem Gesicht
lag große Bitterkeit. „Damals, als wir in Gefangenschaft gerieten? Ich war noch
ein kleiner Junge. Alexander hob mich hoch und setzte mich auf seine Hüfte. Er
wirkte so nett, dass ich den Mut hatte, die Arme um seinen Hals zu schlingen.
Er sagte, ich sei ein mutiger Junge, und er wünschte, mein Vater sei nur halb
so mutig wie ich. Alexander sprach natürlich griechisch, er wusste, dass ich
ihn nicht verstand, aber später war jemand einmal so ‚freundlich‘, es mir zu
sagen.“
    Sie passierten das Tor, das den Hof mit den Gemächern des
Königs von dem trennte, der einst der Hauptgemahlin des Großkönigs vorbehalten
gewesen war. Heute standen viele Räume leer, weil alle Frauen im Neuen Palast
untergebracht waren. Folglich herrschte hier weitestgehende Ruhe, und den Rest
des Weges konnte Paruschjati allein bewältigen. Sie blieben stehen.
    Der Kummer, der von Vahauka abstrahlte, war fast körperlich
zu spüren. All die Verbitterung und die Scham, die er nun schon seit Jahren mit
sich herumschleppte, zeichneten sich auf seinem Gesicht ab, das allem Kummer
zum Trotz erschreckend jung wirkte. Hilflos stand Paruschjati vor ihm und
suchte verzweifelt nach etwas Tröstendem, was sie ihm sagen konnte, ehe er sich
umdrehen und gehen würde.
    „Die Götter haben dir kein leichtes Schicksal beschert“,
sagte sie schließlich. „Aber der König hat damals die Wahrheit erkannt: Du bist
ein mutiger Junge.“
    „Ja“, sagte er, „das bin ich, und es wird der Tag kommen, an
dem ich mein Schicksal selbst in die Hand nehme.“
    „Wie meinst du das?“, fragte Paruschjati erschrocken und
hoffte zu

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