Die Pest zu London
sie aber in die City hineinkamen, so sah dort alles besser aus, und die Märkte und die Geschäfte waren geöffnet, und die Menschen gingen auf den Straßen umher wie gewöhnlich, nur waren es nicht ganz so viele wie sonst; und das blieb so bis Ende August und Anfang September.
Aber dann wendete sich das Blatt gänzlich; die Seuche ließ im Westen und in den nordwestlichen Vororten nach, und das ganze Gewicht der Krankheit verlagerte sich auf die City und die östlichen Vororte und auf das Southwark Ufer, und zwar auf das erschreckendste.
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Dann fing allerdings auch die City arg auszuschauen an, die Werkstätten wurden geschlossen, und die Straßen verödeten.
Auf den Hauptstraßen freilich zwang die Notwendigkeit die Leute dazu, sich in vielerlei Angelegenheiten zu bewegen; und um die Mitte des Tages pflegte dort eine ziemliche Menge von Leuten zu sein, aber am Morgen und am Abend konnte man auch dort kaum jemand sehen, nein, nicht einmal auf der Cornhillstraße und auf der Cheapside.
Diese Beobachtungen von mir wurden reichlich bestätigt durch die wöchentlichen Sterberegister für diese Wochen, aus welchen ich, soweit sie die von mir erwähnten Pfarren betreffen und den Überlegungen, die ich anstellte, Nachdruck verlei-hen, einen Auszug folgen lasse.
Der Wochenbericht des Registers, der diese Abnahme der Bestattungen im Westen und Norden der Stadt aufzeigt, lautet folgendermaßen:
Vom 12. bis 19. September:
St. Giles, Cripplegate
456
St. Giles in den Feldern
140
Clerkenwell
77
St. Sepulchre
214
St. Leonard, Shoreditch
183
Stepney Pfarre
716
Aldgate
623
Whitechapel
532
In den 97 Pfarren innerhalb der Stadtmauern 1493
In den 8 Pfarren auf der Southwark Flußseite 1636
Insgesamt
6070
Hier ist eine auffallende Änderung der Dinge freilich unver-kennbar, und eine traurige Änderung war es, und hätte sie noch zwei Monate länger angehalten, als es der Fall war, es wären nur sehr wenige Menschen am Leben geblieben.
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Aber dann wollte es, sage ich, die gnädige Fügung Gottes, daß als die Dinge so standen, der Westen und der Norden, die am Anfang so fürchterlich heimgesucht worden waren, sich, wie man sehen kann, sehr erholten; und wie bei uns die Leute von der Straße verschwanden, so fingen sie dort an, sich wieder herauszuwagen, und nach einer oder zwei Wochen änderte sich das Bild weiter, das heißt, so daß der andere Teil der Stadt aufatmen konnte. Zum Beispiel:
Vom 19. bis 26. September:
St. Giles, Cripplegate
277
St. Giles in den Feldern
119
Clerkenwell
76
St. Sepulchre
193
St. Leonard, Shoreditch
146
Stepney Pfarre
616
Aldgate
496
Whitechapel
346
In den 97 Pfarren innerhalb der Stadtmauern
1268
In den 8 Pfarren auf der Southwark Flußseite
1390
Insgesamt
4927
Vom 26. September bis 3. Oktober:
St. Giles, Cripplegate
196
St. Giles in den Feldern
95
Clerkenwell
48
St. Sepulchre
137
St. Leonard, Shoreditch
128
Stepney Pfarre
674
Aldgate
372
Whitechapel
328
In den 97 Pfarren innerhalb der Stadtmauern
1149
In den 8 Pfarren auf der Southwark Flußseite 1201
Insgesamt
4328
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Und jetzt war das Elend der City und der genannten Ost- und Südbezirke in der Tat besiegelt; denn wie man sehen kann, lag das Hauptgewicht der Seuche nunmehr dort, das heißt, in der City und in den acht Pfarren jenseits des Flusses und auch in den Pfarren Aldgate, Whitechapel und Stepney; und dies war die Zeit, in der das Totenregister auf solch ungeheuerliche Zahlen anstieg, wie ich es vorher erwähnt habe: acht- oder neun-, ja, ich glaube, zehn- oder Zwölftausend starben in der Woche; denn es ist meine feste Überzeugung, daß man niemals zu einer den Tatsachen entsprechenden Berechnung der Zahlen gelangen konnte, aus den Gründen, die ich bereits anführte.
Es hat da ein ganz hervorragender Arzt neuerdings einen lateinisch geschriebenen Bericht über jene Tage und seine Beobachtungen veröffentlicht, und der sagt, es seien in einer Woche Zwölftausend Menschen gestorben und davon viertausend in einer einzigen Nacht; allerdings kann ich mich nicht entsinnen, daß es je eine einzelne Nacht von so außerordentlicher Verhängnisschwere gegeben hätte, daß so viele in ihr starben. Jedoch bestätigt all dies, was ich oben über die Unge-nauigkeit der Sterberegister usw. gesagt habe, worauf ich später noch zurückkommen werde.
Und hier möge man mir erlauben, wenngleich es wie eine müßige Wiederholung erscheinen mag, mich nochmals an eine
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