Die Pest zu London
jetzt gestorben waren, nach Kräften gepflegt hatte. Dieser kummerbeladene Mann ging auf ein Dorf, das nahe der Stadt lag, aber nicht mehr zu ihrem Verwaltungsgebiet gehörte, und da er ein leeres Haus fand, erkundigte er sich nach dem Eigentümer und kaufte das Haus.
Ein paar Tage später bestellte er einen Wagen, ließ ihn mit Sachen beladen und sie zu dem Haus hinfahren; die Dorfbe-wohner wehrten sich dagegen, daß er mit dem Wagen angefah-ren kam, aber nach einigem Streit und mit etwas Nachdruck brachten die Männer, die den Wagen fuhren, ihn durch die Straße und bis vor die Tür des Hauses. Dort gebot ihnen der Konstabler erneut Einhalt und wollte ihnen nichts hineinzutragen erlauben. Der Mann ließ die Sachen abladen und vor die Tür stellen und schickte den Wagen fort; darauf schleppten sie den Mann vor einen Friedensrichter; das heißt, sie forderten ihn auf zu gehen, und er tat es. Der Richter gebot ihm, die Sachen mit dem Wagen wieder abfahren zu lassen, was er ablehnte; daraufhin befahl der Richter dem Konstabler, die Männer mit 194
dem Wagen zu verfolgen und zurückzubringen, und sie die Sachen wieder aufladen und wegfahren zu lassen oder sie in den Block zu spannen, bis sie gefügig würden; und wenn man sie nicht mehr finden könne und der Mann auch nicht zugebe, daß man seine Sachen fortschaffe, dann solle man sie an Haken von der Haustür fortschleifen und auf der Straße verbrennen lassen. Der arme Mann ließ hierauf in seiner Bedrängnis die Sachen wieder abholen, indem er sich laut und jammervoll über die Härte seines Fall beklagte. Es half ihm nichts; Selbsterhaltung nötigte die Leute zu solchen strengen Maßnahmen, an denen ihnen unter anderen Umständen nie gelegen gewesen wäre. Ob dieser arme Mann gestorben ist oder überlebte, kann ich nicht sagen, aber es hat geheißen, daß er zu der Zeit schon die Pest am Leibe hatte; und vielleicht hat man das nur gesagt, um die Art, wie man mit ihm verfuhr, zu rechtfertigen; es war nicht unwahrscheinlich, daß entweder er oder seine Sachen oder beides Gefahr bedeuteten, wo doch erst so kürzlich seine ganze Familie der Seuche erlegen war.
Ich weiß, man hat den Einwohnern der London benachbarten Städte viele Vorwürfe gemacht ob ihrer Grausamkeit gegen die armen Menschen, die in ihrer Bedrängnis vor der Ansteckung davonrannten, und viele sehr harte Dinge sind geschehen, wie schon aus dem zu ersehen ist, was bisher erzählt wurde; ich muß aber auch hinzufügen, daß, wo immer es anging, den Menschen ohne offensichtliche eigene Gefahr wohltätigen Beistand zu leisten, man gern und willig geholfen und gespendet hat. Da jede Ortschaft tatsächlich Richter in eigener Sache war, so wurden die armen Menschen, die in ihrer Hilflosigkeit hinausgelaufen waren, oft übel behandelt und wieder in die Stadt zurückgetrieben; und das führte zu einer endlosen Reihe von lauten Beschwerden und Ausfällen gegen die Landstädte und machte solches Geschimpfe sehr populär.
Und dennoch, trotz aller Vorsicht gab es, mehr oder weniger, keine einzige Ortschaft von einiger Bedeutung innerhalb von 195
zehn (oder, wie ich glaube, zwanzig) Meilen im Umkreis der Stadt, die nicht, mehr oder weniger, infiziert wurde und ihre Toten hatte. Von einigen habe ich die Listen gesehen, wie sie aufgezeichnet wurden, zum Beispiel:
In Enfield
32
In Deptford
623
˝ Hornsey
58
˝ Greenwich
231
˝ Newington
17
˝ Eltham und Lusum 85
˝ Tottenham
42
˝ Croydon
61
˝ Edmonton
19
˝ Brentwood
70
˝ Barnet und
˝ Romford
109
˝ Hadleigh
43
˝ Barking Abbot
200
˝ St. Alban
121
˝ Brentford
432
˝ Watford
45
˝ Kingston
122
˝ Uxbridge
117
˝ Staines
82
˝ Hertford
90
˝ Chertsey
18
˝ Ware
160
˝ Windsor
103
˝ Hoddesdon
30
cum aliis
˝ Waltham-Abbey
23
˝ Epping
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Noch etwas anderes kann es gewesen sein, was die Leute auf dem Land so streng mit den Stadtbürgern umgehen ließ, und besonders mit den ärmeren, und das war, was ich vorher schon angedeutet habe, nämlich daß da eine scheinbare Neigung oder gar ein böser Hang bei denen, die angesteckt waren, bestand, die andern anzustecken.
Es sind große Debatten unter unseren Ärzten gehalten worden, was den Grund dafür angeht. Einige meinen, daß es in der Natur der Krankheit liege und daß sie jeden, der von ihr ergriffen worden ist, mit einer Art von Raserei erfüllt und mit einem Haß auf die eigene Art, als ob da eine Bosheit aufbreche, nicht nur in der Seuche, sich
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